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1420 - Der Geisterhenker

1420 - Der Geisterhenker

Titel: 1420 - Der Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dieselbe Waffe war, die ich in meinem Traum gesehen hatte, das wusste ich nicht. Ich konnte es mir allerdings vorstellen.
    Er tat noch nichts, er schaute nur. Ich versuchte zu erkennen, ob sich die Pupillen in seinen starren Augen bewegten. Ich bemerkte nichts, aber ich beging auch nicht den Fehler, weiterhin nach meiner Beretta zu tasten. Das konnte ihn vielleicht provozieren und zu einer schlimmen Tat verleiten.
    Für mich sah der Henker aus, als hatte man ihn als Statue auf die Türschwelle gestellt und gesagt: »So, sieh mal zu, dass du damit fertig wirst.«
    Geisterhenker war er genannt worden. Einer, der die Todesspritze bekommen hatte und wieder zurückgekehrt war.
    Aber als was?
    Als Geist? Als Zombie?
    Ich hatte meine Erfahrungen mit grausamen Henkern machen können. Im Laufe der Jahre hatte sich da einiges angesammelt, aber bei diesem hier wusste ich nicht, wie ich ihn einschätzen sollte.
    Geist? Zombie? Oder eine Mischung aus beidem?
    Zumindest einer, der den Tod überwunden hatte, wenn denn alles so stimmte.
    Daran schloss sich die nächste Frage an. Gab es denn tatsächlich Wesen, die so etwas schafften?
    Da hatte ich meine großen Zweifel, aber ich war auch nicht allwissend und lernte gern etwas dazu.
    Zumindest war der Henker allein gekommen. Eine zweite Person war nicht zu sehen. Ich dachte natürlich an Saladin, aber ich schloss auch nicht aus, dass er sich irgendwo im Hintergrund aufhielt und dann erschien, wenn er die Zeit für reif hielt.
    Eine wie tiefgekühlte Stille umgab mich. Der Henker brauchte nicht zu atmen, und ich hielt den Atem an, weil ich die Stille durch nichts stören wollte.
    Er bewegte sich zuerst!
    Ich stieß die Luft aus, als ich das Zucken seines rechten Beins sah.
    Er hob es an, ging einen Schritt nach vorn, setzte den Fuß wieder auf, und dies geschah lautlos.
    Aber er ging nicht wie ein Geist. Er bewegte sich wie ein normaler Mensch, sofern man hier von normal sprechen konnte. Auch beim nächsten Schritt hörte ich nichts, und ich sah, wie das Beil in seinen Händen leicht wippte.
    Für ihn war ich das ideale Opfer. Nichts blitzte in seinen Augen.
    Sie blieben kalt und gefühllos. Aber er behielt mich im Blick, und ich wagte nicht, mich zu bewegen.
    Er schlich schwebend heran. Er roch nicht wie ein Zombie. Es gab keinen Leichen- oder Grabgeruch, der von ihm ausging. Dieser Henker war wirklich ein neutrales Geschöpf. Er tötete völlig kaltblütig und emotionslos, wie er es früher schon bei den Illuminati getan hatte, um ihnen Gegner vom Hals zu halten.
    Ich hätte gern gewusst, wie viele Opfer unter seiner Klinge ihr Leben ausgehaucht hatten. Doch er würde mir bestimmt keine Antwort auf die Frage geben.
    Der Henker schlug einen leichten Bogen um mich. Er musste dabei leicht in die Knie gehen, wenn er meinen Hals treffen wollte.
    Das tat er noch nicht. Er ragte recht hoch vor mir auf, und ich schaute wieder in das bleiche, maskenhafte Totengesicht.
    »Wer bist du?«, fragte ich ihn. »Kannst du reden? Sag es. Bist du ein Mensch? Bist du ein Geist?«
    Er blieb stumm. Aber er war im dämonischen Sinne schon etwas Besonderes, denn ich bemerkte die Reaktion auf meiner Brust. Genau dort, wo das Kreuz hing, spürte ich den leichten Wärmestoß, der sich kreisförmig auf meiner Haut ausbreitete.
    Ich war nicht überrascht. Ich hatte schon damit gerechnet, dass dies eintreffen würde. Doch es half mir nicht. Das Kreuz konnte mich in diesem Fall nicht retten. Ehe ich es hervorgeholt hätte, wäre der Henker bei mir gewesen und hätte zugeschlagen.
    So also nicht…
    Vielleicht konnte ich ihn aufhalten. Ihn zum Reden bewegen, doch mir fielen nicht die richtigen Worte ein.
    Angst und ein Gefühl von Hilflosigkeit griffen nach mir. Ich sah einfach keine Chance mehr.
    Ich konnte auch nicht aus dem Sessel springen und der verdammten Gestalt an die Gurgel gehen. Dafür war ich viel zu schwach, und so musste ich es bei meinem jetzigen Status belassen.
    Er kam noch näher.
    Innerlich zitterte ich. Ich fragte mich zudem, wann er zum alles entscheidenden Schlag ausholen würde. Wenn man mich später irgendwann fand, würde mein Kopf in einer Ecke liegen und der Torso vielleicht noch im Sessel sitzen.
    In diesem unbeweglichen Gesicht regte sich nichts. Er würde auch nicht durch ein Zucken in seinen Augen bekannt geben, wenn er sich entschlossen hatte, mich zu köpfen.
    Aber er hob das Beil!
    Sah so mein Ende aus?
    Aus seiner Mundöffnung drang ein Geräusch hervor. Ein dumpfer Laut,

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