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1447 - Sturmwelt am Scheideweg

Titel: 1447 - Sturmwelt am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bei dem auf einem Dreibein stehenden, mit glühender Holzkohle gefüllten Kessel an, zog sich die Fäustlinge aus und wärmte die bereits blau angelaufenen Hände über der Glut.
    Er mußte seine Finger geschmeidig halten, um notfalls seine Waffen wirkungsvoll einsetzen zu können, vor allem Pfeil und Bogen. Das war besonders wichtig, weil er nicht nur die normale Wache auf dem Schiff hielt, sondern zusätzlich die Verantwortung dafür trug, daß die Gefangene nicht fliehen konnte.
    Das hielt er allerdings für unmöglich, denn die Fremde war nicht nur ihres seltsamen Anzugs beraubt worden, der wahre Wunderdinge vollbringen sollte, sondern war außerdem an Händen und Füßen gefesselt und auch noch an die Koje angebunden, auf der sie lag.
    Als Simai sich wieder einmal die Hände wärmte, ließ er seinen Blick über die benachbarten Schiffe schweifen. Es war eine stattliche Flotte, denn inzwischen hatten sich bei der Großen Mutter fast alle Wüstenschiffe der umliegenden Ansiedlungen eingefunden und umringten die 13 Drachenschiffe der Putranai.
    Simai spie verächtlich in die Glut, dann zog er den herabgerutschten schwarzen Gesichtsschleier wieder hoch.
    Die Stadt-Tronahae hatten doch tatsächlich weiche Knie bekommen, nachdem ihnen Nam-Ko von seiner Unterredung mit dem Kommandanten des fremden Sternenschiffs berichtet und ihnen seine Drohung übermittelt hatte. Mit einemmal war nicht mehr davon die Rede gewesen, die Gefangene nach tronahaeschem Recht zu bestrafen. Auch das Ultimatum, das das Verschwinden des Sternenschiffs noch vor Einbruch der Nacht gefordert hatte, war nicht aufrechterhalten worden. Die Feiglinge hatten sich beeilt, einen Kurier zu den Sternenfahrern zu schicken und ihre Bereitschaft zu Verhandlungen zu signalisieren.
    Nam-Ko und der Toggare-Ho waren dagegen gewesen, aber durch die zahlenmäßige Überlegenheit der Stadt-Tronahae überstimmt worden. Simai hoffte, die Toggaren möchten sich nicht an den gemeinsam mit dem Rat der Stadt-Tronahae gefaßten Beschluß halten. Er glaubte jedoch nicht wirklich daran.
    Nichts war mehr so wie früher. Der Stamm der Putranai hatte zuviel fremdes Blut aufgenommen. Seine Männer brannten nicht mehr mit allen Fasern ihres Herzens darauf, Kriege zu führen und so viele Feinde wie möglich zu töten, wie es in früheren Generationen gewesen sein sollte.
    Infolgedessen hatte sich auch unter dem Adel pazifistisches Gedankengut verbreitet.
    Es wurde vorsichtig taktiert, und es wurden keine Siedlungen mehr gebrandschatzt, sondern höchstens noch einzelne Schiffe der Stadt-Tronahae gekapert.
    Das Ziel war, den Stamm der Putranai als zivilisiert erscheinen zu lassen und ihre Männer von dem Ruf zu befreien, blutrünstige Krieger zu sein.
    Dabei war es früher genau dieser Ruf gewesen, der die Putranai unbesiegbar gemacht hatte, denn wo ihre Krieger mit ihren Drachenschiffen angriffen, sank den Feinden von vornherein der Mut, und sie flohen oder wehrten sich so halbherzig, daß ihre Niederlage besiegelt war.
    Und jetzt hatten die Toggaren sich erstmals so tief erniedrigt, sich an einen Beschluß zu halten, der nur durch die zahlenmäßige Überlegenheit der Stadt-Tronahae zustande gekommen war. Aber vielleicht war der Adel inzwischen ebenso habgierig wie die Krämerseelen der Stadt-Tronahae. Allzu verlockend mußten ihnen allen die Reichtümer erscheinen, die das Sternenschiff barg und von denen man partizipieren konnte, wenn man die Schänderin des Heiligtums zum Tauschobjekt machte.
    In seinem Grimm hatte Simai vergessen, seine Fäustlinge wieder überzuziehen, nachdem er seine Wanderung über das Deck wieder aufgenommen hatte. Rasch holte er es nach, aber seine Hände waren schon so steif geworden, daß es nicht viel nützte. Ärgerlich über sich selbst kehrte Simai zum Glutkessel zurück, zog die Fäustlinge abermals aus und hielt die Hände dicht über die Glut.
    Er preßte die Lippen zusammen, als das Gefühl allmählich in sie zurückkehrte.
    Seine Augen füllten sich mit Tränen.
    Deshalb bemerkte er nicht, daß sich unterdessen Strahlungsnebel gebildet hatte, der eine dichte Schicht über dem Wüstenboden bildete und allmählich an den Schiffen heraufkroch. Er sah auch nicht, wie in dem aufbrodelnden Nebel riesige geflügelte Schatten durch die Nacht glitten.
    Als er mit seinen dick vermummten Ohren das leise Pfeifen vernahm, das bei der Landung der Schatten auf dem Deck der Drache-Ogor erzeugt wurde, war es zu spät.
    Auf dem Schiff wimmelte es plötzlich

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