1427 - Todesfallen
meinst.«
Sie sprach ein anderes Thema an. »Und wen willst du mit nach Rumänien nehmen? Oder willst du den Trip allein durchziehen?«
»Das weiß ich noch nicht. Ehrlich nicht.«
»Ich muss bleiben. Hier ist ebenfalls der Teufel los…«
»Klar, an dich habe ich auch nicht gedacht.«
»Wie wäre es denn mit deiner neuen Freundin Justine Cavallo?«, fragte Glenda hintergründig.
»Sie ist nicht meine Freundin.«
»Du hast ihr das Leben gerettet und ihr nicht das Herz aus der Brust geschnitten.«
»Stimmt. Aber hast du mir das Leben nicht auch gerettet?«
»Klar.«
»Deshalb wirst du ja auch nicht mitfliegen. Ich bin der Meinung, dass man nichts übertreiben soll.«
»Das stimmt.«
»Dann werde ich wohl mal mit Suko reden müssen. Danach sehen wir weiter…«
***
Seit die Toten gefunden worden waren, ging die Angst um. Die Menschen in den Dörfern verhielten sich nicht mehr wie sonst. In der Dunkelheit, die jetzt im Sommer spät eintrat, traute sich kaum jemand ins Freie. Da blieben die Menschen lieber in ihren warmen und stickigen Wohnungen. Sie schlossen sogar die Fenster, und in der Nacht wurde Wache gehalten.
Für viele lebten die alten Sagen der blutsaugenden Vampire wieder auf. Nicht wenige besorgten sich Knoblauchstangen und hängten sie vor Türen und Fenster, sodass man hätte meinen können, das späte Mittelalter wäre zurückgekehrt.
Aus den Bergen, die das Tal umgaben, drang keine Botschaft hervor. Sie standen da wie schon sein Ewigkeiten und schwiegen.
Nichts zeigte sich. Keine Menschen, auch keine Tiere und erst recht keine blutgierigen Monster. Die Nacht war bis auf bestimmte Geräusche still. Sie deckte alles zu, und das tiefe Schweigen lag bedrückend über dem Land.
Auf der einzigen Straße, die das Tal durchschnitt und von einer Passhöhe herabführte, bewegte sich um diese Zeit kein Fahrzeug. Es hatte sich eben herumgesprochen, dass es besser war, wenn man sich versteckt hielt, und so hatten auch die beiden Frauen in den Wohnwagen eine tote Zeit.
Die Wagen waren auf einer Wiese abgestellt. Die wiederum lag nicht weit von einem Teich entfernt, an dessen Ostseite der Wald fast bis ans Ufer heranwuchs.
Es war ein Platz, den Camper gern benutzten, denn die Wiese war von der Straße her einsehbar. Wenn Autos vorbeifuhren und das rote Licht hinter den Wohnwagenscheiben sahen, dann wussten sie Bescheid. Mancher hielt an, um sich ein kurzes Vergnügen zu gönnen, falls er genug Geld bei sich hatte.
Es waren nicht nur Einheimische, die die Liebesdienste der beiden Frauen in Anspruch nahmen, auch von fremden Fahrern wurde die Straße benutzt, denn sie galt als Durchfahrt in Richtung Süden und mündete irgendwann auf einer Hochebene in eine Art Autobahn, die in Richtung Hauptstadt führte.
So hatten sich Angela und Giselle um Kunden keine großen Sorgen zu machen brauchen. Das große Geld war hier sowieso nicht zu verdienen, aber das schafften sie auch in Bukarest nicht, denn die Menschen waren arm geworden.
Zudem war es auf der Wiese ruhiger, und sie wurden nicht von irgendwelchen Zuhältern oder Banden unter Druck gesetzt.
Drei Morde allerdings hatten den Geschäften nicht gut getan. Vor allen Dingen in der Nacht herrschte im wahrsten Sinne des Wortes tote Hose, und die beiden Frauen hatten schon überlegt, sich einen anderen Standplatz zu suchen.
Auch deshalb, weil einer der Toten zu ihren Kunden gehört hatte.
Er hatte sich verwöhnen lassen, war dann auf sein altes Rad gestiegen und wieder gefahren. Bis er seinem Mörder in die Falle geradelt war.
Natürlich hatten auch Angela und Giselle einiges mitbekommen.
Sie waren ja nicht aus der Welt. Sie mussten einkaufen, sich Zeitungen holen, und sie hörten auch die Flüstergeschichten der Menschen, die sogar von Vampiren und anderen Monstern sprachen.
Das konnte ihnen nicht gefallen. Wer sich in die Einsamkeit eines abgelegenen Landstrichs hinstellte, der durfte kein Angsthase sein.
So sahen sie sich auch nicht, aber seit die Verbrechen passiert waren, hatte sich ihre Meinung geändert. Da war es vorbei mit der Ruhe.
Da spürten auch sie den Druck und rechneten damit, dass in der Dunkelheit jemand auftauchen und sie umbringen könnte.
Deshalb schliefen sie auch zusammen in einem Wagen, um so ein wenig Schutz zu haben.
In dieser Nacht war es nicht anders. Sie wechselten sich ab, und diesmal erwartete Angela Giselle bei sich.
Für jeden Geschmack etwas, so hatten sie sich gesagt, als sie sich entschlossen hatten, gemeinsam
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