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1453 - Die ruhelosen Engel

1453 - Die ruhelosen Engel

Titel: 1453 - Die ruhelosen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinzunehmen. Wir gehörten zu den Menschen, die anders dachten und auch keinen Hehl daraus machten. Es war für uns wichtig, dass wir die Verschwundenen aufspürten. Die Frage war nur, wie wir das anstellen sollten.
    Der Hausmeister war unsere einzige Spur. Ich glaubte daran, dass sich die sechs Verschwundenen ihm aus einem bestimmten Grund gezeigt hatten. Sie hätten auch zu dem Dekan gehen können, aber nein, es war der Hausmeister gewesen.
    Die Tür wurde aufgestoßen. Leichenblass erschien die Vorzimmerdame. Sie schwenkte einige Blätter Papier und schien ziemlich durcheinander zu sein, denn sie schüttelte immer nur den Kopf.
    »Was ist denn passiert, Ellen?«, fragte der Professor.
    Ellen musste erst einmal tief Luft holen. Sie sah ziemlich derangiert aus. Nichts war mehr von ihrer Steifheit vorhanden.
    »Ich kann es nicht fassen. Hier – hier sind die ausgedruckten EMails. Ich habe auch Anrufe bekommen.«
    »Vom wem?«
    Da fing sie schrill an zu lachen. »Sie werden es nicht glauben, Professor. Ich sage Ihnen die Namen: Lester, Law, Fox, Wise und…«
    »Moment, Moment. Das sind doch die Namen der vor drei Jahren verschwundenen Studenten.«
    »Ich weiß.«
    »Und sie haben gemailt oder angerufen?«
    »Nein und ja.«
    »Was denn nun, verdammt!«
    »Bitte, Professor, entschuldigen Sie mich. Es waren die Eltern, und sie haben alle das Gleiche erklärt. Das stimmt, was ich Ihnen sage. Ich habe es mir nicht ausgedacht.«
    »Was denn?«
    Ellen musste einige Male schlucken, bis sie wieder sprechen konnte.
    »Sie alle haben ihre verschwundenen Söhne und Töchter in der vergangenen Nacht gesehen…«
    ***
    Es war wieder einmal eine dieser Überraschungen, mit denen man nicht hatte rechnen können. Wir hatten es gehört, aber niemand von uns reagierte. Wir schauten die Frau an, als wären wir Zuschauer in einem Kino und sie wäre jemand auf der Leinwand.
    Nur allmählich stellte sich heraus, dass wir hier einen zweiten Beweis für die Rückkehr der verschwundenen Studenten erlebt hatten, und wir schauten vor allen Dingen in das Gesicht des Professors, der alles verstanden hatte.
    Er konnte es nur nicht fassen und flüsterte: »Sagen Sie das noch mal, Ellen!«
    Sie hatte sich gegen ein Regal gelehnt und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann es nicht, Herr Professor. Es war für mich wie ein Schlag in den Magen. Mein Weltbild ist praktisch zusammengebrochen. Ich stehe da vor einem Rätsel.«
    Hilton nickte. Er klemmte einen Finger unter den Kragen, weil ihm wohl die Kehle zu eng geworden war.
    Ich meldete mich wieder. Genau in dem Moment, als der Hausmeister scharf auflachte.
    »Darf ich die ausgedruckten Mails mal lesen?«
    »Bitte.«
    Ich stand auf und holte sie mir. Die Namen sagten mir nichts, aber der Text war trotz seiner Knappheit schon beeindruckend. Die EMails berichteten davon, dass den Eltern tatsächlich ihre Söhne und Töchter begegnet waren.
    Ich legte die Blätter auf den Schreibtisch. Suko nahm sie an sich und las sie ebenfalls.
    »Das müssen wir wohl glauben«, kommentierte er.
    »Leider.«
    Ellen meldete sich wieder und wandte sich an den Dekan. »Was sollen wir denn jetzt tun, Professor?«
    Der Dekan wusste auch keine Antwort. Er hob die Schultern.
    »Keine Ahnung«, murmelte er tonlos. »Wenden Sie sich an die beiden Herren von Scotland Yard hier. Die können Ihnen sicherlich mehr sagen. Ansonsten bin ich ratlos.«
    »Sie sind von der Polizei?«
    »Ja!«, sagte Suko.
    Wir wurden angestarrt wie Wesen, die von einem anderen Stern gekommen waren.
    »Glauben Sie, was die Eltern der Verschwundenen da behaupten?«
    Ich hob die Schultern an. »Sie können sich nicht gleichzeitig alle dasselbe ausgedacht haben, Ellen.«
    Sie reagierte nicht auf meine Erwiderung, denn sie flüsterte vor sich hin: »Tote, die zurückkehren. Das gibt es doch nur in diesen komischen Filmen.«
    Suko räusperte sich und sprach mich danach an. »Wir sollten uns vielleicht mit den Eltern in Verbindung setzen und herausfinden, was sie genau gesehen haben.«
    »Ist eine Idee. Nur…«, ich lächelte kantig, »das sind sechs Adressen, die wir abklappern müssen.«
    »Es gibt Telefon.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Egal, wie die Dinge auch lagen. Viel verändert hatte sich nicht.
    Nach wie vor standen wir vor einem Rätsel, denn wir wussten nicht, wie es den sechs Verschwundenen gelungen war, wieder ins normale Leben zurückzukehren.
    Ich drehte mich dem Professor zu, der wie erschlagen in seinem Sessel saß. »Es könnte sein, Mr Hilton,

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