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1425 - Medusas Vermächtnis

1425 - Medusas Vermächtnis

Titel: 1425 - Medusas Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ab.« Schultz probierte den Wein und hörte seinem Nebenmann genau zu. Bei ihm trat etwas ein, das nur selten passierte. Er blieb ruhig und hielt sich mit Zwischenfragen zurück. Aber sein Gesicht nahm schon einen besorgten Ausdruck an, und auch sein lautes Einatmen wies auf seine Besorgnis hin.
    Dass er hin und wieder stotterte, ärgerte Gerard ein wenig, aber es war besser, wenn sein Freund die ganze Wahrheit erfuhr. Und dann wartete Gerard auf die Reaktion seines Gegenüber.
    »Das hätte ich nicht gedacht«, flüsterte Schultz.
    »Es ist eben so gekommen.«
    Schultz schaute ins Leere. »Ich glaube fast, dass ein Fluch auf dem Bild liegt.«
    »Medusas Vermächtnis.«
    Der Galerist nickte. »Das trifft in diesem Fall zu. Aber ich denke an die Malerin.«
    »Cornelia?«
    »An wen sonst?«
    Goodrow trank einen Schluck Wein, bevor er etwas sagte: »Ich habe sie lange nicht mehr gesehen.«
    »Aber sie wird doch hier nach Köln kommen – oder?«
    »Versprochen hat sie es.«
    »Gut.« Schultz räusperte sich. »Und was ist mit dem Bild? Hast du es dir angesehen?«
    »Klar.«
    Schultz öffnete den Mund. Er sagte erst mal nichts. Dann flüsterte er: »Und du bist nicht zu Stein geworden?«
    »Nein.«
    »Dann hast du es durch einen Spiegel angeschaut?«
    »Ja, ich habe mich an die alten Regeln gehalten. Das geht ja nicht anders, denke ich.«
    Schultz dachte einen Moment nach und trank dabei einen kräftigen Schluck Wein. »Ich kenne die Geschichte der Medusa ja auch. Da braucht mir keiner etwas zu erzählen. Wer sie ansieht, wird zu Stein. Das sagt man doch so, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und jetzt hör genau zu Gerard. Wer sie ansieht, wird zu Stein. Verstehst du? SIE!«
    »Klar.«
    Mit dem rechten Zeigefinger tippte Schultz gegen die Brust des Agenten. »Die Betonung liegt auf sie. Von einem Bild war nicht die Rede. Warum ist dann der Mann von Art Loss zu Stein geworden, wenn er doch nicht sie persönlich, sondern nur ihr Bildnis angeschaut hat. Das würde mich interessieren. Dafür gibt es keine Erklärung. Es ist nur ein Bild und keine lebendige Person.«
    »Schon.«
    Der Galerist schlug mit der Faust auf die Theke. »Ein Bild lebt doch nicht, verdammt!«
    »Bist du sicher?«
    »Hä. Wie?« Er schüttelte den Kopf.
    »Ob du sicher bist, dass ein Bild nicht leben kann. So etwas Ähnliches muss doch passiert sein, sonst hätte es keine Leiche aus Stein gegeben.«
    »Ja, so kann man es erklären, Gerard. Nur wehrt sich alles in mir dagegen.«
    Goodrow hob die Schultern. »Vielleicht sollte man hier den Verstand mal in die Ecke stellen.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Aber du bist doch sensibel genug, um so etwas…«
    »Hör auf, Gerard, hör auf! Ich denke dabei an eine andere Person. An Cornelia.«
    »Und weiter?«
    »Sie hat es doch gemalt.«
    Gerard lächelte hintersinnig. »Klar, sie hat es gemalt. Und nicht nur das. Sie bezeichnet es sogar als Selbstporträt. Ist dir das bewusst?«
    »Bis jetzt war es das nicht«, gab Schultz zu. »Welche Überraschungen warten denn noch auf mich?«
    »Keine schlimmen, hoffe ich.«
    Schultz musste wieder zu sich selbst finden. »Also gut«, sagte er schließlich. »Wenn das so ist, wie du es gesagt hast, dann wäre unsere Malerin ja eine Medusa. Eine, die statt Haaren Schlangen auf dem Kopf trägt.« Er malte sie mit seinem Finger nach.
    »Das könnte hinkommen.«
    »Weißt du das genau?«
    »Ich habe noch keine Schlangen auf ihrem Kopf gesehen. Ich habe sie auch längere Zeit nicht zu Gesicht bekommen, und du weißt selbst, dass sie recht schwierig ist.«
    »Ja, ja, das ist mir schon klar. Sie scheut die Öffentlichkeit. Sie will auf keine Partys…«
    »Die Vernissage am heutigen Abend ausgenommen.«
    »Ja, das stimmt. Dann müsste sie eigentlich schon in der Stadt sein, denke ich mir.«
    »Klar.«
    »Weißt du, wo sie wohnt?«
    Gerard Goodrow lächelte säuerlich. »Das hat sie mir leider nicht gesagt.«
    »Typisch.«
    »Künstlerin, mein Freund. Damit müsstest du dich doch auskennen.«
    »Vergiss es, Gerard. Für mich ist jetzt nur eines wichtig: das Bild. Es ist oben in deinem Zimmer.«
    »Noch immer. Willst du es wirklich sehen?«
    »Was denkst du denn?«
    »Dann komm.« Goodrow legte einen Schein auf die Theke, der auch ein Trinkgeld beinhaltete, und ging in Richtung Halle. In seinem Magen verspürte er ein verdammt flaues Gefühl…
    ***
    Glenda Perkins ist zwar kein Engel, aber manchmal kommt sie mir so vor. So auch an diesem Tag, als sie plötzlich ihr Vorzimmer verließ und

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