145 - Die Suche nach Aiko
müssen den Sol informieren.«
»Das würde unsere Neutralisierung nach sich ziehen.«
»Aber es ist der einzig logische Schluss.«
»Wir könnten Lin’croo auf eigene Faust suchen, sie neutralisieren und die Angelegenheit als Unfall darstellen«, sagte Thul’hal’neiro, während der andere desorientiert umherblickte.
»Das wäre eine Lüge«, stellte Veda’hal’lodu nüchtern fest.
»Ich würde es anders bezeichnen«, erwiderte Thul’hal’neiro: »Als eine alternative Wahrheit, die uns vor der Neutralisierung retten würde.«
»Du hast Angst!«
»Ja«, gab er unumwunden zu. »Der Wert meiner Existenz ist durch die Entdeckung der Emotionen subjektiv gestiegen. Ich will diesen wunderbaren Zustand auch weiterhin genießen dürfen.«
»Du hast dich sehr verändert.« Sein Partner drehte sich im Kreis, suchte die nähere Umgebung nach Spuren der geflohenen Primärrassenvertreterin ab.
»Ich sehe Empfindungen als aufschlussreiche Ergänzung unseres Anpassungsprozesses an die Lebensumstände auf diesem Planeten. Du aber lässt dich von den Gefühlen regelrecht verschlingen.«
»Was willst du damit sagen?«
»Wir müssen den Sol über unser Versagen verständigen und unsere Strafe hinnehmen.«
»Das ist nicht in meinem Interesse«, sagte Thul’hal’neiro, nahm die Schaufel vom Boden auf, als sein Partner ihm den Rücken zuwandte, und schlug ihm den Schädel ein.
Er ging sehr gründlich dabei vor. Zumindest für Veda’hal’lodu würde es kein Erwachen mehr geben.
***
Auf dem X-Quad unterwegs, kam Matt der Gedanke, dass doch eigentlich er der perfekte Köder für die Daa’muren abgegeben hätte und nicht Aruula. Schließlich galt er bei den Außerirdischen als »Primärfeind«. Sie hassten ihn, seit er in einer ihrer Bruthöhlen versehentlich eines der Eier zertreten hatte. Na ja, und weil er ihnen seitdem immer wieder empfindliche Niederlagen bereitet hatte.
Obwohl – Hass war mit Sicherheit das falsche Wort. Es war gleichsam eine maschinenhafte Fixierung auf ein bestimmtes Ziel, das sie erreichen mussten.
Als Matt am Rand einer Lichtung anlangte, hielt er das X-Quad kurz an und zog den Kompass aus seiner Brusttasche.
Aikos Absturzort lag einige Kilometer südöstlich von hier. Für den direkten Weg musste er die freie, von Schlammlöchern und niedrigen Pflanzen überzogene Fläche passieren und wäre in dieser Zeit ohne Deckung. Konnte er das Risiko eingehen?
Matt sah sich um, blickte auch nach oben. Kein Daa’mure, kein Todesrochen, nicht mal ein Tier.
Er gab Gas. Mit sechzig Stundenkilometern glitt er dicht über dem Boden dahin. Problemlos überwand er die knapp zweihundert Meter und näherte sich rasant dem gegenüber liegenden Waldrand. Er drosselte das Tempo wieder und blickte sich noch einmal aufmerksam um.
Da geschah es.
Im selben Moment, als er die Baumgrenze erreichte, stürzte von oben aus dem Laubdach etwas Großes, Dunkles, Schweres herab – und landete hinter ihm auf dem X-Quad!
Ein Daa’mure!
Er musste hier gelauert und seine Annäherung in aller Seelenruhe beobachtet haben!
Matt reagierte sofort und stieß seinen angewinkelten rechten Arm mit aller Kraft nach hinten. Er prellte sich den Ellbogen am Schuppenpanzer des Gegners, brachte ihn aber gleichzeitig zu Fall.
Die langen Krallen des Daa’muren bohrten sich in das Metall des hinteren Querträgers, als er von dem Fluggerät abzurutschen drohte. Die Masse des wuchtig gebauten Wesens brachte das X-Quad aus dem Gleichgewicht. Fluchend hielt sich Matt am Steuerungslenker fest, verlagerte sein Körpergewicht auf die andere Seite, konnte aber nicht verhindern, dass er mit einem der Träger über den Boden streifte.
Das Gefährt kippte. Alles drehte sich um Matt, verwirbelte zu losen Eindrücken von Matsch, Grün und dem Daa’muren, der sich an seinem Fahrzeug festgeklammert hatte.
Die eingebauten Gyro-Stabilisatoren taten endlich ihren Dienst, brachten das X-Quad wieder in eine aufrechte Position.
Der Schwung wirbelte Matt wie ein Blatt umher, presste die Luft aus seinen Lungen.
Der Daa’mure zog und zerrte nach wie vor an einem der Ausleger, wollte das Gefährt zu Boden zwingen.
Als Matt endlich wieder Halt gefunden hatte, trat er gegen seinen unerbetenen Mitfahrer und traf ihn im ausdruckslosen Echsengesicht.
Keine Reaktion. Es war, als würde er gegen Beton schlagen.
Gleichzeitig musste er aufpassen, das X-Quad nicht gegen den nächsten Baum zu setzen. Anhalten war aber auch nicht möglich, denn nur die
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