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145 - Die Suche nach Aiko

145 - Die Suche nach Aiko

Titel: 145 - Die Suche nach Aiko Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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war verschwunden!
    Hektisch drehte er sich im Kreis, suchte nach irgendwelchen Spuren. »Aruula! Wo bist du?!«
    Dann sah er sie – vielmehr ihren Rücken, über den das lange blauschwarze Haar bis zum Boden floss. Sie saß auf einer anderen Anhöhe, etwa zwanzig Meter entfernt, und blickte auf den Kratersee und die Daa’muren-Karawane hinunter.
    Was um alles in der Welt tat sie da? Warum antwortete sie nicht? Mit schnellen Schritten ging Matt zu ihr hinüber.
    Auf halber Strecke erkannte er es: Aruula hatte den Oberkörper nach vorne gebeugt und die Stirn auf die angezogenen, mit den Armen umschlungenen Knie gelegt.
    Sie lauschte!
    »Nein!«, rief Matt und rannte die letzten Meter auf seine Gefährtin zu. Mit ihrer Aktion ging sie ein unkalkulierbares Risiko ein. Was, wenn die Daa’muren ihren Lauschangriff spürten? Sie würden augenblicklich wissen, wo sie sich aufhielt!
    Er wollte sie schon an den Schultern rütteln und wieder zu sich bringen – und hielt im letzten Moment ein. Es barg unkalkulierbare Risiken für ihre Gesundheit, sie aus tiefer Trance zu reißen.
    Bei allen Göttern – was sollte er nur tun?
    »Ich habe uns lediglich eine Entscheidung abgenommen«, sagte Aruula seelenruhig und richtete sich auf. »Du wolltest auf volles Risiko gehen – das habe ich jetzt auch getan. Und uns damit viel Zeit und Anstrengung erspart.«
    »Du hast die Daa’muren belauscht?«, sprach Matt aus, was doch offensichtlich war. Er hielt den Atem an.
    Sie nickte, ohne eine Miene zu verziehen. »Das habe ich.«
    »Und? Es ist dir gelungen?«
    Sie seufzte. »Ich habe nicht viel erfahren – und doch mehr, als wir durch bloßes Beobachten herausgefunden hätten. Sie räumen den Kometen leer und bringen die Kristalle in Höhlen am Ufer.«
    »Und warum tun sie das?«
    »Da gab es ein allgemeines Denken an den Sol, ihr Oberhaupt, und an ›Projekt Daa’mur‹, aber ich glaube, viele Daa’muren wissen selbst nicht genau, was eigentlich dahinter steckt. Es roch irgendwie nach… Gefahr. Und nach Aufbruch.«
    »Und…?«, drängte Matt, als sie nicht weiter sprach.
    »Nichts mehr.« Aruula räusperte sich. »Sie haben ihre Gedanken abgeschottet… als sie mich… nun ja, als sie mein Lauschen bemerkt haben.«
    Er hatte es doch geahnt! »Sie haben dich aufgespürt?«
    »Anzunehmen. Wir sollten also nicht zu lange hier bleiben.«
    Shit!
    Innerlich fluchte Matt. Obwohl er sich eingestehen musste, dass das Risiko, sich den Daa’muren mit den X-Quads zu nähern, vermutlich größer gewesen wäre. Nur die Art, wie Aruula ihn übergangen hatte, gefiel ihm nicht. Warum hatte sie nicht in Ruhe mit ihm gesprochen… ?
    Weil du Blödmann doch wieder deinen Sturkopf durchgesetzt hättest, gab er sich selbst die Antwort.
    Im Grunde hatte sie also richtig gehandelt. Und trotzdem…
    Er reichte Aruula die Hand und zog sie hoch. »Ich schätze unseren Vorsprung auf gute zwanzig Minuten«, sagte er und deutete in die Richtung, wo hinter der kleinen Anhöhe die Daa’muren-Karawane bewegte. »Sie reiten auf Shargatoren. Die Viecher sind schnell – solange sie im Wasser sind. Am Land sind wir ihnen auf unseren X-Quads überlegen.« Er überlegte.
    »Du denkst an Aiko«, erriet sie.
    »Es widerstrebt mir, die Suche nach ihm abzubrechen«, gab Matt zu. »Ich will ihn nicht im Stich lassen…«
    »Trennen wir uns«, schlug Aruula vor. »Die Daa’muren wissen nur von meiner Anwesenheit. Wenn ich weiterhin kurze Lauschversuche starte, werden sie meiner Spur folgen.«
    »Das kommt gar nicht in –«
    »Und warum nicht?!«, fiel sie ihm ins Wort. »Denkst du, ohne dich wäre ich aufgeschmissen? Oder hast du etwa Angst, so ganz allein im Dschungel?«
    Es war scherzhaft gemeint, das wusste er. Trotzdem versetzte es ihm einen Stich und kränkte ihn auch in seiner Ehre als Mann und Soldat.
    »Rede keinen Unsinn!«, fuhr er auf.
    »Danke gleichfalls!«, konterte sie. »Du willst weiter nach Aiko suchen – ich biete dir die Chance dazu. Also vergiss mal für einen Moment, dass ich nur eine schwache Frau bin, und sag ja! Und warte nicht zu lange, sonst können wir gleich mit den Daa’muren weiterdiskutieren!«
    Matthew Drax musste erst einmal schlucken. Schon drängten sich ihm heftige Widerworte auf die Zunge, doch er schluckte sie zusammen mit seiner Verblüffung und dem Ärger herunter. Warum stellte er sich eigentlich gegen ihren Vorschlag? Nur weil sie vorhin auf eigene Faust ermittelt hatte (was er selbst übrigens bei jeder sich bietender

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