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1425 - Medusas Vermächtnis

1425 - Medusas Vermächtnis

Titel: 1425 - Medusas Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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skeptisch, was Aktien anging.
    Die Aussteller standen an Bistrotischen zusammen, tranken, fachsimpelten, und auch Michael Schultz konnte sich nicht losreißen. Er hatte eine Kollegin aus Genf getroffen, die seit fünf Jahren nicht mehr auf den Messen ausgestellt hatte.
    Sie hieß Janine Kaiser, war um die vierzig, zweimal geschieden und eine sehr aparte Frau.
    »Das Alter ist spurlos an dir vorüber gegangen, Janine.«
    Dunkle Augen schauten ihn an. »Du kannst ja vieles, Michael, aber eines ganz besonders gut.«
    »Was denn?«
    »Lügen.«
    Schultz zuckte zurück. »Ich doch nicht. Wie kommst du denn darauf, meine Liebe?«
    »Weil jeder von uns älter wird.«
    »Ja – das stimmt. Aber es gibt Ausnahmen, und dazu zähle ich dich.«
    Sie streichelte seine Wangen. »Spar die Komplimente für deine Kundinnen auf.«
    Schultz verzog die Lippen. »Sie sind zumeist in männlicher Begleitung. Und diejenigen, die allein kommen, sind oft diejenigen, die für die Kunst leben, sie auch lehren, die aber nichts kaufen, weil eine Eintrittskarte ins Museum billiger ist.«
    »Das ist eben Pech.« Janine leerte ihr Sektglas. »Ach ja, da ist noch etwas.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Wie schön.« Ihre Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. »Wie ich hörte, hast du zwei neue Werke deiner geheimnisvollen Künstlerin ohne Nachnamen.«
    »Du meinst Cornelia?«
    »Natürlich. Wen sonst?«
    Der Galerist holte kurz Luft und nickte. »Stimmt, ich habe zwei neue Bilder.«
    »Und?«
    »Nicht unübel. Cornelia hat sich in zwei verschiedenen Stilrichtungen versucht. Realistisch und expressionistisch. Ich denke, dass ihr beides wunderbar gelungen ist.«
    »Dann kann ich mir die Bilder mal anschauen?«
    »Immer.«
    »Welches Motiv hat sie genommen?«
    »Schlangen!«
    Janine Kaiser trat vom Rand des Tischs zurück. »Das ist nicht jedermanns Geschmack.«
    »Stimmt. Aber die Bilder sind toll. Cornelia ist eine große Künstlerin.«
    »Umso schlimmer, dass sie sich so von der Öffentlichkeit fernhält.«
    Der Galerist hob die Schultern. »Du weißt ja selbst, wie manche Künstler sind. Sie hocken lieber auf einer Insel, als sich in den Trubel zu stürzen. Dabei gibt es genug, die es umgekehrt machen. Nur sind das leider nicht immer die Besten.«
    »Wir können es nicht ändern, Michael.«
    »Egal.« Er lächelte und schaute auf seine Uhr. »Oh verdammt, es ist spät geworden.«
    »He, hast du noch einen Termin?«
    »Nein. Ich will nur nicht meinen Helfer so lange allein lassen. Er hat die Standwache übernommen.«
    »Und wie sieht es morgen bei dir aus?«
    »Was meinst du?«
    Janine Kaiser lächelte. »Ich denke, wir könnten mal wieder zusammen Essen gehen und von alten Zeiten schwärmen.«
    Schultz lächelte ebenfalls. »Das hört sich danach an, als könnte ich nicht ablehnen. Sushi?«
    »Auch das.«
    »Okay, dann schließen wir uns nach der Vernissage kurz wegen des Termins.«
    »Alles klar.«
    Der Galerist tänzelte weg. Er mochte Janine. Beide kannten sich seit Jahren. Ein Essen mit ihr war immer toll gewesen, denn es war nicht nur beim Essen geblieben.
    Mit fliegenden Jackettschößen eilte der »größte Galerist« Deutschlands auf seinen Ausstellungsplatz zu. Er erwartete noch Gerard Goodrow.
    Als er aus einem der Quergänge kam, sah er den eigenen Stand vor sich und wunderte sich darüber, dass dort niemand war.
    Das war nicht Tims Art. Der Junge hatte seine Verantwortung immer sehr ernst genommen. Dass er nicht zu sehen war, enttäuschte den Galeristen.
    Er blieb neben dem Tisch stehen, an dem Tim gesessen hatte. Dort lag noch der aufgeschlagene Prospekt, und auch das Glas mit dem Wasser und der Aschenbecher mit den Kippen von Tims Selbstgedrehten standen noch an der gleichen Stelle.
    »Tim?«
    Schultz erhielt keine Antwort.
    Er rief den Namen lauter.
    Plötzlich kam ihm eine Idee. Er sah sie selbst als leicht verrückt an, doch er musste alles in Betracht ziehen. Deshalb trat er an den kleinen Tisch und zog dort die Schublade auf.
    Der Schlüssel war – weg!
    »Scheiße!«, flüsterte Schultz und durchsuchte die Lade noch mal.
    Leider fand er ihn nicht. So drückte er die Lade wieder zu und drehte sich im Zeitlupentempo um. Sein Blick richtete sich auf die Tür der kleinen Kammer, in der das neue Bild stand.
    »Der wird doch nicht so verrückt gewesen sein und nachgeschaut haben«, flüsterte er und bemerkte kaum, dass er sich in Bewegung setzte und auf die schmale Tür zuschritt.
    Schultz merkte jeden Schlag seines Herzens. Er hatte

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