1454 - Solo für den Satan
wollten ihn abwehren, aber die Zuschauer mussten sich plötzlich wie in einem Streifen mit Jackie Chan in der Hauptrolle vorkommen, denn Suko sprang praktisch aus dem Stand in die Höhe und rammte zielsicher seine Beine nach vorn.
Die Glatzköpfe schrien auf. Was Karina angetan worden war, verspürten sie jetzt am eigenen Leib, denn aus ihren deformierten Nasen strömte Blut.
Sie fielen in die Menge, und Suko wollte nicht, dass sie sich erholten. Er jagte ihnen nach, und er würde auch allein mit diesen beiden Halunken fertig werden. Meine Hilfe brauchte er nicht. So konnte ich mich um den Anführer kümmern.
Der Tätowierte hatte die Attacke noch nicht überstanden. Er lag auf dem schmutzigen Boden, stöhnte und hatte die Beine an seinen Körper gezogen. Aus seinen Augen liefen Tränen und hinterließen auf den Wangen nasse Flecken.
Es war ein Kreis entstanden durch neugierige Gäste. Es gab keinen unter ihnen, der nicht zu Boden gestarrt hätte, um dem Teufel einen Blick zuzuwerfen. Ob sie dem Teufel das Schicksal gönnten, war nicht zu erkennen.
Jemand öffnete die Tür. Kalte Luft fuhr wie ein kühler Geist in den verräucherten Raum und wirbelte die Schwaden durcheinander. Ich schaute kurz hoch und sah, wie Suko die beiden anderen Glatzköpfe nach draußen schaffte. Sie waren angeschlagen und konnten nicht normal gehen.
Der Teufel starrte mich an. Stand noch immer der Schmerz in seinen Augen?
Ja, aber ich entdeckte noch etwas anderes darin. Es war der Hass.
Ein irrsinniger Hass auf mich und vielleicht auch auf die ganze Welt.
Ich konnte einfach nicht anders und musste einen Blick auf die Teufelsfratze werfen, die so verdammt echt aussah. Das lag vor allem an dem Ausdruck der beiden Augen.
Das blaue Schimmern war nicht verschwunden. Mich wunderte, dass es aus einer besonderen Tiefe kam, als wäre dieses Schimmern noch innerhalb des Kopfes vorhanden.
Sehr ungewöhnlich. Mir kamen Zweifel. Ich durfte in Ruhe nachdenken, da mich von den anderen Gästen niemand angriff.
Aber der Glatzkopf war wohl bekannt. Ich wollte auch wissen, mit wem ich es zu tun hatte.
Deshalb rief ich in die Runde: »Wer kennt diesen Mann?«
Menschen können eine Wand aus Schweigen bilden. Ich erlebte das in den folgenden Minuten. Dabei wusste ich, dass sie ihn näher kannten, nur trauten sie sich nicht, etwas zu sagen. Wahrscheinlich wären sie sich wie Verräter vorgekommen.
Schließlich meldete sich hinter meinem Rücken doch eine Stimme.
Nur gehörte sie keinem der Gäste. Es war der Wirt.
»Tut mir Leid, Mister. Ich habe diesen Teufel heute zum ersten Mal gesehen wie auch die anderen. Das hängt wohl alles mit diesem verdammten Konzert zusammen, das heute Abend über die Bühne gehen soll.«
»Alles klar, Mister.«
Und doch kam mir jemand zu Hilfe. Hinter meinem Rücken meldete sich eine dünne Frauenstimme. Das Sprechen war mühsam für sie, aber sie riss sich zusammen.
»Ich – ich – kenne ihn. Alle kennen ihn eigentlich, aber sie haben Angst, das muss man verstehen.«
Ich drehte mich herum.
Karina kam unsicher auf mich zu. Sie hatte Mut gefasst und sich überwunden. Ihre Nase blutete nicht mehr. Das mit roten Flecken beschmutzte Taschentuch hielt sie in der rechten Faust, und aus ihren Augen rannen noch immer Tränen.
Vor mir blieb sie stehen. Mein Lächeln sollte ihr Mut machen, und sie versuchte sogar, es zu erwidern, bevor sie stockend anfing zu sprechen. Dabei deutete sie mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf den Mann am Boden.
»Es ist der Teufel!«
»Bitte?«
»Ja, der Teufel.«
»Bisher«, sagte ich, »habe ich gedacht, dass der Teufel anders aussieht, wenn man den Bildern glauben darf, die man in den entsprechenden Büchern sieht.«
»Er nennt sich Devil. Er weiß alles, sagt er.«
»Worüber?«
»Über die Hölle. Er ist Satanist. Schwarze Messen und so. Sie haben grauenhafte Taten begangen. Ich kann es einfach nicht wiedergeben, und ich weiß auch nicht, ob das alles stimmt. Aber er hat immer behauptet, Kontakt zum Teufel zu haben. Sie waren wie Brüder. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Danke, Karina, das reicht.«
Jemand kam, stützte sie und zog sie wieder zurück. So bekam ich Zeit, mich um den zu kümmern, der sich Devil nannte.
Sein Gesicht blutete nicht. Dafür wuchs eine Beule auf der Stirn.
Doch zwischen seinen Beinen befand sich noch immer das Schmerzzentrum. Von dort wühlten sich die Stiche weiter durch seinen Körper.
Aber langsam ging es ihm besser. Ich sah es an
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