1420 - Der Geisterhenker
möglicherweise ein Lachen der großen Vorfreue.
Oder nicht?
Ich wusste es nicht. Ich schaute auf das Beil, das der Henker jetzt anhob. Wenn seine Haltung dabei blieb, dann würde er mir die Schneide in den Kopf hacken, wie ich es schon bei Beth Ingram in meinem Traum erlebt hatte.
Der Luftzug erwischte mich zuerst…
***
Suko schaute auf das gebrochene Siegel. Jemand hatte die Wohnung der Toten betreten, und er ging davon aus, dass sich zumindest zwei Personen in der Wohnung aufhielten, wobei eine von ihnen einen Schuss abgefeuert hatte.
Jetzt war es still!
Suko legte sein Ohr an die Tür. Er wollte horchen. Möglicherweise hörte er etwas, das ihn weiterbrachte. Die Stille hinter der Tür machte ihn nicht froh. Sie sorgte vielmehr für ein Kribbeln auf seiner Haut und in seinen Fingerspitzen.
Er fragte sich, ob die Tür von innen abgeschlossen war. Wenn nicht, würde Suko leichter einbrechen können. Dann ging es mit der Scheckkarte. Ansonsten würde er das Schloss zerschießen müssen.
Genau in diesem Moment kam ihm ein Engel zu Hilfe. Kein richtiger, es sei denn, Engel räuspern sich mit der Stimme eines Mannes.
Das geschah hinter Suko, und natürlich drehte er sich auf der Stelle um.
Etwas verlegen stand der Nachbar vor ihm, den Suko eigentlich weggeschickt hatte.
»Entschuldigen Sie, aber ich dachte, ich könnte Ihnen helfen, denn ich habe etwas gefunden.«
»Was denn?«
»Hier.« Er hob die rechte Hand, und jetzt sah Suko den blitzenden Schlüssel zwischen zwei Fingern klemmen.
Er erfasste die Lage sofort. »Passt er zur Tür?«
»Ja. Beth Ingram hat ihn mir gegeben. Wenn sie mal weg war, dann bin ich ab und zu in die Wohnung gegangen, um die Bäume zu begießen und den Inhalt des Briefkastens dort abzulegen. Ich hatte ihr Vertrauen. Wir waren uns sympathisch und jetzt nach dem Schuss…«
»Mein Gott, Sie sind wirklich so etwas wie ein Engel…«
Der Mann bekam ein rotes Gesicht. »Bitte, ich wollte nur helfen.«
»Danke, das haben Sie. Aber jetzt müssen Sie sich zurückziehen. Ich kann für nichts garantieren.«
»Natürlich, Sir.«
Der Mann ging nach draußen. Diesmal überzeugte sich Suko davon. Erst dann beugte er sich zum Schloss nieder. Es stand nicht vor, schloss mit der Tür ab, und Suko schob den Schlüssel vorsichtig in den schmalen Schlitz.
Er passte, und es war nicht mal das geringste Geräusch zu hören.
So konnte es weiterhin bleiben.
Suko war ein Fachmann, was das Öffnen von Türen anging. Auch hier verursachte er kein Geräusch, so sehr es ihn auch drängte. Er wusste genau, wie er sich zu verhalten hatte, und er war froh, dass sich auch die Tür so verhielt, wie er es sich wünschte.
Sie ließ sich lautlos nach innen schieben, was Suko mit einem Lächeln quittierte.
Dann stand er in der Wohnung.
Er hielt den Atem an. Jetzt war es wichtig, sich nicht ablenken zu lassen. Lauschen auf das geringste Geräusch und dann das Richtige tun.
Da war nichts.
Nur die Stille. Eine leere und auch wirklich stille Wohnung. So der erste Eindruck.
Suko traute dem Frieden nicht. Stille, das konnte auch Tod bedeuten oder auch, dass sich die Person, die geschossen hatte, an einer sicheren Stelle versteckte.
Wohin zuerst?
Suko zog die Beretta. Im Gegensatz zu vielen anderen Polizisten hielt er sie nur in einer Hand, als er sich an die Durchsuchung machte.
Ein Teppichläufer bedeckte den Steinboden. Er erinnerte in seiner Farbe an eine lange Blutzunge.
Suko sah dies als Zeichen an. Er schlich genau in die Richtung. Alles an ihm war gespannt, und er spürte jetzt, dass er nicht allein in der Wohnung war. Es gab keinen optischen Beweis, nur erreichte ihn ein bestimmter Geruch, der seiner Meinung nach nur von einem Menschen stammen konnte.
Er setzte auf sein Glück, schon beim ersten Versuch genau das richtige Zimmer zu finden.
Die Türen waren alle nicht geschlossen.
Suko schritt auf eine zu. Er schaute durch den schulterbreiten Spalt in einen recht großen Raum, und er ging davon aus, dass es das Wohnzimmer war.
Nur kein Geräusch hinterlassen. So leise wie möglich sich voran bewegen. Kein heftiges Atmen. Allein die Stille musste es bringen und seine Nerven.
Er erreichte die Tür, und seine sensiblen Ohren fingen ein Geräusch auf. Zu identifizieren war es nicht, aber Suko wusste jetzt, dass er sich am richtigen Ort befand.
Noch ein langer und lautloser Schritt, dann hatte er sein Ziel erreicht und warf einen Blick durch die Öffnung in den dahinter liegenden Raum.
Er hatte
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