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Schuler schätzt die gegenseitige Fürsorge und spontane Hilfe. Sie sieht es den Menschen an, wenn es ihnen nicht gut geht, fragt nach, hört zu. «Als ein Mechaniker an Krebs erkrankte, war ich für ihn da. Er arbeitete, wann immer es ging. Je nach Situation redeten wir auch mal während der Arbeitszeit. Schön, dass dies bei der Rega möglich ist. Aus schwierigen Situationen versuche ich das Beste zu machen. Streit halte ich schwer aus. Aber alles und jedes psychologisch zu erforschen, liegt mir nicht. Da gehe ich lieber in den Garten.» Der Garten eines alten Zürcher Unterländer Bauernhauses. Knochenarbeit, den verwilderten Umschwung zu roden und zu bepflanzen. Jetzt fehlt nur noch das Kiesplätzchen für die Mussestunden in der Morgensonne.
Ruth Schuler erlebte die Rega vor 25 Jahren als Familie. Wehmut gestattet sie sich nicht. «Man kann nicht wachsen und dieselbe Familie bleiben. Wir müssen selber für unsere Inseln sorgen.»
Ruth Schuler-Schneider, 1959 geboren, diplomierte Kinderkrankenschwester KWS, Intensivpflegefachfrau für Neonatologie, Kinder und Erwachsene. Pflegefachfrau auf Flächenflugzeugen, seit 2001 Mitarbeiterin medizinische Logistik.
Trainierte die optimale
Kommunikation im Cockpit
Oskar Mack, Jet-Pilot 1979–2011
Oskar Mack, kreativer Kämpfer
für bessere Arbeitsbedingungen
Er unterschied nicht zwischen Arbeit und dem Rest des Lebens. «Zusammen unterwegs sein, einen Auftrag optimal lösen, danach mit der Crew ein Bier trinken, das war das Schönste. Eine Ausstellung, ein Museum besuchen. Meine Jeans konnte ich auch in Winterthur kaufen.»
Am 31. März 2011 ging Oskar Mack als Senior Commander und CRM-Trainer in Pension. Nach 31 Jahren, sechs Monaten – und etwa 5000 Einsätzen. 600 rote Nadeln stecken auf der Weltkarte in seinem Büro, 600 Destinationen. 42 Zwischenlandungen allein im neufundländischen Gander auf dem Weg nach Nordamerika und zurück. Dort war das Wetter immer schlecht, das Häagen-Dazs immer köstlich. «Ich bin kein typischer Pilot, eher kreativ als analytisch. Mich interessiert das Fluggefühl, die Bewegung im Raum.»
Schon der Bub wollte Pilot werden. In bescheidenen Verhältnissen glücklich aufgewachsen, hatte er vor allem Bergsteigen und Skirennen im Kopf. Dachte sich in der Geschichtsstunde Slalom-Kombinationen aus, die er gleich hinter dem Elternhaus aussteckte. Suchte beim Felsklettern nach der schönsten Linie. Ein bequemer Schüler, der dann doch ins Gymnasium wollte, in eine andere Welt.
Achtzehnjährig machte er das Privatpiloten-Brevet in der Fliegerischen Vorschulung. Sein Vater chauffierte ihn nach Altenrhein, Autofahren durfte er noch nicht. Zwei Jahre später hatte er die Matura in der Tasche. Was nun? Militärpilot? «Ich gehorche nicht gern.» Er nahm sämtliche Hürden für die Luftverkehrsschule SLS. Nach der Ausbildung die «Riesenkrise». Swissair-Pilot mit 23, dachte er, «mein Leben ist gelaufen». Auch diese Institution gab sich militärisch unfreundlich. Aber er wollte fliegen. Dass die Swissair ihn dann doch nicht einstellte, war «die grosse Befreiung».
Er kontaktierte die Rega. «Kommen Sie morgen um acht auf den Flughafen, wir fliegen nach Rimini.» Und schon hatte sie aufgehängt, Ursula Bühler Hedinger, Tochter des Pioniers Fritz Bühler und erste Pilotin der Rega. Mack fliegt als Gast mit. In Rimini schob ihm Frau Bühler eine Ansichtskarte zu, «machen Sie schon». Er schrieb seinen Eltern. Der Patient wurde eingeladen, die Pilotin rollte weg, hielt an, öffnete die Tür bei laufenden Triebwerken und sprang im Rock aus dem Flugzeug – um nochmals etwas zu prüfen. Nach der Landung die spitze Frage: «Ist alles klar?» Oskar Mack wollte zur Rega. «Zu jung, zu unerfahren», hiess es, «melden Sie sich später wieder.»
Nach ein paar Monaten kam die Empfehlung für eine Stelle als Privat-Kopilot im Tessin. Oskar Mack flog zwei Jahre lang für Tito Tettamanti und seine Leute: «Meine Jugendsünde.» Immerhin lernte er den Mittelmeerraum kennen, die Kultur, das Essen, die italienische Sprache. Eine harte Schule in der Cessna Citation 500 und der King Air 100 – «Cowboyfliegerei». Trotz Action à la James Bond und Schwimmbad vor dem Schlafzimmer: «Nach zwei Jahren hatte ich das Gefühl, in einem Altersheim zu sitzen, während das Leben an mir vorbeiging.»
Das Leben? Er wollte Biologie studieren, um das Leben kennen zu lernen. Ein Trugschluss, das merkte er spätestens, als eine Heuschrecke seziert war und ihr
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