144 - Der Flug der Todesrochen
Maschinen war hundertprozentig zu trauen. Indem Arthur Crow beide Seiten miteinander konkurrieren ließ, gewann er ein Höchstmaß an Sicherheit. In diesem speziellen Fall erschien es ihm aber ratsam, sich stärker auf Takeos Geschöpfe als auf die Ausbildung unter seinem Kommando zu verlassen.
***
»Ahh, da sind Sie ja endlich.« John T. Kenlock, ein hagerer Mann Mitte fünfzig, mit langen schmalen Händen, sprang von seinem Stuhl auf, als Arthur Crow den Konferenzraum betrat.
»Das wurde aber auch Zeit.«
Dass hinter dem General ein Pulk aus vier bewaffneten Sicherheitskräften herein strömte, stachelte die Angriffslust des Wissenschaftlers nur noch weiter an. Beide Hände in die Hüften gestemmt, reckte er sein schmales Gesicht mit den hohen Wangenknochen vor und sah den Präsidenten mit funkelnden Augen an.
Wie die anderen Männer und Frauen im Raum trug er einen weißen Laborkittel, der jedoch im Unterschied zu den meisten Kollegen offen stand. Unter den übrigen Aufrührern – als solche sah Crow sie ausnahmslos alle an – fand sich die gesamte Palette von Emotionen. Einige wirkten ängstlich, als täte ihnen der Mut zum Streik plötzlich Leid, andere eher unbeteiligt, als ob sie das Ganze nur am Rande etwas anginge.
Diejenigen, die fest und unverrückbar zu Kenlock standen, saßen neben ihm, am Ende der doppelten Tischreihe, die den Raum durchzog.
Arthur Crow machte sieben Leute aus, die er auf den ersten Blick als harten Kern einschätzte. Vier Männer und drei Frauen, die sich in den Kopf gesetzt hatten, ihm – koste es was es wolle – die Stirn zu bieten.
Crow kannte ihre Namen, die er sich für alle Zeiten merken würde. Ein falsches Lächeln auf den Lippen, musterte er jeden Einzelnen der Anwesenden, befahl dann die Tür zu schließen und ordnete an, dass sich die Sicherheitskräfte im Hintergrund halten sollten.
Er ließ sich viel Zeit damit, seine Truppen zu ordnen. Schon alleine, um der ganzen Verhandlung von Beginn an seinen Rhythmus aufzuzwingen. Als er sich endlich daran machte, auf den Stuhl zuzugehen, der am Kopfende für ihn freigehalten wurde, war der scharfe Empfang des Rädelsführers längst verpufft.
Schweigend warteten alle ab, bis er seinen Platz erreicht hatte. Statt sich zu setzen, legte Arthur Crow aber nur die Hände von hinten auf die Stuhllehne und versicherte sich noch einmal, dass alle Blicke auf ihn gerichtet waren.
»So, Ladies und Gentleman«, wandte er sich an die Versammlung, darauf bedacht, dabei an Kenlock vorbei zu sehen. »Wo liegt denn das Problem?«
Die Kopfhaut des führenden Biochemikers, die deutlich unter seinem schütteren grauen Haar hervor schimmerte, rötete sich vor Wut.
»Wo das Problem liegt?«, echote er, und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, um sich Crows Aufmerksamkeit zu sichern. »Das wissen Sie doch ganz genau, Sie alter Despot! Uns fällt hier die Decke auf den Kopf! Seit einem halben Jahr sitzen wir schon in diesem Gefängnis, ohne jeden Kontakt zu unseren Familien oder zur sonstigen Außenwelt. Wir wollen endlich hier heraus. Wieder frische Luft atmen und unsere Angehörigen und Freunde sehen.«
Crow nickte bei jeder der Forderungen, die ihm Kenlock förmlich entgegen spie.
»Ich kann Ihrer aller Aufregung gut verstehen«, erklärte er dann, eine Atempause seines Widerparts nutzend. »Es ist in der Tat nicht wenig, was Ihnen allen abverlangt wird. Aber die Geheimhaltung des Projekts U-Men lässt uns leider keine andere Wahl.«
»Geheimhaltung?«, brauste Kenlock auf. »Scheiß auf die Geheimhaltung! Sie können uns hier nicht einfach gegen unseren Willen festhalten. Wir sind freie Menschen. Deshalb verlangen wir, dass eine Rotation mit frischen Kräften eingeführt wird. Sämtliche Anlaufschwierigkeiten sind überwunden, andere Kollegen können problemlos unsere Arbeit übernehmen. Wir sind am Ende. Wir wollen nach Hause! Und zwar sofort!«
Zustimmende Rufe begleiteten seine Forderungen.
Der kriegerische Auftritt von Crows Eskorte hatte seine Wirkung eingebüßt. Beherrscht von Frust und Zorn, waren die Soldaten im Hintergrund plötzlich vergessen. Jetzt dachten die Männer und Frauen in den Laborkitteln wieder nur noch an die Entbehrungen der letzten Monate und an ihren brennenden Wunsch, nach Hause zurückzukehren.
»Ja, jetzt muss endlich Schluss sein!«, bekräftigte Pauline Corbett, eine exzellente Biologin. »Wir haben genug getan. Wir wollen zurück nach Washington. Weiß mein Mann überhaupt, dass ich noch
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