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142 - Der Bluttempel

142 - Der Bluttempel

Titel: 142 - Der Bluttempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Außen angingst. Was für eine Bedeutung hat denn dieser Kampf gegen die Daa’muren, an die du dauernd denken musst? Wird es etwas ändern, ob du von ihnen übernommen oder ermordet wirst, ob dieser verfaulte Planet dabei drauf geht? Der Tod des Menschengeschlechts ist seit Anbeginn aller Zeiten vorherbestimmt, genauso wie der jedes Einzelnen von uns. Es kommt schlussendlich nur darauf an, was man aus seinen Chancen macht. Und du, angeblicher Sohn der Finsternis, wirst am Ende dastehen und erkennen, dass nichts, was du gemacht hast, wirklich von Bedeutung war. Denn du hast es nie gewagt, in dich selbst hinein zu sehen, dich selbst kennen zu lernen.«
    Pjotr las in seinen Gedanken wie in einem offenen Buch.
    Alles mühsam erworbene Wissen über die Daa’muren, Matts wundersame Ankunft in der neuen Zeit, die mögliche Unsterblichkeit – binnen weniger Momente waren die Informationen aus seinen Erinnerungen gesogen worden und auf den Fettsack übergegangen.
    »Jetzt zitterst du, nicht wahr? Es wird dir allmählich bewusst, dass du ein Nichts bist im Vergleich zu mir, dem Obersten Noskopzen. Ja, man sollte Wesen nie nach ihrem Äußeren beurteilen.« Er lachte schrill. »Wie geht es deinem Finger? Schmerzt er? Lässt er sich nicht mehr kontrollieren?«
    Ein Rülpser ertönte. »Du langweilst mich, Sohn der Finsternis. Ich will deinen Anblick nicht mehr ertragen müssen.«
    Er winkte mit einer seiner abstrus kleinen Hände, und Matts Finger betätigte ohne sein bewusstes Zutun den Auslöser des Drillers.
    ***
    Aruula marschierte unruhig treppauf und treppab. An der Vorderfront des Tempeleingangs entlang zwängte sie sich zwischen den von hinten nachschiebenden Baumwurzeln hindurch, suchte nach einem geheimen Eingang, den sie nutzen konnte. Das runde Tor mit den starr auf sie herabblickenden Augen ließ sich nicht dazu bewegen, beiseite zu rollen, wie sie es zuvor gesehen hatte.
    Wie hatte sie Matts Wunsch nur zustimmen können? Ach, es war zum Verzweifeln! Wütend trat sie gegen den steinernen Treppenlauf, fetzte Moos, Efeu und Luftranken aus dem Gewächsteppich, der ihn im Laufe der Jahrhunderte überzogen hatte.
    Nachdem Matt den Tempel betreten hatte, waren all seine Gedanken einfach weg gewesen. Es konnte unmöglich der Fels sein, der nunmehr zwischen ihnen lag. Ein anderer Einfluss musste sich zwischen sie und ihn geschoben haben.
    »Denk nach, Kriegerin, denk nach!«, feuerte sie sich selbst an, atmete dabei tief ein. Ohne sich großartig konzentrieren zu müssen, schweiften ihre sensiblen Sinne umher. Es dunkelte bereits, und nachtaktive Jäger würden jetzt erwachen.
    Konnte es sein, dass eine andere Macht, eine Art gedanklicher Schutzschirm, sie daran hinderte, mit Matt Kontakt aufzunehmen? Erzvater und die Seinen, ebenfalls telepathisch begabt, schirmten sich gegen ihren geistigen Zugriff meist erfolgreich ab. Wenn die Noskopzen tatsächlich mit den Nosfera verwandt waren, vielleicht konnten sie einen natürlichen Verteidigungswall gegen Außenstehende errichten?
    Die Dunkelheit kam überraschend und überfallartig. Bloß ein Hauch von Licht des Sternenfirmaments blieb ihr, um die Umgebung andeutungsweise erkennen zu können.
    »Bis morgen Mittag soll ich ihm Zeit geben, sagt er.«
    Aruula entfernte sich leise schimpfend vom Tempel. Die Flugandronen mussten trotz der späten Stunde noch gefüttert und getränkt werden. Ihr untrüglicher Instinkt wies ihr den richtigen Weg. »Ich soll mir keine Sorgen machen, sagt er. Es könne ihm nichts passieren, sagt er.« Sie seufzte. »Bis morgen, wenn die Sonne aufgeht, warte ich. Keinen Moment länger. Dieser Tölpel stolpert doch von einer Katastrophe in die nächste, wenn ich nicht auf ihn aufpasse. Na ja, die paar Stunden wird er wohl noch überleben…«
    ***
    Im letzten Moment rückte Matts Hand, vom Willen des Obersten gesteuert, ein Stückchen beiseite. Das Geschoss, kaum größer als eine Kugelschreiberspitze, explodierte zwanzig, fünfundzwanzig Meter von ihm entfernt in einem Stalagmitenwald. Splitter fuhren heulend und zischend umher, und der ganze Hohlraum schwang mit, als sich das Echo ausbreitete, zurückprallte, sich im Ton veränderte und erneut entfernte. Mit Schaudern dachte Matt an die -zigtausend Tonnen Gestein, die sich über seinem Kopf befanden. Eine natürlich gewachsene Höhle wie diese war eine äußerst fragil gebaute Laune der Natur, die jederzeit in sich zusammenstürzen konnte.
    Von überall her mischten sich Schreckensschreie in die

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