Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1444 - Legende und Wahrheit

Titel: 1444 - Legende und Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
nicht gar Jahrmillionen vergangen sein, seitdem die Anoree von Aylay ausgewandert waren.
    Darüber lohnte es sich nachzudenken. Es war Julian Tifflor schon früh aufgefallen, daß die Technik der Anoree, die man ihm doch als die Erbauer der Schwarzen Sternenstraßen vorgestellt hatte, nicht wesentlich weiterentwickelt war als die Technik der Völker der Lokalen Gruppe.
    Eine Zivilisation, die so alt war wie die anorische, hätte sich - eine von katastrophalen Ereignissen freie Entwicklung vorausgesetzt - auf einem wesentlich höheren technischen Niveau befinden müssen.
    Also hatte es im zivilisatorischen Werdegang der Anoree Einbrüche gegeben. Die Kenntnis des Schwarzen Sternenstraßensystems war erhalten geblieben, aber ansonsten hatten einschneidende Wissensverluste stattgefunden. Mit Hilfe der kulturellen und technischen Überlegenheit, die sie zu Anfang wohl besessen hatten, war es den Anoree gelungen, die Aiscrou, Vaasuren, Cutenexer und Gimtras zu Helfern zu machen und ihnen jeweils einen Teil der komplexen Verwaltung des Sternenstraßennetzes zu übertragen. Aber die Erinnerung an die Machraban, an die Herren der Straßen, war zum größten Teil verlorengegangen. Die Anoree wußten heutzutage nicht mehr, wer diejenigen waren, denen sie das große Erbe verdankten: das Erbe, das sie befähigte, mit geringem Zeitaufwand in die fernsten Abschnitte des Universums zu reisen.
    Von dieser Möglichkeit hatten sie im Lauf der Jahrtausende offenbar nur geringen Gebrauch gemacht. Auch das war ein Anzeichen dafür, daß sich die Entwicklung der anorischen Zivilisation nicht glatt, sondern mit Einbrüchen und Perioden des Rückschritts vollzogen hatte.
    Es hatte Zerwürfnisse innerhalb des Volkes gegeben. Die Cantaro hatten sich abgespaltet und ein eigenes Zweigvolk gebildet.
    Eines allerdings war den Nachfahren der Bewohner von Aylay geblieben: der Wunsch, die Machraban wiederzufinden.
    Der Verlust der Erinnerung an die Herren der Straßen stellte für die Anoree eine Geschichtslücke dar, die als traumatisch empfunden wurde. Seit Jahrtausenden, so ging aus dem Bericht hervor, den Gavval, Shyrbaat und Degruum, unterstützt vom Bordrechner, an Bord der YALCANDU erstatteten, gab es für die Anoree keine wichtigere - fast hätte man interpretieren mögen: keine heiligere - Aufgabe, als nach den Machraban zu suchen. Es gab keinerlei Hinweis, wohin sie sich damals - vor unvordenklichen Zeiten - zurückgezogen hatten. Aber da hielt sich in penetranter Weise der Verdacht, daß sie ihre Zuflucht unterhalb des Ereignishorizonts eines besonders massiven Schwarzen Loches gefunden haben müßten. Für die Anoree war's in den jüngstvergangenen Jahrhunderten zur Zwangsvorstellung geworden: Reisen über die Schwarzen Sternenstraßen durften nur noch zu dem Zweck unternommen werden, den Aufenthalt der Machraban zu ermitteln.
    Gut, es gab Ausnahmen, gab Degruum bereitwillig zu. Hin und wieder war eine Reise erforderlich, die nichts mit der Suche nach den Herren der Straßen zu tun hatte.
    Die Fahrten, die die YALCANDU dieser Tage unternahm, fielen in diese Kategorie. „Aber wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die durrairajmscan wiederzufinden", ergänzte Shyrbaat die Worte seines Artgenossen. „Eines Tages werden wir erfolgreich sein."
    Die YALCANDU schwebte nach wie vor im Orbit über Aylay. Der Bericht der Anoree - man hätte ihn ruhigen Gewissens auch eine Beichte nennen können - hatte mehrere Stunden in Anspruch genommen.
    Die Zuhörer waren beeindruckt. Es war leicht zu ermessen, daß das Bekenntnis den dreien nur mit Schwierigkeit über die Lippen gekommen war: Die Anoree sind nicht die Erbauer der Schwarzen Sternenstraßen! „Ich frage mich, ob die Cantaro etwas gewußt haben", sagte Julian Tifflor nachdenklich, nachdem seit Shyrbaats letzten Worten fast eine Minute verstrichen war. Degruum horchte auf. „Was hätten sie wissen sollen?" fragte er hastig. „Euer Volk hat es sich zur Aufgabe gemacht, nach den Machraban zu suchen", antwortete Tifflor. „Das sind Shyrbaats Worte. Kann es nicht sein, daß die Cantaro, die noch ein Teil eures Volkes sind, von den Siedlern auf Terminal Hope etwas erfahren haben, Was ihnen einen Hinweis auf den Aufenthaltsort der Herren der Straßen lieferte?"
    Da schraken sie alle drei auf. „Hältst du das für möglich?" stieß Shyrbaat hervor. „Durchaus", antwortete Tifflor ernsthaft. „Deswegen halte ich es für sinnvoll, daß ihr mit uns zusammen einen Versuch unternehmt, durch das

Weitere Kostenlose Bücher