145 - Jagd auf den Zeitkristall
bewußt einleiten, wenn er auch ihre Dauer nicht bestimmen konnte. Aber selbst in seinem Wahnsinn war er diesmal klar genug, um zu wissen, was er erreichen wollte.
Den Zustand als Waffe einsetzen! Er hörte Stimmen.
Da schnappte es in ihm über. Er riß die Tür auf, die ihn von den Dämonen trennte, und hörte sie aufschreien, ehe er sie sah. Gegenüber war ebenfalls eine Tür geöffnet. Dort war ein dritter Dämon eingetreten. Vorn standen Angelina, das Biest, und Vittorio.
„Ha!" brüllte Condano und rannte auf sie zu. „Haaa!" Er wedelte mit den Armen, denn konnte er nicht fliegen? Er war doch ein Raubvogel, der sich auf seine Beute stürzte! Aber diese Beute war schnell, sie floh vor ihm auf die offene Tür zu. Condano flog über den Tisch hinweg, war so schnell wie der letzte der Dämonen und hielt ihn fest. Er hörte den Dämon wie irr kreischen und lachte schallend.
Können Raubvögel lachen? fragte er sich dabei etwas erstaunt und schlug seine Fänge in den Hals seiner Beute. Die Beute zappelte, versuchte sich zu wehren. Aber die Gegenwehr wurde immer schwächer und erstarb schließlich ganz. Condano lachte triumphierend. Die Beute bewegte sich nicht mehr.
Da wurde sie für ihn uninteressant. Etwas anderes war von Interesse.
Es lag auf dem Tisch, über den er geflogen war, und glitzerte und funkelte.
Ich bin eine Elster, dachte Condano und nahm das Glitzern an sich. Aber er war kein Dieb. Er tauschte nur. Er ließ etwas anderes Glitzerndes zurück. Dann flog er durch die Gänge und Korridore der Villa, suchte nach einem Ausgang und fand ihn schließlich durch eine Fensterscheibe. Unsanft kam er zwei Meter tiefer an. Sein linker Fuß tat so weh… Condano humpelte davon. Er sah überall Häuser und Straßen und Fahrzeuge, wie er sie niemals zuvor gesehen hatte. Blecherne Kisten auf Rädern, die sich bewegten, ohne daß sie von Pferden gezogen wurden. Das war Zauberei. Die ganze Stadt schien verzaubert zu sein.
Erschöpft blieb er nach einigen Richtungswechseln und Seitenstraßen stehen. Seine Lungen stachen, und sein Fuß schmerzte teuflisch.
Condano lachte trotzdem spöttisch auf.
Er hatte den echten Zeitkristall wieder. Den falschen hatte er zurückgelassen. Und er erinnerte sich an schwarzes, stinkendes Blut, und als er seine Hände betrachtete, waren sie von diesem schwarzen Blut verschmiert.
Hatte er getötet?
Und wenn schon. Es war nur ein Dämon gewesen. Hoffentlich der richtige, dieser Vittorio. Aber wahrscheinlich war es nicht so leicht, einen Dämon zu töten.
Condano war wieder normal. Und er wußte, daß er schnellstens verschwinden mußte. Er würde von den Dämonen gejagt werden, und sie hatten mit Sicherheit Möglichkeiten, ihn zu finden.
Er erinnerte sich an einen Mann, der gegen die Zardonis kämpfte. Jener Mann, der ihn mit einem Boot von der Toteninsel in die Stadt Venedig gebracht hatte. Vielleicht konnte dieser Mann ihn schützen.
Oder vielleicht ließ dieser Mann sich zwischen die Fronten schieben, um die Dämonen zu beschäftigen, bis Condano selbst weit genug war. Denn seine geplante Reise in die Vergangenheit mußte gut vorbereitet werden. Mit der Magie des Kristalls allein war es nicht getan. Ein magisches Ritual mußte vorgenommen werden. Es kostete Zeit und Kraft.
Dorian und Coco hatten sich in einem Hotel der Mittelklasse einquartiert. Coco öffnete den Koffer und nahm eine Glaskugel heraus. Sie legte sie auf den Tisch, zeichnete einen Kreis um die Kugel und daneben zunächst das Zeichen ihrer Familie, dann verschiedene andere Beschwörungssymbole. Sie riß einen Fetzen aus der Kutte, die sie aus Venedig mitgebracht hatte. Vittorio Zardoni hatte sie zum Tragen dieser Kapuzenkutte gezwungen, als sie an der Erweckung Condanos teilnehmen sollte. Jetzt kam es ihr zunutze. Sie zeichnete die gleichen Symbole auf den Stoffetzen und konzentrierte sich auf die Kugel.
Dorian wartete stumm ab. Er konnte hier ohnehin nichts tun. Coco versuchte, den Aufenthaltsort der Zardonis ausfindig zu machen.
In der Kugel tauchte ein Bild auf. Eine Villa, aber sie war von einer magischen Glocke umgeben. Coco dehnte den beobachteten Bereich aus. Die Villa lag an einer breiten Straße, die an jedem größeren Fleck in Florenz sein konnte.
Coco zwang die Kugel, weiterzuwandern. Schließlich erkannte sie ein Straßenbild und merkte sich den Namen. Dann kehrte sie wieder zur Villa zurück. Sie war dreistöckig und von Bäumen und Hecken umgeben.
Die Zardonis wohnten recht luxuriös, wenn
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