1437 - Der Weg nach Bentu-Karapau
wurde auf der Stelle besser. Sie sagte sich zu ihrer zusätzlichen Beruhigung, daß sie selbst schließlich auch ganz gut imstande war, selbst dem widerstrebendsten Verhandlungspartner jede gewünschte Information zu entlocken - ohne jede Gewaltanwendung und, wenn es sein mußte, ohne daß der Befragte überhaupt etwas davon bemerkte. „Wir werden sie schon zum Reden bringen", versicherte sie aus dieser Überlegung heraus. „Sage mir nur, wie wir an sie herankommen können."
„Die Koordinaten von Miryanaar wurden euch bereits übermittelt", erklärte der Kartanin. „Außerdem habt ihr das Geleitschiff, falls es unterwegs Schwierigkeiten geben sollte. Die Hauptstadt von Miryanaar heißt Tekkado - andere größere Ortschaften gibt es nicht auf dem Planeten. Ihr werdet auf dem Landefeld Raumschiffe verschiedenster Herkunft antreffen - seht zu, daß ihr niemanden provoziert. Ich würde dir raten, Mai-Ti-Sh'ou und ihren Leuten für die Zeit eures Aufenthalts auf Miryanaar Ausgangsverbot zu erteilen."
„Das hatte ich ohnehin vor", erklärte Dao-Lin-H'ay ungerührt. „Weiter!"
„Tekkado ist die Stadt der Diebe, Betrüger und Halsabschneider", fuhr Ga-Nuin-L'ing fort. „Die Einwohner von Tekkado folgen ungeschriebenen Gesetzen, die für jeden Außenstehenden völlig undurchschaubar sind. Das Leben eines Fremden gilt dort so gut wie nichts.
Ihr müßt also sehr vorsichtig sein. Wenn ihr auch nur eine einzige falsche Frage stellt, findet ihr euch möglicherweise mit aufgeschlitzter Kehle auf dem nächsten Abfallhaufen wieder."
„Wie bekommen wir Kontakt zu Loi-Scrom und Sisa-Vart?" fragte Dao-Lin geduldig. „Ich bin bereits dabei, es zu erklären", behauptete Ga-Nuin-L'ing. Du wirst nämlich nicht mit den beiden reden können, wenn man dich vorher umbringt.
Wie gesagt: Hütet euch, unnötige Fragen zu stellen! Wenn ich könnte, würde ich mit euch fliegen und den Kontakt selbst herstellen, obwohl unsere beiden Freunde seit meinem letzten Besuch nicht viel für mich übrig haben. Aber ich kann Fio-Ghel-Sh'ou in diesen Tagen nicht allein lassen."
Also wußte er Bescheid.
Er erklärte ihr anhand eines Planes von Tekkado, wie sie zu Loi-Scrom und Sisa-Vart kommen konnten, und Dao-Lin-H'ay machte sich Notizen. „Eine Frage hätte ich noch", sagte er, nachdem dieser Punkt geklärt war. „Wenn du wirklich nach Bentu-Karapau hineinkommst - was willst du dort tun?
Geht es dir nur darum, die Karaponiden zu vertreiben?"
„Hat Fio-Ghel-Sh'ou dich gebeten, auf den Busch zu klopfen?" fragte Dao-Lin-H'ay spöttisch. „Sie hat nichts damit zu tun", behauptete Ga-Nuin-L'ing, aber das war eine Lüge. „Ich habe noch keine konkreten Pläne", sagte sie ruhig. „Natürlich kommt es mir in erster Linie darauf an, diesen Stützpunkt für die Karaponiden unbrauchbar zu machen. Alles weitere wird sich finden, wenn es soweit ist."
„Du willst nicht etwa die Perle Moto rauben?"
Sie lachte ihm ins Gesicht. „Ich werde dieses Ding nicht einfach dort liegen lassen, wenn ich es finde", erklärte sie. „Reicht dir das?"
Er war sich dessen selbst nicht ganz sicher. „Warum interessierst du dich für die Perle Moto?" erkundigte sie sich. „Weil sie den Karaponiden gehört", erwiderte er nüchtern. „Man erzählt sich allerlei Geschichten über diesen Gegenstand. Ich kann nicht beurteilen, was davon wahr ist, aber wenn auch nur ein Wort davon stimmen sollte, dann wäre es schon zu viel. Dieses Ding in den Händen unserer Gegner - dieser Gedanke ist schlichtweg unerträglich."
Und damit hatte er recht. Ansonsten wußte er nicht mehr über die Perle, als Dao-Lin-H'ay und ihre Begleiter auf Kartan berichtet hatten.
Sie sah ihm nach, als er davonging. Eine Ahnung sagte ihr, daß dies nicht ihr letztes Gespräch mit Ga-Nuin-L'ing gewesen war. Sie hoffte, daß sie ihn nicht eines Tages als Gegner würde betrachten müssen. Abgesehen davon, daß er ihr sympathisch war - er war gefährlich
5.
Auch Miryanaar bot vom Weltraum aus ein sehr schönes Bild. Der Planet war von einer dichten Wolkenhülle umgeben, die in sanften Pastelltönen von hellem Ockergelb über ein rötliches Braun bis zu einem weichen Rosa erstrahlte. „Er sieht aus wie eine der Murmeln, mit denen ich als Kind gespielt habe", sagte Ge-Liang-P'uo. „Von daher dürfte er auch seinen Namen haben", vermutete Dao-Lin-H'ay, denn „Mir" bedeutete Kugel, „ya" hieß groß und „naar" war die Bezeichnung für jenen bunten Marmor, aus dem diese besondere Sorte
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