1448 - Flucht ins Bluthaus
nicht glauben. Das Thema war momentan für sie erledigt, aber nur, weil ein Auto auf das Gelände der Tankstelle gefahren war, ein älterer Rover.
»Ich glaube, Dave, wir müssen über deinen Zustand noch intensiv reden.«
Der Tankwart winkte nur ab. Aber wohl war ihm dabei trotzdem nicht…
***
Die Tankstelle auf der linken Seite war uns natürlich schon von weitem aufgefallen. Da sie hell erleuchtet war, mussten wir sie einfach sehen, und mir kam dabei eine Idee.
»Fahr mal zur Tankstelle, bitte.«
»Warum?«, fragte Suko.
Ich hob die Schultern. »Wir sollten jede Möglichkeit nutzen. Es kann sein, dass der Tankwart den Lieferwagen gesehen hat, sodass er uns sagen kann, in welche Richtung er gefahren ist.«
»In den Ort.«
»Aber das will ich genau wissen.«
»Wir bleiben dann im Rover«, sagte Suko, als er den Rover hinter einer Zapfsäule ausrollen ließ.
Ich stieg aus und ging auf die Tür zu, hinter der es hell war, und ich zwei Menschen sah. Einen Mann und eine Frau. Sicherlich gehörte ihnen die Tankstelle.
Der Mann war recht klein und hatte einen Kugelbauch. Die Frau im Overall überragte ihn. Ihr Haar war extrem kurz geschnitten und unnatürlich blond.
Beide schauten mich an, als ich den Kassier- und Verkaufsraum betrat.
»Sie wollen nicht tanken?«, fragte die Frau. Weshalb ihre Stimme leicht aggressiv klang, ahnte ich nicht.
»Nein, wir möchten nicht tanken. Dafür hätte ich gern eine Auskunft von Ihnen.«
»Wir geben keine Auskünfte.« Ich holte meinen Ausweis hervor und zeigte ihn der Frau. Sie las, zuckte mit den Augenbrauen und flüsterte: »Scotland Yard?«
»Sie haben sich nicht verlesen.«
»Das ist natürlich etwas anderes. Worum geht es denn?«
»Ich möchte Sie fragen, ob Ihnen vielleicht ein dunkler Transporter aufgefallen ist, der in der letzten halben Stunde hier an der Tankstelle vorbei kam. Oder vielleicht Ihnen, Mister.«
Der Tankwart schaute mich an und schüttelte den Kopf.
Pech. Ich wandte mich an die Frau, die mich nicht wahrnahm. Sie sprach mit ihrem Mann.
»Das kannst du nicht so sagen. Vielleicht hat der komische Typ in einem solchen Wagen gesessen.«
»Hier war keiner, Lucy.«
Die Frau verdrehte die Augen. »Gott im Himmel, geht das schon wieder los!«
Ich hatte genau zugehört und war plötzlich misstrauisch geworden.
»Um was geht es denn?«, wollte ich wissen.
»Darum, dass sich mein Göttergatte plötzlich an nichts mehr erinnern kann.«
In mir schlugen die Alarmglocken an. Das hatte verdammt nach Saladins Eingreifen geklungen.
»Würden Sie so freundlich sein und mich darüber aufklären? Es kann unter Umständen wichtig sein.«
»Genau!«, rief Lucy. »Mir ist das von Beginn an schon verdammt komisch vorgekommen.«
»Hör doch auf damit!«
»Nein, ich will jetzt reden. Der Herr hier ist vom Yard. Ich kann mir vorstellen, dass er hinter diesem Typen her ist. Ein Wunder wäre es bestimmt nicht.«
»Wie du willst.«
Es gab keine Einwände mehr, und so konnte die Frau ihren Frust loswerden. Wären Ohren in der Lage gewesen, bei bestimmten Berichten zu wachsen, meine wären sicherlich auf die doppelte Größe angeschwollen, als ich erfuhr, was hier abgelaufen war.
Es war ein Besucher erschienen, aber der Tankwart wusste nichts mehr von ihm. Saladin hatte ihn manipuliert, nur hatte er nicht damit gerechnet, dass die Frau des Tankwarts aus einem Nebenraum alles mit angehört hatte und nicht begreifen konnte, dass ihr Mann behauptete, nichts von einem Besucher zu wissen.
»Sagen Sie mal was, Mr. Sinclair.«
»Ich glaube Ihnen.«
»Das ist gut.«
»Und Sie sind sicher, dass sich der Fremde nach einem Bauernhof erkundigt hat?«
»Klar doch.« Sie deutete auf ihren Mann. »Der hat ihm die beiden Höfe genannt. Wobei einer weiter entfernt liegt. Den werden sie ja wohl nicht als ihr Ziel genommen haben.«
»Das denke ich auch. Wem gehört der andere Hof?«
»Den Lancasters.«
»Aus wie vielen Personen besteht diese Familie?«
»Im Moment aus drei. Die beiden Alten sind auf eine Kreuzfahrt gegangen. Die werden ja auch immer billiger.«
»Genauer, bitte.«
»Ethan und Doris Lancaster. Dann noch der kleine Sohn Phil. Das ist die Familie.«
»Ich danke Ihnen.«
»Und jetzt?« Sie reckte mir ihr Kinn entgegen. »Werden Sie zu den Lancasters fahren?«
»Das denke ich.«
Lucy schluckte. »Ich habe den Mann ja nicht gesehen und nur gehört. Aber darf ich fragen, ob er ein Killer ist?«
»Das weiß ich nicht.«
»Sie wollen es nicht sagen,
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