1456 - Catwalk in die Hölle
sprechen, in die du dich begeben könntest, aber ich denke dabei – nimm es mir nicht übel – an dein Alter.«
Au, da hatte ich etwas gesagt. Glenda starrte mich mit wahren Hexenaugen an, bevor sie mit einer gefährlich sanften Stimme fragte:
»Kannst du mir das genauer erklären, bitte? Bin ich dir zu alt?«
»Nein, mir nicht.« Ich winkte ab. »Um Himmels willen. Aber die Mädchen oder Frauen, die sich bei Frye um einen Job bewerben, die sind alle jünger als du. Das ist in dem Geschäft so üblich, und ich muss dir das nicht groß sagen. Sie kommen oft als halbe Kinder dorthin, und das bist du ja nun wahrlich nicht mehr.«
Glendas Gesichtsausdruck veränderte sich. Sie produzierte so etwas wie ein Lächeln. »Wenn du das so meinst, dann stimmt das schon.«
»Ja, so habe ich es gemeint.«
»Und damit kannst du bei deiner Bewerbung nichts reißen«, erklärte auch Suko.
Glenda gab nicht auf. Sie fuhr mit einer scharfen Bewegung herum und stützte beide Hände auf die Schreibtischplatte. Wieder war sie leicht wütend geworden, und diesmal erwischte es Suko.
»Wer sagt dir denn, dass ich mich um einen Job als Model bewerben will?«
»Ich hatte das so verstanden.«
»Dann solltest du dein Gehirn mal zusammen mit Johns durchspülen lassen. Nein, ich werde dieser Schule einen Besuch abstatten und erklären, dass ich als Reporterin komme, die einen Bericht über die Schule schreiben will. Das ist mein Plan. Ihr hättet erst einmal zuhören sollen, bevor ihr euer dummes Zeug von euch gegeben habt.«
Ihr Vorschlag stand im Raum, und wir konnten darüber nachdenken, was wir mit ihm anfangen sollten.
Ich kam mit einem Friedensangebot. »Nun ja, wenn das so ist, liegen die Dinge schon anders.«
»Das meine ich auch.«
»Und wann willst du deinen Plan in die Tat umsetzen?«, fragte Suko.
Glenda atmete zweimal tief durch, bevor sie auf die Anzeige tippte. »Die Schule hat auch am Abend geöffnet, wie man hier lesen kann. Also werde ich mich bald auf die Socken machen.«
»Ohne Anmeldung?«
»Ja.«
Suko und ich schauten uns an. So hundertprozentig standen wir nicht hinter Glendas Vorschlag. Wir kannten Frye nicht persönlich und hatten ihm noch nicht Auge in Auge gegenübergestanden, aber wir wussten über seine Aktivitäten Bescheid. Für uns stand fest, dass er Marsha auf dem Gewissen hatte, falls man bei ihm überhaupt von einem Gewissen sprechen konnte. Er war dank seiner Kräfte in der Lage, einen Menschen zu verbrennen, ohne dass dessen Umgebung davon in Mitleidenschaft gezogen wurde. Genau das deutete auf ein Machtpotenzial hin, dem Glenda wenig entgegenzusetzen hatte.
Sie sah mir an, woran ich dachte, und wehrte schon mit beiden Händen ab. »Vergiss es, John. Vergiss, was du sagen wolltest. Ich bin kein Kind mehr.«
»Aber auch nicht unsterblich.«
»Richtig. Nur solltest du nicht vergessen, dass ich mich wehren kann.« Sie wedelte mit beiden Händen. »Du kannst gegen Saladin sagen, was du willst, letztendlich habe ich ihm etwas zu verdanken, was er bereut, mich aber stark gemacht hat. Sollte es zu gefährlich werden, kann ich mich noch immer wegbeamen.«
»Und du glaubst, dass du das schaffst?«
»Klar. Sonst hätte ich es nicht gesagt.«
Wir kannten Glenda. Wir kannten ihren Willen und Dickkopf.
Wenn sie sich erst einmal zu etwas entschlossen hatte, dann führte sie es auch durch. Da kannte sie keine Verwandten.
Bevor wir eine Entscheidung treffen konnten, hörten wir, dass im Vorzimmer die Tür geöffnet wurde. Sir James war Sekunden später bei uns und schaute sich leicht verwundert um.
»Eine Konferenz?«, fragte unser Chef.
»So ähnlich«, gab ich zu.
»Geht es um die verbrannte Frau?«
Wir brauchten nicht zu fragen, woher er das schon wieder wusste.
Sir James war wie immer gut informiert. Er ließ sich mit der Spinne im Netz vergleichen, die ihre Fäden in alle Richtungen gesponnen hatte. »Ja, darum geht es«, sagte ich.
Sir James rückte seine Brille mit den dicken Gläsern zurecht und fragte: »Was haben Sie bisher herausgefunden?«
Ich gab eine präzise Antwort, mit der unser Chef zufrieden sein konnte, was er auch war, denn er nickte mehrmals. »Aber das ist nicht alles, denke ich. Es muss weitergehen.«
»Natürlich, Sir.«
»Und wie?«
»Glenda Perkins hat einen Plan.«
»Aha.« Mehr sagte Sir James zunächst nicht. Langsam drehte er sich zu Glenda hin um, die ihren Blick senkte, denn sie wusste nicht, was Sir James zu ihrem Vorschlag sagen würde.
Sie begann mit
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