1428 - Wächter der BASIS
Spukerscheinungen und den Kurswechseln nie richtig glauben wollen.
Jetzt ist er eben losgeflogen, um sich persönlich Klarheit zu verschaffen."
„Weiter!" forderte Ginsen. „Du kannst ihn jetzt sowieso nicht mehr decken."
„Ja, das stimmt. Außerdem habe ich seine Fahne gerochen. Er hatte Alkohol getrunken, da steht noch die Flasche." Sie hob ein Plastikgefäß mit zwei Litern Fassungsvermögen auf und zeigte es Ginsen. „Halb leer. Dann fühlt er sich besonders unternehmungslustig."
Ginsen wollte fluchen, doch sie gestattete sich vor der Mannschaft keine Entgleisung.
Im Empfänger entstand ein Knistern. „Hört ihr mich, MONOCEROS?"
Es war eindeutig die Stimme von Pidder Dawuhd. Seine Worte dröhnten überlaut, bevor die Syntronik herunterregelte.
Ginsen erkannte, daß er die volle Sendestärke seines Helmfunkgeräts ausnutzte. Weshalb trug er den SERUN?
Waren sie bereits in das Fragment übergewechselt? Es mußte so sein, oder irgend etwas anderes war geschehen. „MONOCEROS, hört ihr mich?"
Seine Stimme klang verwirrt und verzweifelt gleichermaßen. „Antworten", befahl sie. „Das tun wir", sagte die Frau, die im Augenblick für Pidder den Funkstand führte. „Aber er scheint uns nicht zu hören, obwohl das Signal ankommen müßte." Sonderbar... Ginsen konnte sich keinen Reim darauf machen. Etwas stimmte nicht an der Geschichte, soviel stand überdeutlich fest, nur wußte sie nicht, was es war. Wenn es so weiterging, würden sie eingreifen müssen - mit unbekannten Folgen. „MONOCEROS! Dies ist mein vorerst letzter Versuch. Wahrscheinlich kann ich mich nicht mehr lange wehren. Wo ihr auch seid, ich bitte um Hilfe! Das ist kein Scherz, versteht ihr? Versteht ihr!" Ein Fluch folgte, dann brach der Kontakt ab.
Pidder hatte von sich aus den Sender desaktiviert. Ginsen wartete ein paar Minuten ab.
In dieser Zeit trafen noch andere Funksprüche ein, und zwar von Llonn Hartwick, Sunny Lynne und einem Techniker der Dreizehn. In keinem Fall kam der Kontakt zustande. Es war, als hätten die Leute vergessen, ihre Empfänger einzuschalten. Unmöglich? Keineswegs, dachte die Kommandantin, hier im Trümmerfriedhof hatten sich bereits viele Dinge ereignet, die eigentlich nicht hätten geschehen dürfen. „Ginsen?"
Sie schreckte auf und sah Wrede Parnelle fragend an. „Ja?"
„Pidder hat einen Hilferuf geschickt, wir müssen doch reagieren. Und auch die anderen... Vielleicht wird es dringend Zeit, etwas zu tun."
Ginsen nahm ihren Tonfall mit Überraschung zur. Kenntnis. Mit einem Mal drängte die ewig schüchterne Wrede Parnelle richtiggehend. „Du hast recht", gab sie zu, „wir müssen etwas unternehmen. Ich habe mich für einen Suchtrupp entschieden. Syntron, ich brauche neunundzwanzig Personen in SERUNS. Ich selbst übernehme das Kommando. Bitte nur freiwillige Meldungen."
Zehn Minuten später stand die Zusammensetzung des Suchtrupps fest.
Ginsen legte ihren Anzug an und behielt nebenbei die Monitoren des Kommandostands im Auge. „Eine neue Entwicklung", meldete der Syntron. Gleichzeitig wechselte der Bildausschnitt der Panoramagalerie. Das Bauteil der BASIS blieb zwar im Zentrum, doch wurden zusätzlich die Wracks der näheren Umgebung sichtbar. „Links neben dem Fragment trudelt das Wrack eines kartanischen Trimarans. Dieses Gebiet ist dreimal vermessen worden. Der Trimaran war nie in der Nähe."
„Das besagt wenig", wandte Ginsen Khartu ein. „Es hat viele solcher ungeklärter Bewegungen gegeben."
„Trotzdem dürfte der Trimaran nicht da sein. Er ist etwa dreihundertfünfzig Meter lang. Die Deformierungen am Bug sind charakteristisch. Meine Speicher enthalten jedoch keinerlei Hinweis darauf, daß ein solches Fahrzeug überhaupt irgendwo im Trümmerfriedhof kartographiert wurde. Es muß sich um ein Schiff handeln, das erst vor kurzem hier untergetaucht ist."
„Und wenn schon!" drängte Wrede Parnelle. „Für Pidder und die anderen geht es um Sekunden! Was soll ein Wrack da anrichten?"
„Du untertreibst", sagte Ginsen tonlos. „Begreifst du denn nicht? Wenn dieses Schiff im Trümmerfriedhof neu ist, hat es sich aus Richtung Hangay angeschlichen...
Und wir haben nichts bemerkt. Dieses Schiff ist alles andere als ein Wrack. Es ist kampffähig."
Der Trimaran war wesentlich länger als die MONOCEROS; die ja nur zweihundert Meter durchmaß. Trotzdem ergab sich durch seine langgestreckte Form ein kleinerer Rauminhalt. Daraus konnte jedoch nicht unbedingt auf die Leistungsfähigkeit
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