1452 - Die Vodoo-Mutter
Blick und sah ihren Sohn vor sich liegen, der einen erschöpften, aber auch gelösten Eindruck machte.
»Nun?«
Sheila ließ ihre Hände sinken. »Stimmt es wirklich?«
»Ja, warum sollte ich lügen?«
»Ich kann es kaum glauben, aber…«
»Keine Sorge, das Kreuz hat ihn gerettet. Wir haben genau das richtige Mittel gefunden.«
»Stimmt, John, jetzt weiß ich es auch.«
Ich stand auf. Das Lächeln verschwand aus meinem Gesicht, denn jetzt schossen mir Gedanken durch den Kopf, die alles andere als angenehm waren. Ich kannte meine Gegner persönlich nicht, doch ich wusste, dass sie hier einen verdammt perfiden Plan durchzogen.
Zuerst hatten sie Bill Conolly ausgeschaltet. Dann, als sie sich sicher sein konnten, dass er sich nicht mehr bewegen konnte, hatten sie sich Johnny vorgenommen. Wahrscheinlich rechneten sie damit, dass der Vater den Qualen und letztendlich dem Sterben seines Sohnes untätig zuschauen musste.
Perverser ging es kaum!
Aus dem Arbeitszimmer hörte ich die Stimme meines Freundes Bill. Er beschwerte sich lautstark. Was er rief, war nicht genau zu verstehen. Ich wusste auch nicht, wie viel er mitbekommen hatte, und wollte ihn nicht länger im Unklaren lassen, deshalb ging ich zu ihm.
Bill saß mit hochrotem Kopf auf der Couch. Sein Gesicht war mit kleinen Schweißperlen bedeckt.
»Was war da los, John? Ist es um Johnny gegangen? Was hat ihm das Schwein Kilgo angetan? Rede endlich!«
Ich konnte ihn gut verstehen und winkte mit beiden Händen ab.
»Ruhig, Bill, ruhig. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Es ist alles in bester Ordnung.«
»Er lebt?«
»Sicher lebt er!«
Bill schloss für einen Moment die Augen. Dabei verfluchte er sein Schicksal und wollte dann von mir wissen, was genau geschehen war.
»Ja, sie hatten es auf Johnny abgesehen. Nur konnten sie ihr Ziel nicht erreichen.«
»War er zu stark?«
»Das kann mal wohl sagen.«
Bill war kein Dummkopf. Er überlegte. Dabei blickte er mich fest an. »Warum, John, bin ich nicht so stark gewesen? Ist Johnny denn um so vieles besser als ich?«
»Nein, das glaube ich kaum«, erwiderte ich mit ruhiger Stimme und schaute dabei zu Boden.
»Du bist es gewesen, John!«
»Nicht ganz.«
»Dein Kreuz!«
Ich schaute wieder hoch und ihn an.
»Ja, es war mein Kreuz. Es hat Johnny gerettet.«
Bill ließ sich in die Kissen zurücksinken. Für einen kurzen Augenblick schlug er seine Hände vors Gesicht. Ich hörte ihn schwer atmen und konnte mir vorstellen, wohin seine Gedanken gingen.
Wäre das Kreuz in seiner Nähe gewesen, so hätte er seine Beine jetzt noch bewegen können. So aber konnte er weiterhin nicht mal stehen.
»Ich bin ja froh, dass wenigstens Johnny nichts geschehen ist«, flüsterte er schließlich. »Wenn ich daran denke, dass…« Er schüttelte den Kopf und wollte nicht mehr weiter sprechen.
Ich drehte mich um, weil ich hinter mir ein Geräusch gehört hatte.
Sheila und ihr Sohn betraten das Arbeitszimmer. Beide waren blass und schauten sehr ernst.
Bill hatte nur Augen für Johnny. Er hielt das Kreuz so offen in der Hand, dass wir es sahen.
»Danke, John.«
»Vergiss es.«
»Dann darf ich mich bei deinem Kreuz bedanken.«
»Meinetwegen.«
Er lächelte und streckte es mir entgegen. »Hier, es gehört dir.«
Ich hob meine Arme nicht an. »Behalte es vorerst bei dir. So kannst du sicher sein, dass es dich nicht noch mal erwischt.«
»Und was ist mit dir?«
Mein Lachen klang schon ein wenig unecht. »Was soll mit mir sein?«, sagte ich. »Wahrscheinlich schaffe ich es auch ohne das Kreuz. Vorausgesetzt, wir bleiben nah zusammen.«
»Hier im Haus bestimmt.« Johnny lächelte. »Daran habe ich auch schon gedacht!« Danach ging er zu seinem Vater und setzte sich zu ihm auf die Couch, die lang genug war.
Ich ging aus dem Zimmer. Im Flur blieb ich stehen. Ich wollte die Familie allein lassen.
Sheila kam mir nach. Sie schaute mir länger ins Gesicht, bevor sie ihre Frage stellte.
»Ich gehe mal davon aus, dass es noch nicht vorbei ist – oder?«
»Das denke ich auch.«
»Fühlst du dich hier sicher, John?«
»Sagen wir so, Sheila: Zunächst mal sind wir hier zusammen. Das ist auch etwas. Wir sind in der Lage, uns zu verteidigen. Im Moment ist das sehr wichtig. Und dann haben wir noch einen Trumpf in der Hinterhand, von der die andere Seite nichts weiß: Suko.«
»Schon. Aber…«
»Er wird das Haus von außen beobachten und uns Bescheid geben, wenn etwas nicht stimmt. Glaube mir, auf ihn können wir
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