Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1431 - Das Humanidrom

Titel: 1431 - Das Humanidrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
den Zeigefinger an die Lippen. „Bitte, Bert", sagte sie leise. „Ich werde dir alles erklären, was ich erfahren habe.
    Aber später. Willst du, daß alle zuhören?"
    Er lehnte sich in den Polstern seines Sessels zurück und schloß die Augen.
    Feine Schweißperlen bedeckten seine Stirn. „Natürlich nicht."
    Sie erreichten den Raumhafen von Lokvorth-Therm am späten Abend. Es war bereits dunkel geworden. Die Landung verlief glatt und problemlos wie gewöhnlich. Mit einer Antigravkabine, die alle Passagiere aufnahm, schwebten sie zum Abfertigungsgebäude hinüber und passierten die Kontrollen. Zu Fuß durchquerten sie die Raumhafenhalle.
    Albert Holm blieb auf halbem Weg stehen. Er glaubte, seinen Augen nicht trauen zu dürfen. Mitten in der Halle war der Boden aufgebrochen. Eine der gefürchteten Baumwurzeln hatte ihn gesprengt und sich hindurchgeschoben. Da sie sich bereits verzweigte, mußte sie schon seit Wochen in der Halle sein.
    Niemand schien daran zu denken, sie zu desintegrieren und den Boden wieder zu verschließen. „Eine unglaubliche Nachlässigkeit", sagte er kopfschüttelnd. „Auf dem Planeten Arranguusha hätte mich das nicht gewundert. Aber daß hier so etwas möglich ist, hätte ich wirklich nicht gedacht:" Deni drängte ihn zur Seite. „Ich möchte ins Hotel", bemerkte sie gähnend. „Ich bin müde."
    Sie traten ins Freie hinaus, um ein Taxi zu nehmen. Die Stadt Therm war etwa zwanzig Kilometer vom Raumhafen entfernt. Eine breite, vielfach gewundene Schneise führte durch einen Wald bis dorthin.
    Vor dem Gebäude warteten die Arbeiter, die mit ihnen gekommen waren. „Wo sind die Taxen?" fragte Holm. „Ich sehe nicht eine einzige."
    Eine etwa zehn Meter lange Antigravplattform schwebte heran. Sie kam über die Wipfel der Bäume herangeflogen. An ihrer Vorderkante stand ein ärmlich aussehender Junge mit der drahtlosen Steuereinheit in den Händen.
    Die Arbeiter stiegen auf die Platte und warfen dem Jungen ein paar Münzen zu.
    Er fing sie auf und blickte Holm fragend an. „Was ist mit dir? Willst du nicht mit?"
    „Verschwinde", sagte der Ingenieur. „Ich bin drei Jahre lang nicht hiergewesen.
    Glaubst du vielleicht, ich fliege mit so einem Ding?"
    Der Junge zuckte die Schultern und lenkte die Plattform in Richtung Innenstadt. „Wir hätten es nicht ausschlagen sollen", sagte Deni leise. „Ach, Unsinn", fuhr er auf. „Ganz so primitiv muß es ja wohl nicht sein."
    Als nach zehn Minuten Wartezeit immer noch keine Taxe kam, ging er in die Raumhafenhalle zurück zu einem Visiphon, um eine zu rufen. Er kam über das Besetztzeichen nicht hinweg.
    Verärgert kehrte er zu seiner Frau zurück. „Da kommt eine", rief sie, als sich ein Antigravgleiter näherte.
    Holm atmete auf. „Tut mir leid, daß unser Aufenthalt auf Lokvorth so beginnt", sagte er. „Solche Schwierigkeiten habe ich noch nie erlebt."
    Die Taxe landete neben ihnen. Als sich die Türen öffneten, stürzten sieben Männer an Holm und seiner Frau vorbei, drängten sie zur Seite und stiegen ein. „Was fällt euch ein?" schrie der Ingenieur. „Sie gehört uns."
    Einer der Männer blickte ihn grinsend an. „Du spinnst wohl!" entgegnete er. „Wir haben sie schon vor sechs Wochen bestellt.
    Die nimmt uns niemand mehr weg."
    Die Türen schlossen sich, und der Gleiter startete. Holm blickte ihm verblüfft nach. „Eine solche Frechheit habe ich noch nie erlebt", stammelte er.
    Eine junge Frau näherte sich ihnen. Sie trug zerschlissene Kleider. Das Haar hing ihr fettig und schmutzig ins Gesicht.
    Stumm streckte sie ihnen die offene Hand entgegen. „Was willst du?" fragte Holm irritiert.
    Voller Abscheu blickte er die Frau an.
    Noch nie in seinem Leben hatte er jemanden gesehen, der so heruntergekommen war. „Ich habe Hunger", erwiderte sie mit schwacher Stimme. „Ich habe seit drei Tagen nichts gegessen. Bitte!"
    Holm blickte seine Frau an. „Weißt du, was sie will?"
    „Bitte, Herr! Erbarmen. Ich habe Hunger."
    Noch immer hielt sie ihm ihre Hand hin, doch Albert Holm begriff nicht. Er hatte noch nie von einer Bettlerin gehört, geschweige denn eine gesehen. Es ging weit über sein Vorstellungsvermögen hinaus, daß irgend jemand mitten in einem Zivilisationsgebiet am Rand einer Stadt wie Lokvorth-Therm Hunger haben konnte.
    Aus der Raumhafenfalle kam ein junger Mann. Er ging schweigend an Holm vorbei und drückte der Bettlerin eine Münze in die Hand. Dann entfernte er sich zu Fuß in Richtung Stadt. Fassungslos blickte

Weitere Kostenlose Bücher