142 - Die Vampir-Maschine
brauchen auch nicht unbedingt Blut, um existieren zu können. Wir leben im Zeitalter der Computer. Jedes Unternehmen ist heute mit Elektronik durchsetzt. Je größer der Konzern, desto mehr ist er auf die Computer angewiesen. Man sichert sich mit Codes ab, damit sich kein Unbefugter einschalten kann, aber wenn es uns doch gelingt, wenn wir drinnen sind im System eines solchen Konzerns, könnten wir Geld und Daten stehlen oder ziemlich große Verwirrung stiften. Wir könnten so ein Unternehmen ruinieren. Doch das liegt nicht in unserer Absicht. Was wir wollen, ist etwas ganz anderes. Wir möchten diesen multinationalen Konzernen nichts wegnehmen. Im Gegenteil, wir haben die Absicht, ihnen etwas zu geben: Vampire! Sie kommen aus ihren Computern und infizieren Menschen, die leitende Positionen innehaben, die also etwas zu sagen haben. Und plötzlich wird das ganze Unternehmen nach unseren Vorstellungen geführt.«
»Eine grauenvolle Zukunftsvision«, sagte Irene.
»Noch läßt sie sich nicht realisieren, weil die Vampire nicht lange genug leben, aber wenn wir diese Hürde genommen haben, steht der Verwirklichung unseres Plans nichts mehr im Wege!«
»Dann leiten Ihre Vampire Ölkonzerne, Banken, Computerfirmen, Fluggesellschaften…«
»Ich werde Einblick haben in alle Wirtschaftszweige, werde die größten Unternehmen der Welt kontrollieren und lenken«, sagte Professor Kull mit funkelnden Augen. »Im Moment können wir aber auch noch einen anderen Weg einschlagen. Sie befinden sich hier in einem bekannten Gesundheitscenter. Zu uns kommt die Creme de la Creme. Personen aus der Hochfinanz, Vertreter des Geldadels. Ich kann Glover bitten, sich des einen oder anderen Gastes anzunehmen. Sie verstehen?«
»Ein Fabrikdirektor kommt her, um sich von den Strapazen des Alltags zu erholen - und als Vampir kehrt er zurück«, sagte Irene erschüttert. »Was sind Sie nur für ein Mensch, Professor Kull?«
Das wahnsinnige Wissenschaftsgenie lächelte eisig. »Ich lege größten Wert auf die Feststellung, daß ich kein Mensch, sondern ein Dämon bin.« Er trat näher an Irene heran. Sie sah ein violettes Funkeln in seinen Augen. »Mein Weg führt steil nach oben. Niemand kann mich aufhalten. Wer es versucht, wird von mir überrannt. Ich mache Robin Lodd zu meinem Sklaven. Er wird mir sein Manuskript bringen und mir dienen. Du wirst dafür sorgen.«
Mortimer Kull wandte sich um und begab sich zum Computer. Seine geschmeidigen Finger flogen über die Tastatur, und auf dem Bildschirm erschien eine tödliche Höllengrafik, der Irene Hastings zum Opfer fallen sollte.
Vampire entstanden und richteten ihren aggressiven, gierigen Blick auf das verzweifelte Mädchen…
***
Robin Lodd besaß ein großes Haus im Westen der Stadt. Tucker Peckinpah hatte ein Treffen mit ihm für mich arrangiert, und der Reporter war bereit, zu glauben, daß ich eine saubere Weste hatte. Er glaubte es vor allem deshalb, weil ihn Peckinpah wissen ließ, daß den Mord an Adrian Hooker Professor Mortimer Kull angezettelt hatte, und dem traute Robin Lodd alles zu.
Ich war mit dem Reporter allein. Cruv hatte mich vor seinem Haus abgesetzt und war dann zu Peckinpah zurückgekehrt. Boram hatte sich nach Hause begeben.
»Ich bewundere Ihren Mut, Mr. Lodd«, sagte ich anerkennend.
»Nennen Sie mich Robin«, verlangte er.
»Okay. Ich bin Tony.«
Lodd strich sich mit der Hand über das schwarze Haar. »Ich würde es nicht Mut nennen, Tony, aber Courage, die durch Zorn und Empörung entstand. Ich meine, was dieser Kull alles auf dem Kerbholz hat, darf man einfach nicht durchgehen lassen, wenn man ein gesundes Rechtsempfinden besitzt. Dieser Mann gehört hinter Schloß und Riegel. Was ich gegen ihn zusammengetragen habe, reicht aus, ihn für lange Zeit gesiebte Luft atmen zu lassen. Mr. Peckinpah sagte mir, daß Sie schon ziemlich lange hinter unserem gemeinsamen Feind her sind.«
Ich nickte. »Und noch nie konnte ich ihn packen.«
»Woran lag das? Bestimmt nicht an Ihnen. Ich halte Sie für einen guten, gefährlichen Mann.«
»Kull ist wie ein Stück nasse Seife. Wenn man zupackt, flutscht er davon.«
»Ich habe mir einen Spezialhandschuh zugelegt, damit das nicht passieren kann. Auf seiner Handfläche befinden sich Spikes.«
»Sie meinen Ihr Manuskript.«
»Ja. Das ist eine Bombe, tausend Seiten dick. Sie wird Kull zerreißen.«
»Hat er noch nichts gegen Sie unternommen?« fragte ich.
»Er kann mir nichts anhaben. Das Manuskript ist so gut
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