1454 - Solo für den Satan
einen Verdacht?«
»Untertauchen kann man schnell. Auch offen.«
»Wie meinst du das denn?«
»Indem man nicht mal ein Versteck benötigt. Das dürfte dir doch nicht so fremd sein.«
»Ja, das stimmt.«
Sie mussten nicht mehr lange fahren, und Glenda hätte sich gar nicht kundig zu machen brauchen, denn es fiel auf, dass nicht nur sie den Ort besuchen wollten. Man konnte zwar nicht unbedingt von einer Karawane sprechen, aber es waren schon einige Fans unterwegs. Mit Autos, alten Bussen, auch mir Motorrädern und sogar zu Fuß.
Wilde Gestalten, zumindest, was das Outfit anging. Viele Grufties, aber auch wilde Punks, die nicht eben harmlos aussahen.
Schnell konnten sie nicht fahren. Sie mussten immer wieder Gruppen von Menschen ausweichen. Auch mal warten oder hupen. Dass der Focus hin und wieder einen Schlag oder einen Tritt mitbekam, ließ sich nicht vermeiden, und Glenda verzog jedes Mal die Lippen.
Auch Chris war nicht eben begeistert. »Das tut dem Wagen nicht gut«, meinte er.
»Dabei gehört er mir nicht einmal.«
»Auch das noch.«
Je näher sie dem Gelände kamen, umso mehr Menschen sahen sie.
Es war jetzt besser, den Focus abzustellen, denn die Bühne kam bereits in Sicht. Sie war nicht besonders groß. Ein Stahlbaugerüst, das mitten im Gelände stand.
Glenda lenkte den Focus nach links. Sie rollte von der Straße auf das Feld.
Auf dem weichen Boden gruben sich die Reifen tief ein, aber sie blieben zum Glück nicht stecken.
Auch andere Fans hatten hier ihre Autos abgestellt. Manche waren mit Sprüchen versehen oder mit Totenköpfen bemalt.
Sitzplätze gab es keine. Wer immer sich setzen wollte, musste seinen Klappstuhl mitbringen, aber die Leute, die zu einem derartigen Event gingen, hatten die entsprechende Ausdauer, um die Zeit auch stehend zu verbringen.
Es war kalt. Den Wind spürte jeder. Cris war zuerst ausgestiegen.
Er wartete auf Glenda und schüttelte dabei den Kopf.
»Was hast du?«
»Ich denke nur darüber nach, dass dieses Gelände mal ein Friedhof gewesen sein soll.«
»Das ist es noch immer. Man hat die Leichen oder die alten Knochen nicht ausgegraben.« Glenda wies mit einer Armbewegung halbkreisförmig nach vorn. »Für dieses Event ist es der richtige Ort. Ricarda Hades wird sich hier wohl fühlen.«
»Wenn du meinst.«
Sie schlenderten zur Bühne hinüber. Die Fans strömten jetzt herbei. Sie bauten sich vor der Bühne auf und benahmen sich sogar diszipliniert. Einige hatten ihre Recorder mitgebracht, hörten alles mögliche wie Rock, Hip Hop oder Gruftie-Songs, aber man ließ sich gegenseitig in Ruhe. Es kam hinzu, dass jeder so viel an Platz einnehmen konnte, wie er wollte. Noch gab es keine Probleme.
»Wo stellen wir uns hin?«, fragte Chris.
»Nicht zu den anderen Fans.«
»Sondern?«
»Backstage.«
Chris Tucker bekam den Mund kaum zu. »Was? Du willst hinter die Bühne gehen?«
»Ja.«
»Das wird nicht klappen!«
Glenda schaute ihm in die Augen. Das Lächeln war nicht zu übersehen. »Wetten doch?«
Tucker winkte ab. »Allmählich glaube ich dir alles…«
***
Plötzlich sah ich die Angst in Devils Augen!
Nichts war mehr von seiner Großspurigkeit vorhanden. Den Teufel und die Hölle schien er vergessen zu haben und damit auch seinen Schutz, den er sich erhoffte.
Er sah nur das Kreuz.
Und er glotzte es an. Seine Augen standen weit offen. Mit dem Mund verhielt es sich ebenso. Er sah aus, als wollte er mir ins Gesicht schreien. Doch das Entsetzen schien seine Kehle zugeschnürt zu haben.
Der Glatzkopf setzte auf die Macht des Teufels. Sie hatte ihn bisher angetrieben, was nun vorbei war, denn jeder in der Gaststätte hörte den Schrei.
Es war ein verrückter, ein irrer Ruf. Man konnte ihn kaum in Worte fassen. Der Glatzkopf zuckte unter der Berührung des Kreuzes zusammen, das ich genau auf das Abbild der Teufelsfratze gepresst hatte.
Er schrie nur, und ich schaute zu, wie sich der Abdruck des Teufelskopfes verfärbte. Er verkohlte plötzlich, und es konnte auch durch ein heftiges Zucken des Körpers nicht aufgehalten werden.
Rauch wehte mir entgegen. In grauschwarzen Spiralen drehte er sich hoch. Ich nahm einen ekligen Geruch wahr. Verbrannte Haare oder verkohlte Haut.
Der Mann schrie nicht mehr. Er jaulte. Er war fertig, wand sich unter Schmerzen, die durch seinen Körper zuckten, obwohl ich mein Kreuz bereits von seiner Brust weggezogen hatte.
Was blieb zurück?
Zu einem eine zerstörte Fratze. Zum anderen der Gestank. Und die Fratze? Ich
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