1447 - Das Traumpaar
vor, als wäre die Bühne bis auf uns zwei von den Akteuren verlassen worden. Aber in der Leere und in der Stille lag oft genug die Gefahr.
Wir bekamen sie nicht zu Gesicht, was nichts zu bedeuten hatte, denn die andere Seite war durchaus in der Lage, im Hintergrund zu lauern und so lange zu warten, bis sie in einem günstigen Zeitpunkt zuschlagen konnte.
Ich entfernte mich von Suko und schaute mich so gut wie möglich um. Ich ärgerte mich immer noch darüber, dass ich mir meine Beretta von der Vampirin hatte abnehmen lassen.
»Die Waffe hole ich mir wieder«, erklärte ich.
»Wie denn?«
»Wenn ich Chira geschnappt habe.«
»Weißt du denn, wo sie steckt?«
Genau das war das Problem. Ich winkte leicht wütend ab und hörte Sukos erneute Frage.
»Wer ist sie eigentlich? Weiß du, was hinter ihr steckt? Hast du schon mal was von ihr gehört?«
»Nein, das habe ich nicht. Ich lernte sie erst heute kennen, und das hat mir schon gereicht.«
Das wollte Suko nicht so hinnehmen. »Sag nur nicht, dass du dir keine Gedanken über sie gemacht hast.«
»Doch, soeben.«
»Und?«
»Ich denke, dass sie ein Geschöpf Mallmanns ist. Er wird sie sich geholt haben. Er hat sie leer gesaugt und sie anschließend seinem Freund Saladin überlassen. Es kann auch sein, dass sie schon vorher hypnotisiert worden ist.«
»Da bist du dir sicher?«
»Ja.« Ich nickte heftig. »Du hättest nur einen Blick in ihre Augen werfen müssen, dann wärst du zu dem gleichen Ergebnis gekommen wie ich. So etwas habe ich bei einem Vampir noch nicht erlebt. Okay, sie haben tote Augen, aber nicht so, verstehst du?«
»Schon.«
»Wenn man den Gedanken mal weiter verfolgt, kann einem schon angst und bange werden. Saladin ist perfekt. Er kann jeden Menschen unter seine Kontrolle bringen. Stell dir vor, ergeht dorthin, wo sich Menschen versammeln. Er bringt sie durch Hypnose unter seine Kontrolle. Dann haben Vampire doch freie Bahn. Da haben sie ihre Vorräte an Blut, und so sind die Wiedergänger in der Lage, sich schnell zu vermehren. Genau das ist meine Befürchtung, und ich glaube nicht, dass ich damit falsch liege.«
Suko gab mir zunächst keine Antwort.
Er war nur sehr nachdenklich geworden. Dann nickte er.
»Ich denke, dass du die Dinge leider nicht zu schwarz siehst. Da kann etwas auf uns zukommen.«
»Nicht nur auf uns.«
»Aber es gibt einen Joker.«
»Meinst du die Cavallo?«
»Sicher, John…«
Ich blies meine Wangen auf, bevor ich die Schultern anhob und ihm dann antwortete. »Ich weiß nicht. Wenn ich an Justine denke, fühle ich mich enttäuscht. Ich bin mit ihr hierher gefahren. Ich ging davon aus, dass sie auf meiner Seite steht, aber sie ist abgehauen und hat mich in Chiras Falle laufen lassen. Das ist schon eine Sache, über die man sich Gedanken machen muss.«
»Es könnte ihr auch etwas passiert sein«, meinte Suko. »Ich habe meine Begegnung mit Saladin und Mallmann nicht vergessen. Sie waren beide sehr optimistisch. Das brauchten sie nicht mal zu sagen, das war schon zu spüren.« Er grinste. »Ich bin ehrlich genug, um zuzugeben, dass ich ohne meinen Stab verloren gewesen wäre.«
»Klar. Nur hast du mir noch immer nicht gesagt, wo du auf sie getroffen bist.«
»Ist das wichtig?«
»Ich denke schon, denn wir könnten hingehen und den Ort absuchen. Es wäre ja möglich, dass wir dort auf Justine Cavallo treffen.«
»Tot oder lebendig?«
Ich stand starr. »He, denkst du, dass sie es nicht schafft?«
»Keine Ahnung. Aber Mallmann und Saladin im Doppelpack sind schwer zu besiegen, und dazu gibt es noch diese Chira.«
»Ja, der Prototyp. Ihre perfekte Helferin. Eine Blutsaugerin, die man hypnotisiert hat.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich will es immer noch nicht glauben.«
»Du kommst nicht daran vorbei.«
»Leider.«
Suko schlug mit der Faust gegen seine flache Hand. »Die Nacht ist noch nicht vorbei, es geht weiter, und ich frage mich, was wir unternehmen sollen.« Er gab sich die Antwort selbst. »Es gibt nur eine Lösung. Wir müssen sie finden, und ich denke, dass es hier in der Nähe sein wird. In diesem Gebiet, in diesem Viertel, das wir nicht kennen.«
»Lass uns dorthin gehen, wo du Mallmann und Saladin gesehen hast.«
Ob es richtig war, wie wir uns verhielten, wusste keiner von uns.
Jedenfalls wollten wir nicht länger untätig herumstehen. Da musste etwas in Bewegung gebracht werden.
Wir rannten nicht wie die Wilden los, denn wir mussten mit bösen Überraschungen rechnen. Überall im Dunkeln
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