145 - Jagd auf den Zeitkristall
wie sie sich in dem betreffenden Gebiet zurechtfinden konnten. Sie trennten sich voneinander. Coco versetzte sich in den schnelleren Zeitablauf. Auf diese Weise konnte sie ein weitaus größeres Gebiet absuchen und wurde vielleicht am schnellsten fündig.
Für Dorian lief die Zeit normal weiter. Er konnte Coco nicht mehr sehen, die für seine Augen zu schnell geworden war. Coco dagegen kam es vor, als sei Dorian zu einer Statue erstarrt.
Sie verschwand in den Seitengassen.
Sie hatten sich rasch verständigt, wer welchen Bereich abzusuchen hatte. Dorian legte Tempo vor.
Er hoffte, daß er den Magier fand, bevor dieser den Zeitkristall einsetzen konnte oder bevor die Dämonin ihn fand.
Plötzlich tauchte Coco wieder vor ihm auf. Sie war erschöpft.
„Ich habe sie", stieß sie atemlos hervor. „Beide. Condano sitzt in einem Hinterhof und experimentiert mit dem Kristall, und die Rothaarige ist nicht mehr weit von ihm entfernt."
„Warum hast du nicht zugepackt?" keuchte Dorian erregt.
„Ich konnte es nicht mehr. Ich war zu geschwächt. Ich war zu lange im schnelleren Zeitablauf. Meine Kräfte sind verbraucht." Sie beschrieb Dorian den Weg. Der Dämonenkiller nickte verstehend. Cocos Kräfte waren nicht unerschöpflich. Sie konnte sich in ihrem Zustand nicht auf einen Kampf einlassen. Dorian rannte los. Es war ihm egal, ob Passanten auf ihn aufmerksam wurden. Er mußte Condano rechtzeitig erreichen!
Plötzlich sah er ihn. Der Kristall schwebte vor Condano und funkelte dunkelblau, ging immer mehr ins Violette. Dorian ahnte mehr, als er es wußte, daß der entscheidende Zeitpunkt unmittelbar bevorstand.
„Condano!" schrie er.
Das Vernünftigste wäre es gewesen, den Wiedererweckten niederzuschießen oder wenigstens den Zeitkristall mit einem gezielten Schuß zu zerstören. Aber Dorian schreckte davor zurück.
„Condano! Halt!"
Der Magier reagierte nicht. Er wurde durchscheinend, zusammen mit dem Kristall. Dorian sprang wie ein Verzweifelter und erreichte Condano, warf sich auf ihn. Im gleichen Moment spürte er Schwerelosigkeit und graues Nichts um sich herum. Er fühlte den Magier zwischen seinen zupackenden Fäusten, sonst nichts.
Die Welt war erloschen.
Sie trieben in die Vergangenheit. In eine Zeit, die Dorian mit höchster Wahrscheinlichkeit fremd war… und diese Zeit wollte Condano verändern!
Eine schwarze Wand tauchte im grauen Nichts auf, raste blitzschnell heran, direkt auf die beiden Männer zu. Und dann tauchten sie in dieser schwarzen Wand ein, und das Denken erlosch.
Micaela Zardoni kümmerte sich um Rico Zardonis Verletzung. Aber sie konnte die durch das Weihwasser entstandene Wunde nicht völlig schließen. Ricos Schmerzen blieben - und machten ihn wütend, jähzornig. Er war nicht mehr völlig Herr seiner Entscheidungen. Unter anderen Umständen hätte er, die personifizierte Vorsicht, das Unternehmen Vergangenheit einfach abgeblasen. Er hatte schon von Anfang an immer wieder seine Bedenken vorgetragen. Jetzt, als neues Oberhaupt der Zardoni-Sippe, hätte er es stoppen können.
Doch der Zustand, in dem er sich jetzt befand, ließ ihn seine bisherige Vorsicht vergessen. Er schickte Ennio aus, Angelina zu unterstützen. Dann starrte er das blonde Mädchen an, das ihm die Verletzung beigebracht hatte.
„Du wieder", zischte er. „Du hättest verschwinden sollen. Du hättest froh sein sollen, daß du so davonkamst. Aber du bist zurückgekehrt. Kleine Närrin… was hast du dir davon versprochen? Rache?"
Er lachte höhnisch.
„Manchmal ist es besser, auf Rache zu verzichten. Aber du wolltest es nicht anders."
„Was habt ihr mit mir vor", keuchte sie. Immer noch war es ihr unmöglich, sich aus dem magischen Netz zu befreien. „Wollt ihr mich umbringen?"
„Nein", sagte Rico Zardoni zu seiner Überraschung. Auch die Dämonin Micaela hob überrascht die Brauen.
„Ich habe etwas anderes mit ihr vor", sagte Rico. „Sie wird uns einen gefährlichen Gegner vom Halse halten. Wir werden sie zu unserer Waffe machen. Sie wird Dorian Hunter töten."
Micaela und Tonio schüttelten die Köpfe. „Das Mädchen ist zu tölpelhaft. Hunter wird sie durchschauen und zurückschlagen - schneller und präziser als sie."
„Er ist ein Mensch. Er hat Skrupel, auf andere Menschen zu schießen, vor allem solche, die er kennt. Ich sehe da keine Gefahr."
„Und wenn sie versagt?"
„Ist das unser Problem?" fragte Rico. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis Angelina Condano erwischt, dann
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