1437 - Der Weg nach Bentu-Karapau
aber ich wage es nicht, mich in diesem Fall auf meinen Instinkt zu verlassen. Würdest du diese Sache übernehmen? Für dich ist es leichter, die MARA-DHAO unauffällig zu verlassen."
„Du wartest auf diesen Ga-Nuin-L'ing?"
„Was bleibt mir anderes übrig? Wenn ich das Schiff verlasse und er mich nicht antrifft, müssen wir unter Umständen noch tagelang auf unsere Informationen warten.
Die sind hier offenbar nicht gut auf uns zu sprechen."
„Richtig. Also werde ich mich an unsere werte Oberkommandierende heranmachen. Das hat schließlich auch seinen Vorteil. Ich bin sicher, daß sie mir glauben wird." Dao-Lin-H'ay lächelte flüchtig. Sie war froh darüber, daß gerade Ge-Liang-P'uo sich dazu entschlossen hatte, diesen Flug mitzumachen - ihre Fähigkeiten waren von schier unschätzbarem Wert. Alle anderen Gefährten aus der Zeit der langen Reise hatten es vorgezogen, fürs erste auf Kartan zu bleiben. Sie vermißte jeden einzelnen von ihnen, und sie hoffte, daß einige es sich noch anders überlegen würden.
Konnten sie sich wirklich nach so langer Zeit, nach all den Abenteuern, auf Kartan eingewöhnen - so wie die Dinge jetzt dort waren?
Allein schon die Tatsache, daß die ehemals so große Familie H'ay fast zur totalen Bedeutungslosigkeit abgesunken war, mußte ihnen, die sie alle zu dieser Familie gehörten, schwer zu schaffen machen.
Aber wenigstens war Ge-Liang mitgekommen, und sie war im Augenblick die einzige, bei der Dao-Lin-H'ay das Gefühl hatte, sich in jeder Beziehung auf sie verlassen zu können.
Ge-Liang verließ die MARA-DHAO am späten Nachmittag. Dao-Lin-H'ay nutzte die Wartezeit, um sich mit Hilfe der örtlichen Medien ein Bild von den Verhältnissen auf Vaarjadin zu machen.
Es war kein sehr anheimelnder Eindruck, den sie sich auf diese Weise verschaffte.
In den Medien gab es zwei Hauptströmungen.
Die eine enthielt seichte Unterhaltung, in jeder Beziehung darauf abgestellt, der arbeitenden Bevölkerung die erwünschte Ablenkung am Feierabend zu bieten. Vom Inhalt her unterschieden sich die einzelnen Beiträge erstaunlich wenig von denen, an die Dao-Lin-H'ay sich aus einer weit zurückliegenden Zeit erinnerte. Man erzählte im Grunde genommen noch immer die alten Geschichten.
Die zweite Kategorie war wesentlich interessanter, denn hier ging es um Informationen aller Art. Über politische und militärische Propagandastreifen sah Dao-Lin-H'ay vorerst weitgehend hinweg: Sie wußte noch nicht genug über ihre neue Umwelt, um die echten Informationen von der reinen Propaganda zu trennen. Es fiel ihr allerdings auf, daß es sehr viele geradezu reißerisch aufgemachte Beiträge gab. So etwas hatte es früher nicht gegeben - zumindest nicht in dieser konzentrierten Form.
Erschreckend aber waren die lokalen Nachrichten.
Dao-Lin-H'ay verstand schon nach kurzer Zeit nicht mehr, warum man die Kolonie auf dem Planeten Vaarjadin überhaupt noch aufrechterhielt. Die Bauern hatten offenbar größte Schwierigkeiten, dem Boden überhaupt eine auch nur einigermaßen zufriedenstellende Ernte abzuringen. Die Viehzüchter brachten überhaupt nichts Vernünftiges zustande. An den Küsten betrieb man Fisch- und Algenzucht, was offenbar noch am einträglichsten war, aber auch unverhältnismäßig hohe Aufwendungen erforderte.
Um die Versorgung der Bevölkerung und des Stützpunkts dennoch sicherzustellen, war man auf die Idee verfallen, das zu nutzen, was man als die „natürlichen Reserven" von Vaarjadin bezeichnete. Dao-Lin-H'ay hatte große Mühe, zu begreifen, was damit gemeint war, und als sie es endlich verstand, war sie entsetzt.
Offenbar waren überall auf diesem Planeten - sowohl über den Landflächen, als auch über dem Meer - große Antigravplattformen unterwegs, die mit treffsicheren Schützen besetzt waren. Und diese Schützen knallten von ihrem sicheren Platz aus jedes größere Tier über den Haufen, das sie entdecken konnten.
Bei der totalen Arglosigkeit der Tiere von Vaarjadin war dieses Morden nicht mit dem geringsten Risiko verbunden.
Als wäre es damit nicht genug, waren die Kartanin auf diesem Planeten noch auf ein anderes Verfahren gekommen, das sogar noch abscheulicher war: Auf leergeschossene Landstriche ließen sie riesige, bewegliche Robotfabriken los, die wie gefräßige Ungeheuer dahinkrochen und alle belebte Materie in sich hineinsaugten. Dabei gewann man Biomasse - und hinterließ wüstenhafte Gegenden, in denen so gut wie nichts mehr lebte.
Dao-Lin-H'ay rief
Weitere Kostenlose Bücher