142 - Zakum, der dunkle Archivar
die ihn aber ebenfalls verjagte. Verärgert ließ er sich auf dem Fernseher nieder und schimpfte leise vor sich hin.
„Kommen wir sofort zur Sache", sagte Coco ungeduldig. „Weshalb muß du so dringend mit mir sprechen?"
Rebecca berichtete ziemlich ausführlich, was sie von Nikodemus Thurgau erfahren hatte. Den Teil der Unterhaltung, der sich ausführlich mit Coco Zamis und Dorian Hunter beschäftigt hatte, verschwieg sie jedoch.
„Ruud Jong will mich also töten", stellte Coco verächtlich fest.
„Du darfst ihn nicht unterschätzen, Coco. Er hat sich mit Daniel Danet verbündet."
„Danke für die Warnung, ich werde in nächster Zeit noch vorsichtiger sein. Du wirst mir sicher nicht verraten, welche Bedeutung diese Blutuhr für dich hat, und das kann ich auch verstehen. Woher hat Ruud Jong diese Information erhalten?"
„Es kommen nur Olivaro und Zakum in Frage", meinte Rebecca.
„Ich bezweifle, daß Olivaro etwas von der Blutuhr weiß."
„Woraus schließt du das?"
Coco warf Dorian einen kurzen Blick zu, der beschlossen hatte, sich an der Unterhaltung nicht zu beteiligen.
„Er hatte einfach keine Zeit, sich um das Archiv zu kümmern, Rebecca. Nach Asmodis Tod hatte er ganz andere Sorgen. Das Archiv umfaßte Tausende magischer Kugeln, Dokumente und unzählige Gegenstände. Er behielt nur ein paar Kurzbeschreibungen der wichtigsten Sippen, alles andere versteckte er ziemlich wahllos an verschiedenen Orten. Darunter kann sich diese Blutuhr befunden haben, aber es gibt dafür keine Bestätigung."
„Hm, wenn ich dich richtig verstehe, dann willst du damit andeuten, daß Zakum einige Aufzeichnungen und Gegenstände zurückgehalten hat?"
Coco nickte. „Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Vermutlich hat Zakum Kopien angefertigt. Nun kommt Ruud Jong zu ihm, verlangt eine Kampfansage gegen dich, die er nicht genehmigt. Dieser Heuchler sieht in den magischen Aufzeichnungen nach und findet unter Rebecca einige interessante Hinweise, und vielleicht auch die Anmerkung: Blutuhr. Ich bin sicher, daß er keine Ahnung hat, wie dieser Gegenstand dir schaden kann."
„Aber weshalb soll er das Ruud Jong verraten haben?"
Coco verdrehte die Augen, wieder einmal ärgerte sie sich über die Begriffsstutzigkeit ihrer Freundin.
„Versetze dich einmal in Zakums Lage", sagte Coco und schluckte ihren Ärger hinunter. „Eine unbedeutende Vampirin namens Rebecca wird plötzlich Erbin von Toths Vermögen, sie soll getötet werden, wird aber auf rätselhafte Weise befreit. Einen Tag später zwingt sie die Wiener Sippen in die Knie, sichert sich Vigors Hilfe und stellt Ruud Jong eine Falle, die nur ein sehr begabter Magier errichten konnte. Danach begeht sie die Geschmacklosigkeit und verschickt Aufzeichnungen der schändlichen Tat. Monate vergehen, doch Rebecca läßt sich nicht blicken."
„Ich weiß, daß ich da einen gewaltigen Fehler gemacht habe. Aber das kann ich nicht mehr ändern, ich hätte auf deine Warnungen hören sollen."
„Deine Reue hilft uns nicht weiter. Zakum beginnt zu überlegen, wer dir geholfen hat. In seinen Aufzeichnungen findet er sicherlich den Hinweis, daß wir früher oft zusammen waren. Nun vermutet er, daß ich dir geholfen habe. Ja, er geht sogar noch einen Schritt weiter. Er glaubt, daß ich es war, der dir den Zauber gegen Ruud Jong zuspielte. Aber er will sich Gewißheit verschaffen. Geschickt gibt es das alles als Gerücht weiter, du hörst davon, eilst nach London und setzt dich mit mir in Verbindung. Viel hast du in der Zwischenzeit nicht gelernt, meine Liebe."
„Und wie hättest du an meiner Stelle reagiert?" fragte Rebecca, die ein wenig eingeschnappt war. Coco lächelte. „Ich wäre in Wien geblieben und hätte behauptet, nie etwas von einer Blutuhr gehört zu haben. Ruud Jong solle ruhig danach suchen."
„Das kann ich noch immer sagen."
„Ja, aber kein Dämon wird es dir glauben."
„Wunderbar. Wie soll es nun weitergehen? Ich möchte gerne mit Olivaro sprechen, Coco."
„Olivaro ist verschwunden", log Coco ungeniert. „Wahrscheinlich ist er sogar tot. Seit unserer Rückkehr von Malkuth haben wir nichts mehr von ihm gehört."
„Das ist eine höchst unerfreuliche Nachricht."
Der Dämonenkiller lauschte interessiert der Unterhaltung, und er stimmte seiner Gefährtin zu, daß sich Rebecca alles andere als klug verhalten hatte. So wie es im Augenblick aussah, war Zakum der momentane Herrscher der Schwarzen Familie. Nach den Vorstellungen der Moslems stehen in der
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