1456 - Catwalk in die Hölle
alles. Ich denke, dass wir jetzt ein wenig mehr wissen.«
»Ja, ihr schon, aber ich nicht.«
»Wieso? Du…«
»Ihr habt ihn an der Angel, nicht?«
»So ähnlich.«
»Um was geht es denn?«
Ich hatte gewusst, dass sie diese Frage stellen würde, und verdrehte die Augen, obwohl sie es nicht sehen konnte.
»Das kann ich dir nicht sagen. Wir haben nur einen Verdacht, mehr nicht.«
Sie ließ nicht locker. »Dann geht es um die Mädchen.«
»Ja, das könnte sein.«
Sie pfiff leise durch die Zähne. »Muss man Angst um sie haben?«
»Wir werden es herausfinden. Ich wollte mir nur eine Auskunft darüber holen, was man über diesen Lucius Frye so redet.«
»Viel konnte ich dir ja nicht sagen.«
»Macht nichts, Sheila, den Rest finden wir heraus.«
»Und ihr sagt mir Bescheid, ob ihr fündig geworden seid?«
»Versprochen.«
»Dann viel Glück.«
Ich legte auf und warf Suko einen Blick über den Schreibtisch hinweg zu. Mein Freund hatte die Augenbrauen angehoben und wiegte den Kopf.
»Gewisse Dinge bleiben eben im Dunkeln, solange man nicht hineingeht und mit der Lampe nachleuchtet.«
Ich nickte. »Du hast Recht, mein Lieber. Und deshalb werden wir unsere Lampen mitnehmen.«
Er stand bereits auf. »Genau darauf habe ich gewartet…«
***
Glenda Perkins hatte die Türen zu beiden Seiten des großen Saals vorher nicht gezählt, aber jetzt sah sie, dass sich drei an der linken und drei an der rechten Seite öffneten und sechs junge Frauen ihre Kabinen verließen.
Es glich einem Auftritt, der die meisten Männerherzen hätte höher schlagen lassen. Die Frauen waren jung, und alle waren auf ihre Art und Weise schön. Sie hatten die Idealfiguren, die man von Models auf den Laufstegen erwartete.
Schlank, manchmal sogar zu schlank. Lange Beine, kleine Brüste und Arme, die ebenfalls recht dünn waren und an den Schultern hingen, als wären sie künstlich eingesetzt worden.
Glenda konnte nicht sagen, ob der Auftritt mit Lucius abgesprochen war. Er selbst hielt sich zurück, und für Glenda sah es so aus, als wäre sie den sechs Frauen überlassen worden.
Aber sie machten auf sie keinen aggressiven Eindruck.
Sie drückten die Türen nach dem Verlassen der Kabinen wieder zu. Es wurde kein Wort gesprochen. Es lief alles nach einer perfekten Choreografie ab, als hätte Lucius jede Bewegung mit seinen Schülerinnen einstudiert.
Natürlich waren sie bekleidet, aber man konnte nicht von einem Outfit sprechen, mit dem sie sich auf die Straße gewagt hätten.
Eine der jungen Frauen trug einen Strapsgürtel aus dunklem Leder, dazu rote Stiefel, ein knappes Lederbustier und eine sehr kurze rote Lederjacke. Auf dem Kopf mit dem hellblond gefärbten Haar saß eine Mütze, wie die Soldaten sie zu ihren Ausgehuniformen trugen.
Diese Person war Glenda am nächsten. Gemeinsam mit der jungen Frau, die gegenüber aus der offenen Tür getreten war, einen weiten bunten Rock trug und eine schwarze Jacke, die nicht zugeknöpft war, sodass die kleinen Brüste bei jedem Schritt hüpften.
Es war kein normaler Auftritt, das war Glenda klar, obwohl sie sich nicht auskannte. Es wurde weder gelacht, gesprochen noch gekichert. Es herrschte keine Nervosität, keine Hektik. Die Mädchen bewegten sich langsam und gemessen. Wie einstudiert oder auch ferngelenkt.
Die Blondine mit den Strapsen schnippte mit den Fingern, Es war das Zeichen für die anderen Mädchen, sich still zu verhalten Sieblieben dort stehen, wo sie gerade waren.
Glendas Herz schlug schneller. Als normal sah sie das hier nicht an. Sie kam sich vor wie in der Höhle des Löwen, in der sie um ihr Leben kämpfen musste.
Sie spürte, dass sich ihr Gesicht gerötet hatte, was ihr nicht gefiel, aber sie konnte nichts dagegen tun. Ihr war längst klar, dass mit diesen Mädchen einiges nicht stimmte, und sie spürte ihren Herzschlag als hartes Pochen.
Was wollten diese Mädchen von ihr?
Glenda hatte ihnen nichts getan. Trotzdem wehte ihr ein eiskalter Hauch von Feindschaft entgegen, der sie schaudern ließ.
Fünf Mädchen blieben im Hintergrund stehen. Nur eine war wichtig. Es war die Blonde, die wie eine Domina gekleidet war. Sie hatte sich in Bewegung gesetzt, ging mit gleitenden Schritten auf Glenda zu und sorgte dafür, dass beim Aufsetzen der Füße so gut wie nichts zu hören war. Bisher hatte Glenda nicht auf die Beleuchtung geachtet und sie einfach hingenommen. Das änderte sich nun. Sie erkannte, dass die in die Decke eingelassenen Lampen ihre Lichtstärke
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