1447 - Das Traumpaar
bisher nur Justine Cavallo gekommen. Irgendwie auch typisch…
Sie hatte mich beobachtet und fragte: »Kennst du einen von ihnen?«
»Bestimmt nicht.«
»War auch nur eine Frage.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Die Zeit war vergangen. Der neue Tag zählte bereits zwei Stunden. Ich war gespannt, wie weit wir fahren mussten, um das Ziel zu erreichen. Dabei dachte ich daran, dass Justine Cavallo oft genug unterwegs war und wir uns manchmal zusammen mit Jane Collins den Kopf darüber zerbrochen hatten, wo sie wohl stecken konnte. Eine Antwort hatten wir nie erhalten. Sie war eben unterwegs gewesen. Jetzt wusste ich, dass sie sich wohl in der Umgebung umgesehen hatte, um irgendwelche Orte oder Plätze zu finden, mit denen sie irgendwann mal etwas anfangen konnte.
Als Blutsaugerin brauchte sie zudem immer wieder Nachschub.
Das war heute der Fall gewesen, aber sie holte ihn sich auch, wenn sie allein unterwegs war. Dabei war sie bisher nicht aufgefallen, und wir konnten es auch nicht verhindern. Sie saugte das Blut und tötete die zu Vampiren gewordenen Menschen dann, wobei sie immer erklärte, dass es Menschen waren, die ihrer Meinung nach den Tod verdient hatten. Aber da konnte man durchaus geteilter Meinung sein.
Vor der Halle wurde die Stille von einem Motorengeräusch unterbrochen. Der Wagen war da.
Ich lief zum Tor und drückte es weiter zu. Der Fahrer sollte nicht unbedingt einen Blick in die Halle werfen, auch wenn es dunkel und nicht viel zu erkennen war.
Wir hörten Suko mit zwei Männern sprechen. Als ich einen schnellen Blick nach draußen warf, sah ich die beiden Fahrzeuge auf dem Hof stehen. Ein Transporter und ein kleiner Ford Fiesta. Mit dem fuhren die beiden Männer wieder zurück, nachdem Suko ein Formular unterschrieben hatte. Er faltete es zusammen und kam zu uns.
»Alles in Ordnung.« Er winkte mit dem Zündschlüssel. »Wir können fahren.«
»Willst du?«
»Gern.«
Vor das Vergnügen hatten die Götter den Schweiß gesetzt. In unserem Fall war es das Einladen der hypnotisierten Menschen. Dabei half sogar Justine mit. Und sie bewies, welche Kräfte sie besaß. Sie nahm gleich zwei mit und legte sie auf die Ladefläche.
Im Auto roch es nach Gemüse, hatte ich das Gefühl. Wer weiß, was damit schon alles transportiert worden war.
»Es wäre besser, wenn ich mich neben Suko setze«, sagte die Cavallo. »Ich kenne den Weg.«
»Und wo müssen wir hin?«
Sie klopfte mir leicht auf die Schulter. »Lass dich überraschen, John. Es wird dir bestimmt gefallen.«
»Ich bin gespannt.«
Justine und Suko nahmen vorn Platz. Ich stieg an der Seite ein. Bevor ich die Tür zuzog, warf ich einen letzten Blick zum dunklen Himmel. Ich wollte sehen, ob uns eine übergroße Fledermaus aus der Höhe beobachtete. Es war nichts zu sehen. Nur die dunkelgraue Fläche, aus der zum Glück weder Schnee noch Regen rieselte.
Danach setzte ich mich so bequem wie möglich hin und wartete darauf, dass wir starteten…
***
Wut, Ärger und Hass!
Genau diese drei Gefühle tobten in Saladin. Es hatte so gut begonnen, und er hatte sich auf der Straße des Sieges gefühlt, aber das war jetzt vorbei, und darüber ärgerte er sich wahnsinnig.
Eine Niederlage!
Ja, es war eine Niederlage gewesen, die man ihm und letztendlich auch Mallmann beigebracht hatte. Er gab zu, die Cavallo unterschätzt zu haben. Er hatte sogar damit gerechnet, sie auf seine Seite ziehen zu können, was ihm jedoch nicht gelungen war. Wäre er ein Mensch mit normalen Kräften gewesen, wäre er jetzt nicht mehr am Leben. Sie hätte ihn wirklich eiskalt abgeschossen, und das war für ihn kaum nachvollziehbar, denn er zählte sie nicht zu den Menschen.
Für ihn war Justine Cavallo zu einem Feind in den eigenen Reihen geworden, und dementsprechend stark war sein Hass gegen sie.
Man traf sich immer mehrmals im Leben, mindestens aber zweimal, und sie stand jetzt ganz oben auf seiner Liste.
Das Wegbeamen war im letzten Augenblick geschehen. Er glaubte noch jetzt, die leichte Berührung der Kugel zu spüren, die letztendlich doch ins Leere gegangen war.
Er hatte sich an einen anderen Ort geschafft, der nicht weit entfernt vom letzten Ziel lag. Auf dem Dach einer anderen Halle war er wieder erschienen und stand neben einem alten Schornstein, der an einigen Stellen bereits brüchig war.
Hier gab es eine gewisse Sicherheit. Hier konnte er nachdenken, und er dachte an seinen Verbündeten Will Mallmann. Er fühlte sich von ihm im Stich gelassen. Er
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