1425 - Medusas Vermächtnis
mit strahlenden Augen in unserem Büros stand.
»Ich habe umbuchen können.«
Ich schaute sie einfach nur an.
»Ja, John, deinen Flug. Du kannst in eine andere Maschine steigen, die viel früher fliegt. Pack deine Klamotten und dann geht’s ab.«
»Wann?«
»Kurz vor dreizehn Uhr.«
»Dann wird es Zeit.«
»Das meine ich auch.«
Eine gepackte Reisetasche stand immer bei mir zu Hause bereit.
Leider hatte ich sie nicht hier im Büro, aber die Zeit blieb mir noch.
Ich würde anschließend mit der U-Bahn fahren.
Suko wünschte mir viel Glück und warnte mich noch einmal davor, der Medusa ins Gesicht zu schauen.
»Keine Sorge, Alter. Ich schaue nur Frauen an, die mich interessieren.«
»Und das sind nicht wenige«, fügte Glenda spitz hinzu.
»Hör nicht auf sie«, sagte Suko mit breitem Grinsen.
»Das versteht sich.«
Trotzdem gab ich ihr zwei Abschiedsküsse auf die Wangen, dann war ich weg.
Jetzt durfte nichts schief gehen. Vor allen Dinge mit der U-Bahn nicht. Und ich hatte wieder Glück, dass ich gut durchkam.
Auf dem gewaltigen Airport atmete ich tief durch. Meine Beretta, die später der Kapitän bekommen würde, meldete ich an, dann wurde es auch schon Zeit, die Maschine zu besteigen.
Ich hatte einen Platz in der Mitte bekommen. Neben mir hockte ein angemalter Teenager mit grünen Igelhaaren und mehreren Piercing-Ringen im Gesicht. Die Kleine sah sogar recht hübsch aus.
Mich störte ihr Aussehen nicht. Und sie hörte Musik über ihren Walkman.
Wir hoben sehr pünktlich ab, und ich schloss die Augen. Für mich lohnte es sich nicht, einen Leihwagen zu nehmen. Ich würde vom Airport aus mit dem Taxi zum Hotel fahren, einchecken und mich dann auf der Messe umsehen.
Sir James wollte versuchen, in London noch mehr Informationen zu bekommen, und mich dann anrufen. Vielleicht war es ihm möglich, eine Spur des verschwundenen Bildes zu finden, indem er sich bei Art Loss einloggte. Doch das war Zukunftsmusik.
Fliegen macht mich immer schläfrig. Das merkte ich sogar auf Kurzstrecken, und so fielen mir bald die Augen zu. Meine Nachbarin blieb ebenfalls ruhig, und so wurde ich erst wieder wach, als der Jet schon fast zur Landung ansetzte.
Auch die lief glatt ab. Ich erhielt meine Waffe zurück, und wenig später wiesen mich Schilder auf die neue Bahn hin, die bis Deutz fuhr. Taxi oder sie.
Ich entschied mich für den Wagen. Auf ihn brauchte ich nicht so lange zu warten.
Einen Stau gab es nicht, und als wir nach der Zoobrücke rechts auf die Rheinuferstraße abbogen, da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, wieder richtig in Köln zu sein, wobei ich die Domtürme schon längst gesehen hatte.
Ich wurde bis vor das Hotel gefahren, zahlte die Rechung und checkte ein.
Das Zimmer war für mich reserviert. Ich stellte meine Uhr um und fuhr in die dritte Etage.
Die gepflegte Atmosphäre des renovierten Hotels gefiel mir. Keine Hektik, kein Geschrei, und vom Zimmer aus genoss ich den Blick auf den Vorplatz des Doms.
Mal wieder in Köln.
Leider nicht privat.
Ich griff zum Handy, um mit London zu telefonieren. Hoffentlich hatten Sir James, Glenda und Suko etwas herausgefunden…
***
Beide Männer schwiegen, als Gerard Goodrow die Zimmertür öffnete. Sie spürten die Spannung in sich, die sich auch nicht löste, als sie den Raum betraten und feststellten, dass alles normal war. Hier wartete niemand auf sie, der etwas von ihnen wollte, und selbst der Galerist Michael Schultz wurde allmählich ruhiger. Er tupfte sich den Schweiß von der Stirn.
Gerard Goodrow lächelte. »Nervös?«
»Nein, nur gespannt.«
»Das bin ich auch.«
Schultz hatte sich umgeschaut, aber nichts erkennen können, was sein Interesse geweckt hätte. Er trat ans Fenster, um einen Blick auf den Domvorplatz und die Kathedrale zu werfen. Er war immer wieder aufs neue von diesem imposanten Bauwerk beeindruckt.
Er wollte den Agenten nicht drängen und wartete deshalb ab. In der spiegelnden Fensterscheibe sah er, dass sich Goodrow bewegte, nur machte er nicht den Eindruck, als wollte er das Bild hervorholen.
Der Galerist dachte daran, was Gerard über die Künstlerin erzählt hatte.
Sie war eine von Geheimnissen umwitterte Person, die sich gern im Hintergrund hielt. Schultz hatte einiges von ihr gehört. In seiner Galerie standen auch Bilder von ihr, aber er hatte nie persönlich mit ihr gesprochen. Wohl am Telefon. Der Kontakt lief eigentlich nur über den Agenten ab. Jetzt war er schon neugierig darauf, dieser Cornelia Auge in
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