1447 - Das Traumpaar
Dingen war es Justine gewesen, die ihre Augen offen gehalten hatte, denn alles, was Mallmann anging, interessierte sie besonders. Sie hatte in den letzten Wochen alles andere in den Hintergrund gestellt, und bei diesen Recherchen war sie dann auf Chira gestoßen.
Woher sie kam, wusste Justine nicht. Sie sah aus wie eine Bandenchefin, aber sie hätte auch zum Kreis der Terroristen zählen können.
Jedenfalls hatten Mallmann und Saladin keine verkehrte Wahl getroffen. Mallmann hatte sich an ihrem Blut gelabt, und danach war sie von Saladin hypnotisiert worden. Möglicherweise war es auch umgekehrt gewesen. Jedenfalls stand sie unter Saladins Befehl, da brauchte Justine nur einen Blick in die verdrehten und starren Augen zu werfen.
»Du hast auf mich gewartet?«
Chira lachte. »Ja, das habe ich. Obwohl dein Gegenplan nicht schlecht gewesen ist.«
Justine tat ahnungslos. »Wieso?«
»Spiel mir nichts vor. Du hast Sinclair eingesetzt, damit er mich aufhält. Das ist ihm nicht gelungen, denn ich bin besser gewesen.«
»Aha, du hast ihn leer getrunken.«
»Nein, das nicht«, flüsterte Chira scharf. »Aber es kann durchaus sein, dass ich dies noch nachholen werde.«
Justine gab eine lässige Antwort. »Und ich dachte schon, du hättest ihn deinem Freund überlassen. Wo steckte denn der Werwolf, den man dir an die Seite gegeben hat?«
»Er ist nicht da!«
»Oh, das tut mir Leid. Ihr seid für mich das perfekte Traumpaar gewesen.«
Chira wurde wohl nicht so gern auf ihren Partner angesprochen, denn sie sprach wieder von Sinclair. »Dein verfluchter Freund jedenfalls hat es nicht geschafft. Und ich werde dir den Beweis zeigen.« Sie löste ihre Hand aus der rechten Tasche, und Justine sah das dunkle Metall einer Pistole.
Chira zielte damit auf die Blonde und fragte mit einem lauernden Klang in der Stimme: »Kennst du die Waffe, Justine? Schau sie dir genau an.«
»Ja, es ist eine Beretta.«
»Sehr gut. Und weißt du auch, wem sie mal gehört hat?«
»John Sinclair.«
»Genau!« Chira nickte. »Jetzt kannst du darüber nachdenken, was mit ihm passiert ist.«
»Erzähl mir nicht, dass er tot ist.«
»Wer weiß…«
»Ich glaube dir nicht, Chira, denn so leicht ist Sinclair nicht zu besiegen. Du hast ihm deine Zähne nicht in den Hals geschlagen, das steht fest.«
Als wäre dies eine Aufforderung gewesen, die beiden spitzen Zähne zu zeigen, zog Chira die Lippen zurück und bewies, wer sie in Wirklichkeit war.
»Eine Kugel reicht auch für ihn.«
»Das ist richtig.«
»Und das Magazin ist nicht mehr voll.«
Justine wollte es nicht genau wissen und überprüfen. Sie nahm es zunächst hin. Nur glaubte sie nicht, dass Sinclair ausgeschaltet worden war.
»Was willst du wirklich, Chira?«
»Blut! Ich will Blut. Und es ist genügend da. Man hat es mir versprochen. Ich werde mich satt trinken können. Was hier vor meinen Füßen liegt, kann mir nicht mehr entkommen.«
Justine deutete auf die regungslosen Menschen. »Willst du deinem Wolf nicht etwas überlassen?«
»Nein! Er hat seine Beute schon bekommen. Das hier ist mein Feld. Sonst gehört es keinem.«
»Nicht auch Mallmann?«
»Wenn er hier erscheint, wird er genügend Blut vorfinden, das kann ich dir versprechen. Nur für dich wird es nichts mehr zu trinken geben, denn das hier sind einzig und allein meine Opfer. Du bist aus dem Spiel, Justine.«
»Wer sagt das?«
»Ich!«
»Oder Mallmann?«
»Er und Saladin haben mir das Feld überlassen. Ich weiß, was ich zu tun habe.«
»Irrtum, das weißt du nicht. Saladin weiß es. Du bist nur eine Befehlsempfängerin. Alles andere ist nicht interessant. Saladin benutzt dich, ebenso wie Dracula II. Ich weiß, dass Saladin einen Versuch gestartet hat. Er ist neue Wege gegangen. Er will die Beute perfektionieren. Es soll keinen Stress mehr geben. Niemand soll sich wehren können, wenn man sich labt. Stimmt es?«
»Ja, denn das ist die Zukunft. So und nicht anders wird die Macht ausgebreitet. Wir werden herrschen, und wir werden bald zwei Welten übernommen haben.«
Justine Cavallo wusste, dass dies schon immer Mallmanns Traum gewesen war. Und jetzt arbeitete er gezielt darauf hin, dass sich der Traum auch erfüllte.
»Und jeder, der nur daran denkt, uns Probleme zumachen, wird aus dem Weg geräumt«, versprach Chira. »Wir sind die neuen Herrscher. Uns kann niemand stoppen.«
Die blonde Bestie nahm es gelassen. »Du weißt, wer ich bin. Vielleicht können wir uns einigen.«
»Wieso sollte mir das in den
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