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1429 - Totenkopf-Ballade

1429 - Totenkopf-Ballade

Titel: 1429 - Totenkopf-Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stellte die nächste Frage. »Es steht auch nichts über das Motiv auf den beiden Blättern?«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe den Rest noch nicht gelesen. Ich konnte es einfach nicht.«
    Das war verständlich. »Würden Sie es für uns tun, Jana?«
    »Klar. Ich brauchte nur eine kleine Pause. Was ich heute erlebt habe, ist ein wenig viel.«
    »Das verstehen wir.«
    Sie nahm das zweite Blatt an sich und kümmerte sich wieder um den eng geschriebenen Text. Sie beugte sich vor, sie las intensiv, schnappte dabei nach Luft, schüttelte auch den Kopf und ließ das Blatt schließlich sinken.
    »Wissen Sie jetzt mehr?«, fragte ich.
    »Nein und ja. Ich kann es einfach nicht begreifen«, flüsterte sie mit scharfer Stimme.
    »Was denn?«, sprach ich sie mit ruhiger Stimme an.
    »Ich will es Ihnen sagen. Diese Malinka ist wohl jemand gewesen, die sich mit dem Teufel eingelassen hat. Vielleicht war sie auch wahnsinnig, aber sie hat diese Verbrechen begangen. Sie hat getötet. Sie war so grausam, aber ein Motiv erkenne ich beim besten Willen nicht. Da muss etwas falsch gelaufen sein in ihrem Kopf. Wahnsinnig oder so. Ich kann es nicht sagen.« Jana schlug das Blatt auf.
    »Aber der alte Pfarrer hat es gewusst. Ja, er wusste Bescheid. Nur hat er wohl nie darüber gesprochen. Es waren damals auch andere Zeiten. Da haben die Menschen die Dinge eben selbst in die Hand genommen. Mehr kann ich auch nicht sagen. Früher hat es ja in den Ländern des Ostblocks offiziell keine Verbrechen gegeben. Aber das war ein Irrtum. Man hat einfach alles vertuscht und unter den Teppich gekehrt. So war das.«
    Wir mussten Jana erst wieder zur Ruhe kommen lassen. Ich setzte mich an den Tisch und ließ mir die Fakten durch den Kopf gehen.
    Was hatten wir bisher erfahren?
    Diese Malinka, die man in irgendeiner Ecke des Friedhofs begraben hatte, war ein Mensch gewesen, der mehrere Kinder getötet hatte. Das hatten hier wohl einige Menschen gewusst. Wie sie gestorben war, normal oder durch fremde Gewalt, stand nicht in den Eintragungen des alten Pfarrers. Ich konnte mir allerdings vorstellen, dass er ziemlich gut informiert gewesen war. Möglicherweise hatte er für das Grab gesorgt. Möglicherweise war er dabei gewesen, als die Kindesmörderin starb.
    Warum hatte sie getötet?
    Damit hätte sich ein Psychiater beschäftigen können. Das war die eine Seite. Es gab eine zweite. Es konnte durchaus sein, dass Malinka Kontakt zur Hölle gesucht und auch gefunden hatte. Wer das schaffte, von dem verlangte der Teufel einen Beweis seiner Loyalität. In der Regel waren es Morde, und dass Malinka Kinder getötet hatte, war umso schlimmer. Wenn das tatsächlich so gewesen war, mussten sie irgendwo liegen. Es sei denn, sie waren verbrannt worden.
    Und nun gab es zwei weitere Opfer. Keine Kinder, sondern erwachsene Menschen.
    Waren sie der Lösung des Rätsels zu nahe gekommen? Hatte diese Malinka noch aus dem Grab zugeschlagen?
    Ich wusste es nicht. Sollte das jedoch der Fall gewesen sein, dann war sie möglicherweise als lebende Tote zurückgekehrt. Somit hatten wir ein großes Problem.
    Auch Harry Stahl hatte sich zu mir an den Tisch gesetzt. Er hob die Schultern und meinte: »Aber es muss weitergehen, denke ich.«
    »Das versteht sich.«
    »Der Friedhof, nicht?«
    »Genau.«
    »Wie finden wir das Grab?«
    »Wir nehmen die Fotos mit.«
    »Oder Jana.«
    »Falls sie will.«
    Die Masseurin hatte ihren Namen gehört und drehte sich zu uns um. Wir erklärten ihr, was wir vorhatten, und in ihren Zügen war alles andere als große Begeisterung zu lesen.
    »Ich soll mit?«, flüsterte sie.
    »Nur wenn Sie wollen«, sagte ich. »Ich denke, dass wir das Grab auch ohne Ihre Hilfe finden werden.«
    Sie knetete ihr linkes Ohrläppchen durch. Nach einer kurzen Zeit des Überlegens sagte sie mit leiser Stimme: »Gut, ich bin ja nicht allein. Aber ein Foto nehme ich trotzdem mit.«
    »Das geht in Ordnung.«
    Jana stand langsam auf. Dabei kam ihr der tote Pfarrer in den Sinn, und sie fragte mit leiser Stimme: »Was soll denn mit dem Skelett geschehen, bitte schön?«
    »Wir lassen es zunächst mal hier sitzen. Ich glaube kaum, dass es so schnell gefunden wird. Oder glauben Sie, dass der Pfarrer oft Besuch bekommen hat?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Eben. Da können wir dann beruhigt sein.«
    Jana rang sich ein Lächeln ab. Dann stand sie auf, und es war nicht zu übersehen, dass sie zitterte.
    Ich hatte das Bedürfnis, sie zu trösten, und trat nahe an sie heran.
    »Sie

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