1452 - Die Vodoo-Mutter
wird. Er hat ihn herbestellt, damit er sich draußen mal umsieht.«
»Sehr gut.« Bill nickte. »Es kann durchaus sein, dass sie plötzlich hier auftauchen, um herauszufinden, warum sie einen Misserfolg erlebt haben. Möglich ist alles. Ich habe da schon meine Befürchtungen, das kann ich laut sagen. Kilgo hasst uns. Er hasst uns wie die Pest, weil wir praktisch einen Teil seines Lebens zerstört haben. Er kann keine Niederlagen hinnehmen. Er hat wohl mit den Mächten der Finsternis einen Bund geschlossen, und die werden ihm erklärt haben, so sehe ich es jedenfalls, dass er so gut wie unbesiegbar ist.«
»Und er hat das Messer!«, flüsterte Johnny, der wieder von seiner Erinnerung überwältigt wurde und die Schultern anhob. »Damit hat er gehäutet. Damit schneidet er Kehlen durch. Vielleicht ist er wieder auf der Suche nach einer neuen, frischen Haut, um damit irgendwelche Skelette bespannen zu können.«
»Hör auf, Johnny, bitte.« Sheila konnte es nicht mehr hören. »Das ist zu schlimm.«
»Aber wahr.«
»Mag sein. Ich will es nur nicht hören.«
»Sorry.« Johnny nickte seinen Eltern zu und wollte gehen. Da fiel ihm noch etwas ein. Er wandte sich an seine Mutter und fragte:
»Hast du eigentlich keine Angst?«
»Nein, nicht um mich!« Sie lächelte leicht verkrampft. »Ich bin ja nicht bei euch gewesen. Aber ich werde mir diesen Kilgo mal anschauen. Und ich möchte ihn dabei hinter Gittern sehen, denn er ist ein Mörder und Menschenverächter. Er muss sich der Gerichtsbarkeit stellen.«
»Hoffentlich klappt es.«
»Da ist auch noch John«, sagte Bill zu Johnny. »Ich finde, dass du mit dem Kreuz in seiner Nähe bleiben solltest. Ich glaube nämlich nicht, dass die andere Seite aufgeben wird. Jetzt hat sie die Chance und…«
Ein Schrei unterbrach ihn.
Er kam aus einem anderen Teil der Wohnung, und ihn konnte nur einer abgegeben haben.
Johnny rannte los!
***
Warten und mit der Furcht vor dem nächsten Angriff leben. So sah ich meine Lage. Ich fühlte mich schon ein wenig nackt, weil ich das Kreuz abgegeben hatte, aber das hatte einfach sein müssen, denn ich ging davon aus, dass Johnny noch immer in Gefahr schwebte.
Wer steckte dahinter? Wer zog die Fäden? Der Gedanke an die Macht des Voodoo ließ mich nicht los. Ich hatte ja meine Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln können und schon so manchen Kampf gegen diesen uralten Zauber ausgefochten.
Nicht nur in der Karibik oder in Afrika, der eigentlichen Heimat des Voodoo, sondern auch hier in London. Deshalb war es für mich nicht mal überraschend, dass ich wieder mal damit konfrontiert wurde. Ich hätte nur zu gern gewusst, wer dahinter steckte.
Kilgo hätte mir das bestimmt sagen können. Doch dazu musste ich ihn erst mal haben, was schwer genug sein würde.
Ich wartete. Allerdings nicht nur auf Kilgo, sondern darauf, dass sich Suko meldete, wenn er in der Nähe angelangt war. Er wusste schon, wie er sich zu verhalten hatte. Wichtig war, dass er auf dem Grundstück der Conollys blieb und sich dort an einem bestimmten Ort versteckte, von wo er einen guten Überblick hatte.
Ich hatte mich in einen ruhelosen Wanderer verwandelt. Die Conollys wollte ich allein lassen. Ich gehörte nicht zur Familie. Etwas Intimität sollte man auch den besten Freunden gönnen.
Als ich im dunklen Wohnraum stehen blieb, fiel mein Blick in den Garten.
Er war erhellt, ohne allerdings in einer Festbeleuchtung zu erstrahlen. Ich wurde nicht geblendet und war in der Lage, die Unterschiede wahrzunehmen.
Die Fläche des Gartens war leer. Kein Vogel zog seine Kreise. An manchen Stellen leuchtete das winterliche Gras in einem kalten silbrigen Schein. Er erfasste auch die Zweige der kahlen Büsche, die erst in einigen Wochen das neue Grün zeigen würden.
Endlich trat das ein, worauf ich gewartet hatte. Suko meldete sich durch einen Anruf auf meinem Handy.
»So, ich bin jetzt in der Nähe.«
»Wo genau?«, fragte ich.
»Noch nicht auf dem Grundstück. Ich werde es wohl von der Seite her betreten.«
»Ausgezeichnet. Hast du was gesehen? Ist dir was Verdächtiges aufgefallen?«
»Nein. Ein ruhiger Abend. Zu kalt, um die Leute zu einem Spaziergang zu verlocken. Was ist bei euch abgelaufen?«
Ich musste Suko reinen Wein einschenken und gab mehr stichwortartig meinen Bericht.
Mein Freund pfiff durch die Zähne. »Das ist verdammt hart, John. Das ist ein Schlag.«
»Weiß ich.«
»Dann versuchen sie es aus der Ferne. Bleibst du auch weiterhin bei deinem
Weitere Kostenlose Bücher