1434 - Todeswünsche
wieder Spuren. Und deshalb dachte ich bei der Mordwaffe an eine derartige tödliche Gabe eben aus dem All.«
Mit der freien Hand fuhr ich über mein Haar. »Ja, das ist nicht mal zu weit hergeholt, wenn ich an die vergangene Nacht denke.«
»Du meinst die Sternschnuppen.«
»So nennt man sie wohl.«
»Dann müsste sich eine Sternschnuppe zu einer Waffe geformt haben, die den Gangster Lewis Morrisson traf und ihn in seinen Pool stieß, wo er letztendlich gefunden wurde.«
»Sieht so aus.«
»Das ist Wahnsinn.«
Wir schwiegen beide, bis Purdy mir praktisch das Wort aus dem Mund nahm und sagte: »Ich denke, dass du mich mal besuchen solltest. Wir könnten uns die Waffe gemeinsam ansehen. Bisher denke ich, dass es so gewesen ist, wie wir es gesagt haben. Etwas anderes kann ich dir leider nicht sagen, nur denke ich, dass hinter diesem Mord mehr steckt, als wir vielleicht ahnen.«
»Da könntest du Recht haben.«
»Kommst du?«
»Sicher. Und ich denke, dass ich Suko mitbringe.«
»Das ist okay.«
Sie erklärte mir noch, dass sie in ihrem Büro auf uns warten würde, dann legte sie auf.
Ich wandte mich Glenda und Suko zu. Beide saßen da und sagten erst mal nichts. Sie sahen ziemlich betroffen aus. Keinem der beiden fiel ein Kommentar ein.
»Nun?«, fragte ich.
»Das ist unglaublich«, antwortete Glenda leise. »Oder fantastisch, wie auch immer.«
»Kann man so sagen.«
»Unglaublich?«, fragte Suko und runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, ob es unglaublich ist, was da gesagt wurde. Gerade wir sollten das Wort gestrichen haben. Möglich ist alles, das haben wir schließlich oft genug erlebt. Da muss sich eine Sternschnuppe zu einer Waffe geformt haben, die diesen Gangster tötete. Und zwar gezielt, nehme ich mal an.«
Glenda schüttelte den Kopf. »Klingt wie im Märchen. Bei den Sterntalern wurden plötzlich die Sterne zu Goldstücken, und das arme Mädchen ist plötzlich steinreich geworden, während dieser Morrisson starb. Bekam jeder, was er verdient hat?«
Sie schaute uns fragend an.
Ich hob die Schultern. Dabei dachte ich mehr an die Analyse des Metalls. Ich wusste, dass auf der Erde oft genug Spuren der Meteoriten-Einschläge gefunden worden waren und auch noch immer gefunden wurden. Da hatten Wissenschaftler ebenfalls Analysen erstellt und herausgefunden, welche Metalle sich im All verbargen.
Das konnte hier ebenso gut sein. Nur dass dieses Metall plötzlich zu einer Waffe geworden war, die ausgerechnet einen der mächtigsten Gangsterbosse Londons getötet hatte. Als wäre das alles geplant gewesen.
»Dann sollten wir mit Purdy Prentiss reden«, schlug ich vor und schaute dabei Glenda fragend an. »Kommst du auch mit?«
»Nein, John, ich fahre zu mir. Da ist noch einiges zu tun. Ihr könnt mir ja später Bescheid geben. Ist das okay?«
»Ja, das ist es.«
»Ich hole nur noch meine Jacke«, sagte Suko und verließ die Wohnung.
***
Dr. Purdy Prentiss wartete in ihrem Büro, in dem es nach Kaffee roch. Auf dem Besuchertisch stand zudem eine flache Schale mit Keksen. Daraus bediente sich eine junge Frau mit kurzen, in die Höhe gekämmten Haaren, die aussahen wie spitze Wellen.
Purdy lächelte uns an. Nur war das Lächeln nicht echt. Es sah eher gequält aus.
»Ich bin froh, dass ihr gekommen seid.« Sie umarmte uns und erkundigte sich, ob wir auch Kaffee wollten.
Ich hatte nichts dagegen. Suko gab sich mit einer Flasche Wasser zufrieden.
Dann wurden wir der jungen Frau vorgestellt. Sie war fast noch ein Kind. Wir erfuhren, dass sie Rita Franklin hieß und die Stieftochter des ermordeten Lewis Morrisson war, jedoch nicht seinen Namen trug, sondern den ihrer Mutter, die freiwillig aus dem Leben geschieden war, weil sie das Leben an der Seite des Gangsters nicht mehr ausgehalten hatte.
Es war gut, dass wir die Kurzinformation erhalten hatten, aber wir waren auch überrascht, dass Morrisson eine Stieftochter hatte.
Trotz der flippigen Kleidung – bewusst zerschnittene Jeans, ein buntes T-Shirt und darüber eine mit kleinen Ketten behängte schwarze Cordjacke – machte sie auf uns einen ängstlichen Eindruck. Als ich ihr die Hand gab, fühlte sich ihre kalt an, und auch das Zittern merkte ich sehr deutlich.
»Du hast nichts davon gesagt, dass du Besuch hast«, meinte Suko.
»Es hat sich auch erst nach dem Anruf ergeben«, erklärte die Staatsanwältin mit den halblangen, glatten, rotblonden Haaren, »und es ist sehr gut gewesen.«
»Wenn du das sagst.«
»Sicher, John, das meine ich
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