145 - Mädchen, Monster, Sensationen
stimmte. Als wir Cruv mit auf die Erde genommen hatten, war er ein »Wilder« gewesen. Alles, was es bei uns gab, hatte es auf der Prä-Welt Coor, seiner Heimat, nicht gegeben.
Dort lebten noch Zauberer, Elfen, Saurier, Drachen und andere schreckliche Ungeheuer. Es war auch die Heimat der Grausamen 5, einer Gruppe mächtiger Magier-Dämonen.
Cruv hatte sich bei uns erstaunlich rasch zurechtgefunden. Heute konnte er Auto fahren, Computer bedienen und sogar Flugzeuge pilotieren.
Ich behaupte oft, daß der Mensch ein »Lerntier« ist.
Cruv war das auch.
Ich fuhr am »Creepy« erst mal langsam vorbei. Cruv und ich peilten die Lage. Vor der schwarzen Eingangstür des Nightclubs befand sich ein geschlossenes Scherengitter, »Da gibt’s kein Hineinkommen«, murmelte Cruv.
»Würde ich nicht sagen«, gab ich zurück. »Ich bin nicht schlecht im Knacken von Schlössern, wenn ich reichlich Zeit dazu habe. Aber an der Vorderfront würden mir eine Menge Leute über die Schulter gucken, und einem von ihnen könnte es einfallen, die Polizei zu verständigen. An und für sich habe ich nichts gegen die Polizei, aber wenn sie anrückt, um mir die Arbeit zu erschweren…«
»Wir spielen Holländer«, sagte Cruv.
»Holländer?«
»Van Hinten.«
Ich grinste.
Die nächste Parkmöglichkeit nützte ich, dann stiegen wir aus. Cruv setzte sich die Melone etwas tiefer in die Stirn.
»Du solltest dir einen Stetson zulegen, dann würdest du aussehen wie John Wayne«, sagte ich.
»Oder wie J.R. Ewing, das Dallas-Ekel.«
»Donnerwetter, du verblüffst mich immer mehr. Du weißt ja auch, was im Fernsehen läuft.«
»Ich schimpfe sogar schon genauso über das miserable Programm wie ihr.«
»Dann hast du dich wirklich vollkommen in diese Welt integriert«, sagte ich.
Wir gingen zurück. Im Schaukasten des Nightclubs waren Bilder von Fay Cannon zu sehen.
»Die Hölle - in einer verdammt gefährlichen Verpackung!« stellte ich fest. »Diesem bildschönen Mädchen kriecht jeder Mann auf den Leim.«
***
Noch lag der Mann in der Kühlbox, doch das Fach öffnete sich mit einemmal, wie von Geisterhand bewegt. Niemand befand sich in der Nähe.
Die Hilfe, die Adam Seagrove bekam, war nicht zu sehen. Magische Kräfte griffen ein, holten den Leichnam heraus und legten sich auf ihn.
Seine Wunden veränderten sich, das Fleisch nahm eine graubraune Färbung an, ein geheimnisvoller Heilungsprozeß begann. Tief klaffende Verletzungen schlossen sich wie im Zeitraffer, und ein konvulsivisches Zucken schüttelte den geweckten Toten.
Er lag auf der fahrbaren Bahre, war nackt, nur mit einem weißen Laken zugedeckt. Ruckartig setzte er sich auf, als hätten sich seine Bauchmuskeln jäh zusammengezogen.
Seine blutleeren Lippen öffneten sich. Er bleckte die Zähne, und in seine Augen trat ein kalter, grausamer Glanz.
Stimmen drangen an sein Ohr. Sein Kopf drehte sich langsam. Alles Menschliche hatte er verloren. Er war nun eine Marionette des Bösen, ein gefährlicher Zombie!
Die Stimmen kamen näher. Seagrove drehte sich. Seine nackten Beine glitten unter dem Laken hervor, die Füße berührten den Boden. Er stand auf, das Laken blieb liegen.
Vorsichtig, als wäre er noch nicht ganz sicher auf den Beinen, setzte sich der lebende Leichnam in Bewegung. Er ging an der Kühlwand entlang, in der andere Tote untergebracht waren.
Er wußte es, und er wußte auch, daß sie sich nicht erheben konnten, denn sie waren nicht gestorben wie er, deshalb bestand zwischen ihnen und den Mächten der Finsternis keine Verbindung.
Er suchte nach einer Möglichkeit, sich zu verstecken. Ein großer, breiter Instrumentenschrank bot sich an. Seagrove stellte sich neben ihn und wartete.
Draußen auf dem Flur näherten sich zwei Männer der Schwingtür, deren obere Hälfte verglast war. Als sie aufgestoßen wurde, knirschte der Zombie so laut mit den Zähnen, daß es die Männer gehört hätten, wenn sie nicht so laut miteinander gesprochen hätten.
***
Cruv und ich befanden uns in einem düsteren Hinterhof mit wenigen Fenstern. Niemand beobachtete uns. Hinter uns ragte eine Feuermauer aus dunklem Backstein auf, und die Fenster links und rechts gehörten zu einem schmalen Gang.
Auch hier waren Türen und Fenster mit Scherengittern versehen, doch ich war zuversichtlich, eines dieser primitiven Schlösser knacken zu können.
Cruv fiel eine unscheinbare schmale Holztür auf, vor der sich kein Gitter befand. Dafür hatte sie aber ein besseres Schloß.
»Vielleicht
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