1454 - Solo für den Satan
seinen Bewegungen, die jedem Luftholen folgten.
»Du hast verloren!«, sagte ich. »Denn du musst wissen, dass die Hölle immer verliert.«
Einer wie Devil wollte es nicht glauben. Er gehörte zu den Menschen, die keine Niederlagen einstecken konnten, besonders dann nicht, wenn sie sich einmal für die Hölle entschieden hatten. »Du wirst zum Teufel fahren, Arschloch!«
Ich nickte und lächelte. »Das möchtest du, ich weiß. Aber das wird nicht eintreten.«
In unserer Umgebung war es ruhig geworden. Es wurden keine Kommentare abgegeben. Die Spannung wuchs. Devil war der King, er hatte sich Respekt verschafft, indem er sich als Freund der Hölle und des Teufels ausgegeben hatte, und nun lag er am Boden, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Er traf keine Anstalten, sich zu erheben. Davor musste ihn wohl eine innere Stimme warnen.
Ich genoss bewusst die Lage. Ich hatte auch vor, sie in die Länge zu ziehen. Dieser Satanist sollte vor aller Augen lächerlich gemacht werden. Und ich wollte den Beweis antreten, dass die andere Seite stärker war als die Hölle.
Als er sich in die Höhe schwingen wollte, stellte ich ihm einen Fuß auf den Leib. »Nicht doch, bleib liegen!«
»Willst du mich so killen?«
»Nein, ich habe etwas ganz anderes mit dir vor. Ich möchte gern einen Test durchführen.«
»Wieso?«
»Du liebst den Teufel. Die magst die Hölle. Aber es gibt auch das Gegenteil davon, und genau darauf habe ich in meinem Leben gesetzt.«
»Bist du ein Pfaffe?«
»Bestimmt nicht.«
»Was ist…« Er hätte weiter sprechen können, nur war das nicht mehr möglich, denn er musste zusehen, wie ich das Kreuz hervorholte und es ihm präsentierte.
»Nein!«, keuchte er. »Doch!«
Seine Augen bewegte sich hektisch. »Was hast du vor?«
Ich lachte auf. »Du fürchtest dich vor dem Kreuz?«, höhnte ich.
»Bist du so sensibel? Gibt dir die Hölle so wenig Schutz?«
Liegend schüttelte er den Kopf. »Das ist es nicht, verdammt, das ist es nicht.«
»Was dann?«
Ich hörte noch keine Antwort. Er quälte sich, und ich nahm mir die Zeit, einen Blick auf die übrigen Gäste zu werfen. Nicht alle waren über meine Aktion begeistert. Einige hatten die Köpfe zur Seite gedreht, um nicht sehen zu müssen, was bald folgen würde. Von einem Kreuz konnten sie nicht begeistert sein.
Ich konzentrierte mich auf die Tätowierung auf seiner Brust. Sie sah noch so hässlich aus wie zuvor. Die kalten blauen Augen schienen noch kälter geworden zu sein, und ich merkte deutlich, dass sich das Kreuz in meiner Hand erwärmte.
Also doch!
Das war kein Spiel mehr. Ich schaute nicht nur auf irgendein Tattoo auf der Brust, das sich jemand aus Spaß hatte einritzen lassen.
Das hier war etwas Besonderes. Ich musste davon ausgehen, dass es mehr als ein bloßes Abbild war. Möglicherweise war es sogar beschworen. Ein Geschenk der Hölle vielleicht.
Er nannte sich Devil. Er setzte auf den Teufel. Er war jemand, der andere Menschen traktierte und terrorisierte. Ich hatte es bei Karina erlebt, die er verachtete, und doch gab es Momente in seiner Existenz, in denen auch er von einer wilden Angst geschüttelt wurde, und so ein Moment war jetzt gekommen.
Das Kreuz gegen die Fratze.
»Nein!«, schrie er mir ins Gesicht.
»Doch!«, hielt ich dagegen und senkte die rechte Hand mit meinem Talisman…
***
Glenda Perkins war eine Frau, die sehr selbstständig handeln konnte, wenn es nötig war. Da sie in London lebte und in der City arbeitete, hatte sie lange überlegt, ob sie sich ein Auto zulegen sollte. Sie hatte sich dagegen entschieden, denn mit den U-Bahn oder auch mit den Bussen kam sie überall problemlos hin.
Wenn sie trotzdem mal ein Fahrzeug benötigte, dann meldete sie sich bei einer Bekannten. Sie hätte auch Jane Collins fragen können, um sich ihren Wagen zu leihen, doch die Detektivin hätte ihr wiederum zu viele Fragen gestellt, und so rief sie eine Bekannte an, um nach dem Leihwagen zu fragen. Glenda hatte zudem bei der Anschaffung des Ford Focus ein bisschen Geld hinzugesteuert.
»Klar, du kannst den Wagen heute haben.«
»Danke, Ruth. Ich hole ihn mir dann ab.«
»Wann?«
»Sofort?«
»Okay.«
Es hatte alles geklappt. Obwohl Glenda nicht tagtäglich fuhr, kam sie mit dem Focus gut zurecht. Sie ärgerte sich nicht mal über den dichten Londoner Verkehr, den sie ja nicht jeden Tag aushalten musste.
Sie fuhr zu der kleinen Pension, in der Chris Tucker untergebracht worden war. Er war noch nicht ganz fertig, und so
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