145 - Mädchen, Monster, Sensationen
deiner Beschwerde bestimmt nicht sehr weit kommen!«
Barrys Augen verschossen Blitze. »Du bist wohl nicht bei Trost. Wie redest du denn mit mir?«
»Das bist du nicht von mir gewöhnt, wie? Ich habe lange genug Rücksicht genommen und mir deine Launen und Nörgeleien gefallen lassen, aber damit ist es nun vorbei! Ich schlage zurück. Mal sehen, wie lange du das durchstehst!« Frederic Scott holte sich Gummihandschuhe und zog sie an.
Dabei fiel sein Blick auf die offene Kühlbox, in der Adam Seagrove liegen sollte. Sie war leer.
Ohne ein Wort zu Barry Howard zu sagen, lief er zur Box und blickte hinein. Da sich Tote seiner Ansicht nach nicht aus dem Staub machen können, mußte jemand den Leichnam fortgeholt haben, ohne sie davon in Kenntnis zu setzen.
Er verließ den Seziersaal, um sich zu erkundigen, was da geschehen war. Es gab ein Buch, in das die Zu- und Abgänge eingetragen wurden.
Frederic wollte da einen Blick hineinwerfen. Vielleicht war er dann klüger.
Barry Howards Zorn war noch nicht verraucht. Er starrte dem Kollegen aggressiv nach. »Na warte«, knurrte er. »Wir sind miteinander noch nicht fertig. Du willst Krieg haben? Okay, ich bin einverstanden, aber das eine sage ich dir: Es wird ein Kampf bis aufs Messer. Deine Tage in diesem Institut sind gezählt. Ich sorge dafür, daß du rausfliegst, das ist gar nicht schwierig, weil du fachlich sowieso eine Null bist. Es wird nicht lange dauern, bis du einen Fehler machst. Ich kann ja auch ein wenig nachhelfen, und dann sorge ich dafür, daß es die richtigen Leute erfahren.«
Barry grinste selbstgefällig.
Er begab sich zur offenen Box. Und hinter ihm löste sich. Adam Seagrove langsam von der Wand…
***
In der Hölle wurde Zeit anders gemessen, und oft hatte sie überhaupt keine Gültigkeit. Wer ewig lebt, braucht sich seine Zeit nicht einzuteilen.
Er kann verschwenderisch damit umgehen, denn ihm steht ja genug davon zur Verfügung. Lange standen Professor Mortimer Kull und Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, auf dieser Nebeltreppe, die sie abwärts führte in unauslotbare Tiefen, wo das Böse zu Hause war, wo Neid, Haß und Mißgunst gediehen, wo jedem die Lüge besser von den Lippen kam als die Wahrheit, wo echte, ehrliche Freundschaft unmöglich war…
Als Mensch hätte Mortimer Kull sich diesen Schritt wohl mehrmals gut überlegt, denn die Hölle war unberechenbar. Es gab keinen unzuverlässigeren Partner als die schwarze Macht, wenn man nicht ein Teil von ihr war -und das war man nur dann, wenn man schwarzes Blut in seinen Adern hatte.
An dem Tag, als Kull zum Dämon wurde, verfärbte sich sein Blut. Seither fühlte er sich den Mächten der Finsternis auf eine ganz besondere Art verbunden.
Wie immer hatte er große Pläne. Zunächst strebte er danach, von Asmodis die Dämonenweihe zu empfangen. Dadurch würde er vom Fürst der Finsternis in den Höllenadel erhoben werden, und von dort aus ließ es sich dann gut operieren und intrigieren.
Wenn es ihm gelang, die Uneinigkeit zu fördern, die unter den Dämonen herrschte, wenn er Argwohn und Zwietracht unter sie streute, damit alle untereinander verfeindet waren, konnte er sie überflügeln, ohne daß sie es mitbekamen.
Und wenn er sich erst einmal über ihnen befand, würde er dafür sorgen daß es ihnen unmöglich war, ihn von dort oben herunterzuholen.
Auch das Höllenschwert wollte er besitzen, und irgendwann würde er Loxagon von Asmodis’ Seite verdrängen und sich zum Berater des Höllenfürsten machen.
Doch das war noch nicht alles, was Mortimer Kull vorhatte. Er wollte seine beratende Funktion mehr und mehr - in aller Heimlichkeit - ausbauen, bis Asmodis das tat, was er, Professor Mortimer Kull, für richtig hielt.
Asmodis, Kulls Befehlsempfänger!
Auf dieses Ziel würde der dämonische Wissenschaftler unermüdlich und unbeirrbar hinarbeiten. Das Ende der Treppe war erreicht. Kull und Rufus setzten ihren Fuß auf festen Boden, der plötzlich anfing zu beben. Kull wollte auf die Nebeltreppe zurückspringen, doch sie war nicht mehr vorhanden.
Im bebenden Boden bildeten sich Risse, als würde eine ungeheure Kraft von unten nach oben drücken, und im nächsten Moment brach der Boden knirschend auf.
***
Patschend setzte Adam Seagrove seine nackten Füße auf den Kunststoffboden. Er ging an den steinernden Seziertischen vorbei, die mit einer Blutrinne eingefaßt waren.
Dr. Barry Howard hatte keine Ahnung, daß sich ihm jemand näherte. Obwohl es nicht erlaubt war,
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