1447 - Das Traumpaar
konnten Mallmann, Saladin oder Chira lauern. Aber sie schienen sich vor dieser klammen Kälte zurückgezogen zu haben, denn keiner von ihnen zeigte sich uns.
Dass ich meine Beretta nicht mehr besaß, wurmte mich am meisten. So musste ich mich auf mein Kreuz verlassen. Dass es eine starke Waffe war, hatte auch Chira gespürt, denn sie hätte mich sonst angegriffen. Die Nähe des Kreuzes hatte sie zurückgehalten.
Suko führte mich durch eine schmale Gasse, in der ich mich verdammt beengt fühlte. Am Ende der Gasse blieb er stehen und streckte den rechten Arm aus.
»Da ist das leere Lagerhaus.«
»Sehr gut.« Das war zu optimistisch gesagt, denn gut war etwas anderes. Hier sah ich nichts, abgesehen von der Rampe und einer dahinter liegenden Öffnung, durch die man das Lagerhaus betreten konnte.
Wir verhielten uns vorsichtig. Nach ungefähr einer halben Minute gingen wir davon aus, dass niemand in der Nähe lauerte, und so schoben wir uns vor auf den freien Platz.
Suko schaute nach rechts, ich nach links. Als wir die Rampe erreicht hatten, war immer noch nichts passiert. Hier holten wir unsere Leuchten hervor, schalteten sie aber erst ein, nachdem wir auf die Rampe geklettert waren.
Wir leuchteten mit unseren Lampen in diese große, aber leere Lagerhalle. Nein, leer war sie nicht ganz. Einige Typen hatten sie als wilde Müllkippe benutzt. Sogar Kühlschränke und alte PCs waren dort abgestellt worden und gammelten vor sich hin.
Keine Spur von Saladin und Mallmann, was uns beiden nicht passte, denn Suko flüsterte: »Sie sind noch in der Nähe, das spüre ich. Die haben nur den Ort gewechselt.«
»Dann lass uns weitersuchen.«
Das Fatale an der Lage war, dass wir keinen Anhaltspunkt hatten, wo wir ansetzen konnten. Wir mussten schon die gesamte Gegend absuchen. Hier liefen auch keine Menschen herum, die als potentielle Opfer in Frage gekommen wären. Was also suchten Saladin und Mallmann hier?
Mit diesen Gedanken sprang ich von der Rampe wieder zu Boden.
Auch vor der leeren Halle hatte sich nichts verändert. Da gab es keinen, der auf uns schoss, denn man ließ uns weiterhin im Unklaren.
Bis ich meinen Blick gegen den Nachthimmel richtete.
Zuerst wollte ich es nicht glauben. Ich schüttelte auch den Kopf, aber das Bild, das ich über mir sah, blieb bestehen.
Am Himmel bewegte sich ein Schatten. Kein kleiner, nicht mit einem Vogel zu vergleichen, sondern ein mächtiger, der an einen übergroßen Rochen erinnerte.
Ich brauchte Suko nicht erst darauf aufmerksam zu machen, denn er hatte gesehen, wohin ich schaute.
»Mallmann«, flüsterte ich. »So weit ist der nicht weg. Wenn mich nicht alles täuscht, schwebt er über einem Dach. Beziehungsweise über einer Halle. Die könnte sein neues Quartier sein.«
»Das wir uns so schnell wie möglich ansehen sollten.«
»Du sagst es, Suko.« Mich hatte wieder das Jagdfieber gepackt.
Endlich ging es weiter. Zugleich wusste ich jedoch, dass wir nichts überstürzen durften.
In der Höhe, in der Mallmann als Fledermaus schwebte, hatte er den perfekten Überblick. Der schaute nicht nur auf das Dach, der konnte seine Blicke auch wandern lassen. Jede hastige Bewegung in der Umgebung würde ihm auffallen.
Er schwebte plötzlich nach unten.
»Sehr gut«, lobte Suko. »Mach einfach so weiter, dann ist es für uns leichter.«
Die Fledermaus fiel nicht herab. Mallmann zog immer noch seine Kreise. Dabei verlor er an Höhe und war wenig später für uns nicht mehr zu sehen. Ob er auf dem flachen Dach bleiben würde, wussten wir nicht. Es war durchaus möglich, dass er dort einen Einstieg fand, um in das leere Gebäude abtauchen zu können.
Obwohl es uns drängte, blieben wir noch stehen und warteten ab.
Wir wollten sicher sein, dass sich Mallmann nicht wieder erhob und seinen Rundflug fortsetzte.
Nach knapp einer Minuten waren wir es.
Und jetzt hielt uns nichts mehr…
***
»He! He!« Chiras Stimme hallte und warf mehrere Echos. »Wo steckst du? Zeig dich, Justine! Du kannst dich doch nicht vor mir verbergen. Also komm schon raus!«
Genau den Gefallen tat Justine Cavallo ihr nicht. Sie blieb in ihrer Deckung hocken, die sie mit wenigen schnellen Schritten erreicht hatte.
Bevor Chira zum zweiten Mal hätte auf sie schießen können, war die Blutsaugerin abgetaucht. Als wäre sie im Boden versunken, was natürlich nicht zutraf, denn in dieser verdammten Halle gab es alles, nur keine vernünftigen Verstecke.
So hatte sie sich die Wand als Rückendeckung ausgesucht
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