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1437 - Der Weg nach Bentu-Karapau

Titel: 1437 - Der Weg nach Bentu-Karapau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Frau zu hofieren.
    Seltsam - das alles deutet darauf hin, daß Mei-Mei-H'ars Stellung keineswegs so unangefochten war, wie man es der Bedeutung ihres Amtes nach hätte vermuten können. „Fio-Ghel-Sh'ou leitet eine wichtige strategische Konferenz!" sagte Han-Ai-L'ing hochnäsig. „Selbst wenn dein Name auf irgendeiner Liste stehen sollte, kann ich dich jetzt nicht vorlassen."
    Das war ein Fehler.
    Dao-Lin-H'ay erfaßte die Gedanken, die hinter den Worten standen, und drehte sich um. Sie sah eine Kartanin, die in der Nähe der Tür stand und so tat, als sei sie in die Lektüre einer Dienstanweisung vertieft.
    Die Kartanin trug die übliche, blütenweiße Kombination, aber ohne Namensschild oder irgendeine Art von Rangabzeichen. Sie gab sich nach außen hin kühl und reserviert, aber als sie Dao-Lin-H'ays Blick spürte, hob sie den Kopf.
    Dao-Lin spürte die Wut, die plötzlich im Denken der fremden Kartanin auftauchte.
    Sekundenlang sahen sie sich schweigend an. „Ich grüße dich, Fio-Ghel-Sh'ou", sagte Dao-Lin-H'ay schließlich.
    Mai-Ti-Sh'ou fuhr herum, als hätte etwas sie gestochen. Sie hatte Fio-Ghel-Sh'ou noch nie gesehen und wäre daher unfähig gewesen, sie zu erkennen.
    Fio-Ghel-Sh'ou gab sich einen Ruck. Es war ihr peinlich, daß sie sich bei einem so kindischen Spiel hatte erwischen lassen. „Ich grüße dich auch, Dao-Lin-H'ay", sagte sie, wobei sie sich bemühte, sich ihre Verlegenheit nicht anmerken zu lassen. „Ist die Konferenz schon vorbei?" fragte Han-Ai-L'ing stotternd. „Entschuldige, bitte, ich habe dich gar nicht kommen sehen, und ich dachte mir..."
    „Schon gut", wehrte Fio-Ghel-Sh'ou ab. „Ich habe dich erwartet, Dao-Lin-H'ay.
    Han-Ai-L'ing wußte nichts davon.
    Niemand hat es gewußt. Du hättest in der MARA-DHAO bleiben sollen. Ich wollte dich dort aufsuchen. Diese Sache sollte geheim bleiben."
    Der Trick war nicht übel: Auf diese Weise fanden all die kleinen Nadelstiche eine einfache Erklärung, und man konnte niemandem auch nur die geringste Schuld anlasten. Fio-Ghel-Sh'oUs Pech bei der ganzen Sache bestand nur darin, daß sie einer Telepathin gegenüberstand - und es nicht wußte.
    Denn das war wirklich geheim. Nicht einmal Mei-Mei-H'ar ahnte etwas davon. „Hast du Angst vor karaponischen Spionen - hier auf Vaarjadin?" fragte Dao-Lin-H'ay spöttisch. „Sagen wir lieber: Ich bin vorsichtig", erwiderte Fio-Ghel-Sh'ou mit gespieltem Gleichmut. „Aber nachdem es wegen der Ungeschicklichkeit deiner Begleiter mit der Geheimhaltung sowieso vorbei ist, können wir diese Angelegenheit auch gleich erledigen."
    Fio-Ghel-Sh'ou streifte Dao-Lins bewaffnete Eskorte mit verächtlichen Blicken. „Unter vier Augen", fügte sie hinzu, indem sie sich abwandte und voranging. „Ich komme mit!" sagte Mai-Ti-Sh'ou grimmig.
    Dao-Lin-H'ay sah nicht ein, warum sie unter den gegebenen Umständen allzu große Rücksicht auf Fio-Ghel-Sh'ous Gefühle nehmen sollte. Sie winkte Mai-Ti mit sich und folgte der Oberkommandierenden von Vaarjadin.
    Für Fio-Ghel-Sh'ous ärgerliche Blicke hatte sie nur ein Lächeln übrig.
     
    *
     
    Ein übertrieben luxuriöses Leben schien Fio-Ghel-Sh'ou nicht zu führen - zumindest sah es nicht danach aus. Ihr Arbeitsraum konnte spartanischer nicht sein. In einem kleinen Nebenraum war durch den offenen Durchgang ein karges, abgenutztes Lager zu erkennen.
    Offensichtlich wurde Fio-Ghel-Sh'ou durch ihre, vielfältigen Pflichten oft daran gehindert, sich zum Ausruhen in ihr Privatquartier zurückzuziehen.
    Dao-Lin-H'ay sah es mit einer gewissen Befriedigung. Sie war froh, daß sie es geschafft hatte, der Befehlshaberin dieses Stützpunkts gegenüber einigermaßen unbefangen zu bleiben und sich nicht durch Mai-Ti-Sh'ou beeinflussen zu lassen. Auch Fio-Ghels Verhalten - ihr ziemlich durchsichtiger Versuch, Dao-Lin-H'ay von vornherein in eine schlechte Ausgangssituation zu drängen - hatte daran nichts geändert.
    Fio-Ghel-Sh'ou - so sagte sich Dao-Lin-H'ay - war gewiß nicht nur mit Hilfe großer Reden zu ihrer jetzigen Position aufgestiegen. Sie mußte zwangsläufig auch die entsprechenden Taten vollbracht haben. Das galt es zu berücksichtigen.
    Und wenn Fio-Ghel-Sh'ou auch nur halb so ernsthaft und engagiert bei der Sache war, wie ihr jetziger Rang es vermuten ließ, dann hatte sie sicher gute Gründe, sich potentielle, womöglich nur nach der Macht strebende Konkurrentinnen vom Hals zu halten.
    Vor allem dann, wenn es sich bei diesen Konkurrentinnen um so zweifelhafte

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