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1412 - Die Hellseherin

1412 - Die Hellseherin

Titel: 1412 - Die Hellseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder ein Hang, auf dem der Wald wuchs und sich wie eine dichte Flut bis zur höchsten Stelle der Erhebung ausbreitete.
    Ein weiteres Fahrzeug entdeckten sie nicht. Auch keinen Menschen, der sie begrüßt hätte. Das Holzhaus lag halb im Licht und halb im Schatten.
    Es war ein recht schlichter Bau mit einem flach abfallenden Dach.
    Das Holz schimmerte braun bis rötlich. Die Fenster waren klein, und in der Mitte befand sich die Tür.
    »Ein Hexenhaus«, murmelte Dagmar.
    »Passt.«
    »Sag ich doch.«
    Sie hatten sich der geschlossenen Tür genähert, und es wies nichts darauf hin, dass man sie schon zuvor entdeckt hatte. Es blieb alles ruhig.
    Sie suchten nach einer Klingel, die sie nicht fanden.
    Dafür wurde ihnen sehr plötzlich die Tür geöffnet, und wie durch Zauberei stand Anna Lebrun vor ihnen.
    »Tretet ein, ich habe euch bereits erwartet…«
    ***
    Dagmar und Harry versuchten, ihre Überraschung zu verbergen. So richtig gelang ihnen das nicht. Deshalb blieben sie zunächst auf der Schwelle stehen und taten nichts.
    Dafür bekamen sie die Zeit, sich die Frau etwas genauer anzuschauen. Anna Lebrun trug ein weit geschnittenes blaues und sehr schlichtes Kleid, das beinahe bis zu ihren Knöcheln reichte. Das pechschwarze Haar lag glatt um ihren Kopf und berührte ihren Nacken und an den Seiten die Schultern. Das Gesicht wirkte alterslos, und in ihm fielen die hochgezogenen Brauen über den dunklen Augen besonders auf. Das gab ihrem Gesicht einen leicht arroganten Ausdruck.
    Eine gerade gewachsene Nase, darunter der recht kleine Mund und das weiche Kinn. Sie trug keinen Schmuck, der eine bestimmte Bedeutung gehabt und somit auf ihre Tätigkeit hingewiesen hätte.
    Aus dem Haus strömte Dagmar und Harry ein gewisser Geruch entgegen. Nicht nur nach Holz roch es, auch nach irgendwelchen Kräutern, und das Aroma kam ihnen beiden fremd vor.
    »Wieso haben Sie uns erwartet?«, fragte Harry und schalt sich zugleich einen Narren, dass er einer Hellseherin diese Frage stellte.
    Die Lebrun lächelte nicht darüber. Sie erklärte, dass es mit ihrer Kunst nichts zu tun hatte. »Es ist einfach logisch. Ich weiß, wer Sie sind, und ich kenne Ihre Neugierde.«
    »So gut wissen Sie über mich Bescheid?«
    »Natürlich. Hätte ich Ihnen sonst die Information gegeben? Man muss seine Fühler ausstrecken. Auch ein Mensch wie ich braucht Kontakte, die man pflegt. Aber was sollen wir hier an der Tür lange reden. Das gehört sich nicht. Kommen Sie herein.«
    Sie gab den Weg frei. Schweigend traten die beiden Besucher vor.
    Auf ihren Gesichtern war keinesfalls ein Ausdruck der Entspannung zu lesen. Sie wirkten schon misstrauisch, denn das Haus kam ihnen nach den ersten Schritten vor wie eine Höhle, weil es drinnen recht düster war. Die wenigen Lampen gaben einen kaum helleren Schein ab als einige Kerzen. Manche hatten sogar die gleiche Form. Sie standen verteilt auf kleinen Regalen und leuchteten von einer Wand her gegen einen runden Tisch, auf dem eine rote Decke lag.
    Die Tür war wieder hinter den beiden Besuchern zugefallen. Sie wunderten sich darüber, dass es keine Flure oder Türen gab, sondern nur den einzigen großen Raum, in dem sich mit dicken Polstern bedeckte Stühle befanden und der Geruch von Kräutern hing.
    Die Ursache dafür entdeckten sie nicht.
    Anna Lebrun bot ihnen Plätze an. Sie selbst ging zu dem runden Tisch und baute sich dahinter auf.
    Dagmar und Harry beobachteten jede ihre Bewegungen. Sie fühlten sich inmitten dieser Szenerie unwohl und zugleich zu Statisten degradiert, die einem Regisseur gehorchen mussten.
    Anna Lebrun lächelte sie an. Dabei fragte sie: »Wie geht es dem Jungen?«
    »Recht gut«, erklärte Harry.
    »Das freut mich. Sie haben es ja geschafft. Man wird Sie belobigen. Das ist auch in meinem Sinne. Überhaupt bin ich jemand, der den Menschen sehr zugetan ist, und das hat sich im Land herumgesprochen.«
    »Ja, Sie scheinen in gewissen Kreisen bekannt zu sein.«
    »Oh, nicht nur das. Man ist mir sehr dankbar, denn ich berate Menschen, die vor wichtigen Entscheidungen stehen.«
    »Dann können Sie also in die Zukunft sehen?«, erkundigte sich Dagmar Hansen.
    Die Antwort fiel ausweichend aus. »Ich sehe schon gewisse Dinge, die andere Menschen nicht erkennen.«
    »Wie ist das möglich?«
    »Ich habe die Gabe.«
    »Ja, aber… mich stört eine Sache dabei, und die müssten sie mir erklären.«
    »Bitte.«
    »Sie sind doch angeblich tot. Aber Sie leben trotzdem. Wie kann das möglich

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