144 - Die Jenseits-Party
kleine Taschenlampe aus der
Hosentasche und knipste sie an.
Licht!
Der breitgefächerte Strahl zuckte in die
Dunkelheit.
Was Larry sah, erfüllte ihn mit Grausen.
Der ganze Boden des Shops war eine einzige
breiige Masse, die sich blubbernd und blasenwerfend bewegte. Auf ihr schwammen
Sexmagazine, Bilder und Video-Kassetten. Sie sanken gurgelnd in den Sumpf, der
den ganzen Laden ausfüllte.
Die Warenregale waren ins Rutschen gekommen,
und der Laden sah aus, als wäre eine Bombe explodiert.
Vergebens hielt X-RAY-3 nach seinem neuen
Freund, Lars Blomquist, Ausschau. Der junge Schwede war verschwunden.
Jenseits der schaukelnden, halbschräg
liegenden Theke gab’s eine Tür zu den hinteren Räumen. Die Tür stand weit offen
- und von dort hinten waren unterdrückte Hilferufe zu vernehmen. Sie hörten
sich an, als würde jemand eine große Hand auf Mund und Nase gepreßt, um ihn am
Schreien zu hindern, der als hätte derjenige den Mund voll Schlamm und könne
nicht mehr anders artikulieren.
Die andere, die zusammen mit Ula Bergstroem
im Laden verkauft hatte, befand sich in höchster Bedrängnis!
Im hellen Lichtkegel der Taschenlampe
erblickte Larry Brent etwa drei Meter von sich entfernt den Türrahmen eines an
der Seite liegenden Zimmers. Dort tanzte ein großer, bizarrer Schatten auf und
nieder.
Der Schatten einer Frau, die sich verzweifelt
gegen den unheimlichen, unfaßbaren Eindringling zur Wehr setzte, der wie ein
dämonischer Moloch alles in sich schlang, was er erwischen konnte.
Larrys Magen und Herz krallte sich zusammen,
als ihm klar wurde, auf welche Weise Lars Blomquist zu Tode gekommen war. Und
nun war das Girl an der Reihe - und danach mit großer Wahrscheinlichkeit auch
er!
Hier im Haus herrschten andere Gesetze als
draußen vor der Tür.
Simon Sabatzki bekam dies alles offenbar gar
nicht mit - oder auch ihn hatte es erwischt. Vielleicht war das riesige,
formlose Ungetüm nicht nur durch die Kellerdecke in den Laden eingedrungen,
sondern füllte inzwischen auch längst die Erdgrube, die Sabatzki ausgehoben
hatte.
Mit ohrenbetäubendem Lärm kippte ein Regal um
und klatschte in den zähen, blubbernden Schlamm, der die Farbe eines lebendig
gewordenen Sumpfes hatte.
Hefte, Bücher und Kassetten sanken ein, Holz
und Plastik wurde breiig wie die Masse selbst, die gierig einen Meter nach dem
anderen überschwemmte.
Wo kam das ganze Zeug nur her?
Da fiel das Licht der Taschenlampe auf eine
Gestalt, die links neben dem Eingang zum hinteren Bereich gegen die Wand
lehnte.
Ula Bergstroem!
Aber - wie sah sie aus!
Sie erinnerte an eine riesige, aufgedunsene
Moorleiche, war grau-schwarz, und ihr Kopf war doppelt so groß wie normal. Ihre
Arme erinnerten an dicke, unförmige Tentakel, die Beine waren wie urwelthafte,
dunkle Baumstämme, die aus ihrem Körper wuchsen.
Das Antlitz war furchterregend, und in den
schwarzen, wässrigen Augen, die wie kleine Tümpel aussahen, spiegelten sich das
Grauen und die Dämonie einer Welt, die auf einem furchtbaren Stern, in einer
unaussprechlichen Dimension angesiedelt werden mußte.
Ula Bergstroem, die Frau, die vor einigen
Wochen auf unerklärliche Weise wieder von den Toten auferstand, war das
Werkzeug einer schrecklichen Macht und zeigte sich nun so, wie sie die ganze
Zeit über in Wirklichkeit war.
Als ein grauenvolles Monstrum der finsteren
Relikte Rha-Ta-N’mys, die in dieser Welt so viele Rätsel zurückgelassen hatte.
Ula Bergstroem war der Wirtskörper des
Grauens, das hier unbarmherzig zuschlug und dessen Ziel es war, jeden zu
vernichten, der sich ihm in den Weg stellte.
Auch - Larry Brent!
*
Nur knapp zehn Kilometer vom Ort des Grauens
entfernt, nahe der deutschdänischen Grenze, stand jener Sex- Shop, in dem eine
Polizistin und Morna Ulbrandson als Köder ihren Dienst versehen hatten.
Vor dem Laden waren ein Polizeifahrzeug und
ein Leichenwagen angekommen.
Der Gerichtsmediziner, der die reglose
Blondine auf dem Sofa in Filmkabine Nr. 3 untersucht hatte, klappte sein
Stethoskop zusammen und atmete tief durch.
Wortlos schrieb er einen Totenschein aus.
Dieser trug den Namen Morna Ulbrandson und als
Todesursache den, Vermerk >Tod durch Ersticken<.
Die Tote wurde in einen Zinksarg gelegt und
in den Leichenwagen gebracht.
Das Auto fuhr wenige Minuten später ab. Die
Polizeidienststelle, mit der die PSA in diesem verzwickten Fall
zusammenarbeitete, war über den Vorfall bereits unterrichtet und gab die
Todesmeldung an die PSA-Zentrale in
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