143 - Das Böse wohnt in Harkerville
willkommen.«
»Das redest du dir ein. In Wirklichkeit ist das Haus gegen uns.«
»Blödsinn. Wie kann ein Haus gegen jemanden sein?«
»Ich kann’s nicht erklären. Es ist einfach so.«
»Ach, halt die Klappe und trink.« Courtway machte einen großen Schluck. Den hatte er jetzt nötig. »Uah, das Zeug brennt wie Feuer in der Kehle. Damit kann man jedes Ungeziefer vernichten.«
»Aber uns nicht«, sagte Tom Jagger lachend. »Wir haben einen Magen aus Blech. Trink gleich noch mal, damit du in Schwung kommst.«
Courtway ließ sich das nicht zweimal sagen. Er setzte die Flasche erneut an und ließ den starken Rum in seinen Mund glucksen. Der erste Schluck wärmte ihn bereits von innen her, und er hatte auch nicht mehr soviel Angst.
Jagger nahm ihm die Flasche weg und hob sie hoch. Der Feuerschein brachte den Rum zum Funkeln. »Junge, wir haben eine Nacht vor uns, die wir nicht so bald vergessen werden«, sagte Jagger grinsend. Er ahnte nicht, wie recht er mit dieser Feststellung hatte.
Courtway legte die Streichhölzer an ihren Platz zurück. Er versicherte dem Freund noch einmal, daß er das Feuer im Kamin nicht entfacht hatte, doch das interessierte Jagger nicht.
Courtway wollte sich setzen. Er schnellté aber sofort wieder hoch, als hätte er mit der Kehrseite eine glühende Herdplatte berührt. Gleichzeitig stieß er einen krächzenden Schrei aus.
Jagger sah ihn unwillig an. »Allmählich gehst du mir mit deinem blöden Getue auf die Nerven.«
»Da… da war jemand am Fenster!« stammelte Courtway.
»Dein Freund von vorhin, wie?«
»Ich habe das Gesicht ganz genau gesehen.«
»Na, wenn du es so genau gesehen hast, kannst du mir vielleicht auch verraten, wer der Kerl war, der dich so sehr erschreckt hat.«
»Blackburn«, sagte Courtway. »Es war Blackburn, der Wirt!«
»Du meinst, er ist uns bei diesem Regen hierher gefolgt? Warum sollte er so etwas Verrücktes tun?«
»Weil wir uns über seine Warnung hinweggesetzt haben. Das paßt ihm nicht. Er starrte mich wütend, ja, haßerfüllt an.«
»Merkwürdig. Es passiert immer alles, wenn ich nicht dabei bin oder wenn ich gerade nicht hinschaue.«
»Ich kann’s nicht ändern.«
»Allmählich glaube ich, daß du entweder spinnst oder mich auf den Arm nehmen möchtest.«
»Gib mir die Pulle, ich brauch’ noch einen Schluck.«
»Oder bei dir macht sich erstmals der Säuferwahnsinn bemerkbar«, sagte Jagger, aber er überließ dem Freund die Flasche. Zitternd setzte Courtway sie an und trank mit einer solchen Gier, als wollte er allen Rum in sich hineinschütten.
»He, he, he!« bremste ihn Tom Jagger. »Das reicht. Hast du vor, dich bis zur Besinnungslosigkeit zu besaufen?«
»Das wäre nicht schlecht. Dann könnte ich nicht mehr denken, und mir wäre alles egal.«
Courtway gab die Flasche zurück und schlich langsam zum Fenster. Tom Jagger folgte ihm. Die Natur sah aus wie schwarzer, nasser Kautschuk.
»Das hört nicht so bald auf zu regnen«, stellte Jagger fest. »Ist mir nicht unangenehm. Wir haben ein dichtes Dach überm Kopf, ein Feuerchen wärmt uns, wir haben reichlich zu saufen. Herz, was willst du mehr?«
»Dort steht er!« keuchte Courtway aufgeregt. »Auf der Veranda! Es ist der Wirt! Siehst du ihn nicht? Du mußt ihn doch auch sehen!«
Jagger brachte sein Gesicht näher an das Glas heran, und nun bemerkte er Gerry Blackburn, den großen, kräftigen Mann, ebenfalls. »Verdammt, Dean, du hast recht«, mußte er zugeben. »Ich hätte nicht gedacht…«
»Hörst du endlich auf, an allem, was ich sage, zu zweifeln?«
»Bist du etwa beleidigt?«
»Mich können nur Menschen beleidigen«, brummte Courtway, ohne den Blick von Blackburn zu nehmen. »Er weiß, daß wir hier sind. Er hat uns gesehen.«
»Er scheint auf jemanden zu warten«, bemerkte Jagger unangenehm berührt.
»Auf jemanden, der ihm hilft, uns an die Luft zu befördern.«
»Das gefällt mir nicht«, brummte Jagger. »Was tun wir denn schon? Wir wollen dieses leerstehende Haus ein bißchen benützen, das ist alles. Wir machen nichts kaputt. Die leergesoffene Pulle müßte zu verschmerzen sein.«
»Was machen wir?« fragte Courtway unruhig. »Gehen wir freiwillig?«
»Nein. Vielleicht läßt Blackburn mit sich reden. Es gießt aus Eimern. Bei so einem Wetter jagt man nicht einmal einen Hund vor die Hütte. Vielleicht wird er ein wenig herummeckern, aber schließlich wird er doch ein Herz für uns zeigen.«
Courtway biß sich auf die Lippe, »Ich war von Anfang an
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