1456 - Catwalk in die Hölle
dem Anheben ihrer Schultern. »Nun ja, es ist mehr eine Idee gewesen. Ob ich sie in die Tat umsetzen kann, das weiß ich nicht. Ich denke allerdings, dass der Vorschlag gut war.« Danach sprach sie die Einzelheiten an.
Sir James hörte mit unbewegtem Gesicht zu und gab zunächst auch keinen Kommentar ab, als Glenda nicht mehr weiter sprach.
Nur seine Augenbrauen ruckten in die Höhe.
»Die Idee ist nicht schlecht«, gab er nach einer Weile zu, wobei Glenda aufatmete, »allerdings hört sich dieser Einsatz auch verdammt riskant an.«
»Das wissen wir ebenfalls«, sagte Suko.
Glenda sträubte sich. »Ich bin unverdächtig. Mich kennt niemand. Eine Schülerin würde man mir nicht abnehmen. Die Reporterin schon, denke ich.«
»Da könnten Sie Recht haben«, sagte Sir James.
»Genau.« Glenda lächelte. Die Röte verschwand aus ihrem Gesicht. »Und es kommt noch etwas hinzu«, fuhr sie fort. »Ich brauche keine Waffe mitzunehmen, weil ich allein durch meine neuen Eigenschaften so gut wie selbst eine Waffe bin.«
Sir James runzelte die Stirn. »Ja, ich weiß, worauf Sie anspielen.«
Er räusperte sich. »In Anbetracht der gefährlichen Lage habe ich nichts dagegen. Eine Frau, die verbrennt, ohne dass das Feuer Spuren in ihrer Umgebung hinterlässt, ist schon etwas Besonderes, auf das wir ein Auge haben sollten. Wer sagt uns denn, dass sie bisher nur die einzige Person gewesen ist? Es könnten noch welche folgen oder schon vorher verbrannt sein. Ich denke, dass wir Glenda vorschicken können und Sie beide ihr Rückendeckung geben.«
Über den Vorschlag brauchten wir nicht länger nachzudenken.
Wir selbst hätten den Fall ebenso gesehen. Dennoch würde bei uns ein beklemmendes Gefühl zurück bleiben, das sagte ich auch.
»Sicher«, gab Sir James zu. »Aber wie würden Sie in diesem Fall vorgehen?«
»Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht.«
»Aber Miss Perkins, meine Herren, und das finde ich gut. Deshalb denke ich, dass Sie dem Plan ruhig zustimmen sollten. Vergessen Sie nur die Rückendeckung nicht.«
Ich nickte. »Ja, das werden wir.«
Sir James lächelte uns der Reihe nach zu. »Sie wissen, wo Sie mich finden können. Ich bin jedenfalls die ganze Zeit über für Sie erreichbar.« Er hatte nichts mehr zu sagen, nickte uns zum Abschied noch mal zu und ging.
Glendas Lächeln wurde von Sekunde zu Sekunde breiter. »Bitte, da habt ihr es!«
»Und wann willst du los?«, fragte ich.
Sie schaute auf die Uhr. »So schnell wie möglich. Zuvor allerdings muss ich mir noch meine Kamera holen, denn was ist ein Reporter ohne Fotoapparat?«
»Tu das«, sagte ich.
Glenda trat an mich heran und streichelte über meine Wangen.
»Und was habt ihr vor?«
»Wir werden aufpassen, dass dich die Hölle nicht verschlingt, meine Liebe.«
»Super, John. Es tut einem richtig gut, wenn man weiß, dass man die richtigen Freunde hat.«
»Du sagst es…«
***
Glenda Perkins musste nicht weit fahren. Man konnte sagen, dass die Schule noch in der City of London lag, allerdings südlich der Themse, wo sich der große Touristenstrom höchstens um die London Bridge versammelte und nicht in das Gebiet südlich davon.
Direkt am Südende von Tabard Gardens führte die Pardoner Street entlang, und hier fand Glenda ihr Ziel. Sie war nicht mit der U-Bahn gefahren, sondern hatte sich mit einem Taxi hinbringen lassen. Und sie war guter Laune, denn sie dachte an das Telefongespräch, das sie zuvor mit Lucius Frye geführt hatte.
Er hatte alles geschluckt. Sie war sogar als Reporterin willkommen, was Glenda wunderte. Normalerweise vergingen einige Tage Zeit, bis es zu einem Treffen kam.
In diesem Fall nicht. Da war Lucius Frye bereit, sie zu empfangen, und Glenda dachte über die Gründe nach. Wahrscheinlich wollte er sich so normal wie eben möglich geben, damit kein Verdacht auf seine eigentlichen Aktivitäten fiel.
Das Taxi hielt vor der Adresse. Glenda zahlte, stieg aus und schaute sich um. Sie musste sich so neugierig verhalten. Es konnte sein, dass man sie beobachtete. Umgezogen hatte sie sich nicht. Unter dem grasgrünen Strickmantel trug sie eine schwarze Cordhose und einen fleischfarbenen leichten Pullover mit einem vom Hals abstehenden Rollkragen. Der Riemen der Kamera hing über ihrer rechten Schulter, und einen kleinen flachen Recorder hatte sie sich auch eingesteckt.
Der Park lag an der linken Seite. Die Bäume allerdings versteckten sich teilweise hinter den recht hohen Fassaden der Häuser und reckten ihre
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