1416 - Blutrausch
nicht geklungen.
»Wo hast du ihn gesehen?«
»Nicht mal sehr weit von hier. Aber ich denke, dass es besser ist, wenn wir hineingehen. Was ich zu sagen habe, ist auch für John Sinclair sehr wichtig.«
Suko überlegte keine Sekunde. »Gut, dann gehen wir…«
***
Der Pfähler spürte den Wind in seinem Gesicht. Er war euphorisch.
Er hatte auf seinen großen Helfer gesetzt und war nicht enttäuscht worden.
Jetzt gab es nichts mehr, was ihn von seinem neuen Leben abhalten konnte. Er würde den dritten Biss erleben, und es würde verdammt schnell gehen, das stand fest.
Die Klauen der riesigen Fledermaus hielten ihn fest. Er brauchte keine Angst davor zu haben, zu Boden zu stürzen, denn Mallmann wusste genau, was er tat.
Sie flogen weiter. Marek sah nicht, in welch eine Richtung sie sich bewegten. Sie glitten durch die Dunkelheit, und als er nach unten schaute, weil sie an Höhe verloren, da sah er unter sich die breite, sehr dunkle Masse, die keinen Anfang und kein Ende zu haben schien.
Der Pfähler wusste auch, was unter ihnen lag. Es war der Wald, der sich ebenfalls in diesem breiten Karpatental seinen Platz gesucht hatte. Rechts und links des Tals stiegen die Berge an, aber dort würden sie bestimmt nicht hinfliegen, denn Dracula II war jemand, der seine Pläne immer durchzog.
Sie setzten zur Landung an und glitten nicht nur dem Erdboden entgegen, sondern auch hinein in die Einsamkeit in der Nähe des Waldes, in die sich so leicht kein Mensch verirrte.
Das Rauschen in seinen Ohren klang ab. Dracula II veränderte seinen Griff. Mareks Beine sanken nach unten, sie pendelten aus, und dann schlug er mit den Füßen gegen den Boden.
Er wurde losgelassen, hatte damit nicht gerechnet und stolperte über die eigenen Beine, sodass er auf dem Bauch landete. Sein Kopf verschwand im hohen Gras. Das Gesicht berührte die feuchte Erde, und so blieb er liegen.
Im Kopf hörte er das Rauschen. Die Sucht trieb wieder in ihm hoch. Er dachte an das Blut, das er so gern trinken wollte. Doch es war ihm nicht mehr möglich, den Gedanken daran weiterzuverfolgen, denn er hörte Mallmanns harte Stimme.
»Dreh dich um!«
Der Pfähler wälzte sich auf die Seite. Er wollte aufstehen, doch der nächste Befehl zwang ihn, am Boden zu bleiben.
»Bleib auf dem Rücken liegen!«
»Natürlich.«
Dracula II stand vor ihm. Er hatte sich innerhalb kurzer Zeit wieder in einen Menschen verwandelt, der er natürlich nicht war. Nur äußerlich sah er so aus. Tatsächlich aber dürstete ihn nach Blut, das er so gern schlürfte.
Der Supervampir sackte in die Knie. Er beugte sich sodann nach vorn, und Marek sah das bleiche Gesicht näher schweben. Er sah auch den Mund, den Mallmann jetzt öffnete, sodass seine beiden scharfen Zähne sichtbar wurden.
»Es wird alles sehr schnell gehen, Marek. Der dritte Biss fehlt noch. Er ist der alles entscheidende. Danach wirst du ganz zu uns gehören und nur das tun, was ich von dir verlange oder wohin deine eigene Gier dich treibt. Lange, sehr lange habe ich auf diesen entscheidenden Moment gewartet. Es kam immer wieder etwas dazwischen. Sogar heute noch hat die Cavallo es versucht, diese miese Verräterin. Aber ich bin letztendlich stärker gewesen.«
»Ja, ja«, flüsterte der Pfähler, der fast zu einer anderen Person geworden war. Was aus seiner Kehle drang, war allerdings mehr ein Röcheln. Trotzdem konnte er es kaum erwarten. Er hob sogar den Kopf etwas an, dabei drehte er ihn nach rechts, damit Mallmann seine linke Halsseite sah, die schon von den beiden ersten Bissen gezeichnet war.
»Und danach«, flüsterte Dracula II, »wirst du genau das tun, was ich von dir verlange.«
»Alles tue ich, alles…«
»Gut«, flüsterte der Blutsauger und beugte sich noch tiefer. Er streichelte mit einer Hand über Mareks Wange und schaute dabei in das graue faltige Gesicht mit den weit geöffneten Augen.
Ein letztes Kichern. Ein Ausdruck der großen Vorfreude auf den dritten Biss.
Dann zuckte der Kopf nach unten.
Marek riss den Mund auf. Aber nicht, um zu schreien. Es war eine Reaktion auf seine Erwartung. Kein Schrei, kein Laut mehr, dafür die volle Konzentration auf den Biss.
Tief wie Messer drangen die Zähne in die Haut und in das Fleisch des Pfählers.
Mareks Schicksal war besiegelt!
***
Ich hatte den beiden die Tür geöffnet und sah an ihren Gesichtern, dass es keine gute Nachrichten zu vermelden gab. Sie kamen mir vor wie von einer dünnen Betonschicht überzogen. Weder bei Justine noch bei
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