1437 - Der Weg nach Bentu-Karapau
eine Legende, in der von deiner Rückkehr die Rede ist.
Dort heißt es, daß du das Volk der Kartanin zu neuer Größe führen wirst. Das war der Grund dafür, daß Mei-Mei-H'ar es so eilig hatte, dir das Amt der Höchsten Frau anzudienen. Du hast sie mit deiner ablehnenden Haltung vorübergehend ganz schön in Verlegenheit gebracht. Warum hast du eigentlich abgelehnt?"
„Ich möchte nicht darüber sprechen!" sagte Dao-Lin-H'ay abweisend.
Ge-Liang musterte die ehemalige Voica nachdenklich.
Irgend etwas ist seltsam an ihr, dachte sie, aber sie konnte diese Andersartigkeit nicht definieren, geschweige denn erklären.
Es war merkwürdig: Sie kannte Dao-Lin-H'ay nun schon ziemlich lange, aber sie wußte noch immer sehr wenig über sie.
Einige Einzelheiten über die Vergangenheit dieser Kartanin hatte sie eben erst von Mai-Ti-Sh'ou erfahren, aber sie wußte nicht, wieviel davon der Wahrheit entsprach. Dao-Lin-H'ays Reaktionen verrieten leider so gut wie nichts. „Mei-Mei-H'ar hatte deine Amtsübernahme bereits offiziell angekündigt", fuhr sie fort, und sie war ein bißchen ärgerlich dabei. „Sie hat sich mit deinem Unternehmungsgeist herausgeredet. Wenn du es schaffst, die Karaponiden aus Ardustaar zu vertreiben, wirst du keine andere Wahl haben, als eben doch an Mei-Mei-H'ars Stelle zu treten."
„Ich werde immer eine andere Wahl haben", erklärte Dao-Lin-H'ay gelassen. „Abgesehen davon, daß ich allein das Problem mit den Karaponiden sowieso nicht lösen werde. Mei-Mei-H'ar hat also die Mannschaft der MARA-DHAO aus den Reihen ihrer Gesinnungsgenossen zusammengestellt. Diese Leute sehen in mir alles mögliche, nur keine normale Kartanin. Was kann ich tun, um das zu ändern?"
„Nichts."
Dao-Lin-H'ay sah nachdenklich vor sich hin. „Ich werde sie überzeugen", sagte sie. „Ich glaube nicht, daß dir das jemals gelingen wird", erwiderte Ge-Liang-P'uo nüchtern
3.
Ein gutes Schiff.
Das entsprach der Wahrheit. Über die Güte der Mannschaft konnte man streiten.
Es waren keine ausgesprochenen Dummköpfe darunter, aber es fehlte an kreativen Leuten, die auch ohne ausdrücklichen Befehl zu handeln vermochten. Es war keiner an Bord, der Dao-Lin-H'ay nicht für eine ganz und gar ungewöhnliche Kartanin hielt, und jeder - von Mai-Ti-Sh'ou bis hinunter zum kleinsten Techniker - sah seine hauptsächliche Aufgabe darin, Dao-Lin-H'ay zu beschützen.
Das war fatal, denn mit einer solchen Mannschaft konnte Dao-Lin-H'ay gewiß nichts gegen die Karaponiden ausrichten.
Aber fürs erste war man ohnehin noch weit von den Eindringlingen aus Hangay entfernt, denn die MARA-DHAO hatte eben erst Vaarjadin erreicht.
Der Anflug war geprägt von Funksprüchen, die der Identifizierung der MARA-DHAO und ihrer Besatzung dienen sollten, Dao-Lin-H'ay und Ge-Liang-P'uo allerdings als sehr übertrieben erschienen. Mindestens fünf verschiedene Kodes waren im Spiel, dazu ein ganzes Sortiment von Losungsworten, und selbst Mai-Ti-Sh'ou schien am Ende ihrer Geduld zu sein.
Dao-Lin-H'ay stellte fest, daß das selbstsichere Gerede von der absoluten Sicherheit dieses Raumsektors offenbar an der Wirklichkeit vorbeiging, denn sonst hätte es so umfangreicher Vorsichtsmaßnahmen nicht bedurft.
Dieser Gedanke erfüllte sie seltsamerweise mit grimmiger Befriedigung. Sie sagte sich, daß diese Reaktion absurd war, aber das änderte nichts an ihren Gefühlen.
Vaarjadin war - vom Weltraum aus gesehen - ein strahlend schöner, leuchtender weißblauer Planet mit großen Meeren und vier Kontinenten, von denen einer den Südpol und die daran angrenzenden Gebiete bedeckte.
Dao-Lin-H'ay, die sich in der Zentrale aufhielt und die Landung verfolgte, erkannte auf den ersten Blick, warum die Kartanin früherer Zeiten sich nicht auf eine Besiedlung dieser Welt hatten einlassen wollen: Das Klima auf diesem Planeten war nicht nur tropisch, sondern barbarisch heiß. Ganz Vaarjadin dampfte förmlich vor Hitze und Feuchtigkeit.
Die wenigen Siedlungen lagen in der Nähe des Südpols. Dort waren die Temperaturen mit knapper Not als erträglich zu bezeichnen. Im übrigen schien Vaarjadins gesamte Wirtschaft auf den Bedürfnissen des Militärs zu beruhen, vor allem auf dem Nachschub an Proviant und Trinkwasser, den man für die Raumschiffe brauchte.
Der Flottenstützpunkt war weit größer als alle anderen bewohnten Flächen zusammengenommen. Er bedeckte das eigentliche Polgebiet und bot mit Durchschnittstemperaturen, die ein Terraner als
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