1436 - Der Höllensohn
Veränderung.
Adrian winkte mich zu einem Mikro, das seinen festen Platz an einer bestimmten Stelle hatte.
»Bitte, Sir.«
»Danke.«
Ich wollte mich vorstellen, was nicht mehr nötig war. Der Pilot wusste, mit wem er es zu tun hatte. Er hatte sich bereits in London nach mir erkundigt.
»Wie kann ich Ihnen helfen, Mr Sinclair? Oder gibt es ein Problem, das uns alle angeht?«
»Nein, das nicht. Ich wollte mich nur erkundigen, ob bei Ihnen alles in bester Ordnung ist.«
»Das ist es.«
»Danke.«
»War das alles?«
»Ich denke schon.«
Das Lachen des Piloten klang ein wenig kratzig. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das glauben soll. Ich denke, dass wir uns in der Kanzel hier besser unterhalten können.«
»Wenn Sie meinen.«
»Gut, ich öffne.«
Die Mitglieder der Crew staunten mich an. So etwas hatten sie bisher wohl noch nicht erlebt.
»Behalten Sie bitte die Passagiere im Auge«, sagte ich. »Und melden Sie sofort, wenn Ihnen irgendetwas nicht normal vorkommt.«
Gaby trat an mich heran. »Ist es so schlimm?«
Ich hob nur die Schultern…
***
Der Chefpilot hieß Norman Field und sein Co-Pilot Donald Frazer.
Beide waren die Herren in einer Umgebung, die für mich ein einziges Rätsel war. Technik, wohin man schaute, auch unter der Decke.
Aber das alles interessierte mich nicht. Ich genoss für eine Sekunden die Aussicht. In dieser kurzen Zeitspanne vergaß ich alle Probleme.
Man konnte das Gefühl haben, dass einem plötzlich der Himmel gehörte.
Sehr schnell kehrte ich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Platz hatte ich auf einem schmalen Sitz gefunden, und als Gesprächspartner stand mir zunächst Norman Field zur Verfügung. Er war ein etwa 40-jähriger Mann mit dunklen Haaren und halblangen Koteletten. Neugierig schaute er mich an und übernahm auch sofort das Wort. Dabei lächelte er.
»Wie gesagt, ich weiß über Sie Bescheid. Wenn ein Mann seine Waffe mit in die Maschine nehmen kann, dann muss er etwas Besonderes sein.«
»Okay, in diesem Fall könnten Sie sogar Recht haben.«
»Und weshalb wollten Sie mich sprechen?« Er verwandelte sein Lächeln in ein Grinsen: »Geht es um Geister? Ich habe erfahren, dass man Sie den Geisterjäger nennt.«
Ich konnte nicht lächeln. Das sah Field auch, und sein Gesicht nahm einen angespannten Ausdruck an.
»Ich will Ihnen offen und ehrlich sagen, dass es sich hier um eine Bedrohung handelt.«
Jetzt wurde auch Frazer, der Co-Pilot, aufmerksam. Sein Kopf ruckte zur Seite, und seine Augen erhielten einen kalten Glanz.
»Welche Bedrohung?«, fragte Field.
»Keine Terroristen. Kein Attentäter.« Ich lächelte; »Da brauchen Sie keine Angst zu haben.«
»Okay. Aber…«
»Es gibt trotzdem so etwas wie eine Bedrohung. Und sie hat tatsächlich mit einem Geist zu tun.«
»Ach.«
»Ja. Ich könnte auch sagen, dass es eine Bedrohung aus dem Unsichtbaren ist.«
Beide Männer schwiegen. Sie waren Realisten. Sie standen mit beiden Füßen auf dem Boden der Tatsachen. Meine Worte allerdings hatten sie sprachlos gemacht, aber sie wussten nicht, was sie darauf erwidern sollten.
»Können Sie das genauer erklären?«, fragte der Co-Pilot mit leiser Stimme. Er war ein Mann mit rostrotem Haar, das sich nicht bändigen ließ. Das Gesicht wies ein dichtes Muster aus Sommersprossen auf.
»Es ist schwer, aber ich will es versuchen. Gehen Sie davon aus, dass es neben der sichtbaren noch eine unsichtbare Welt gibt. Und mit ihr haben wir es hier zu tun.«
»Eine Geisterwelt?«
»So ähnlich, Mr Frazer.«
»Und genauer?«
»Es gibt Menschen, die können ihre Seele manipulieren. Wobei ich für das Wort Seele einen anderen Begriff einsetzen möchte. Den des Zweitkörpers oder besser gesagt, den des Astralleibs. Nicht allen Menschen ist es gegeben, diesen Zustand zu erreichen. Aber einige wenige besitzen schon die Macht, mit ihm zu spielen. Ein Astralleib lässt sich, wenn er frei gekommen ist, manipulieren. Man kann ihn leiten, und man braucht dazu nicht den Originalkörper.«
Zwei Männer schauten mich verwundert an. Norman Field schüttelte den Kopf. Er flüsterte etwas, das ich nicht verstand.
Don Frazer reagierte anders. »Sie können lachen, Mr Sinclair, oder auch nicht. Aber ich weiß Bescheid.«
Da er mehr nicht sagte, fragte ich: »Worüber?«
»Über das, was Sie gesagt haben.« Er hob die Schultern. »Hin und wieder habe ich in Büchern darüber gelesen. Die Zweitkörper sind Leiber, die man nicht mit normalen Mitteln beschreiben kann. Für
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