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1457 - Bomben für Topsid

Titel: 1457 - Bomben für Topsid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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alle drei Stunden steuerten sie einen Bahnhof an.
    Dann krümmte er sich jeweils vor Angst, entdeckt zu werden. Er griff seinen Rucksack und lag still. Aber nie geschah etwas. Weder Ahker noch die Bewohner des Trukrek-Hun-Reichs waren offenbar an den Fangnetzen interessiert.
    Außerdem hätte man ihn vielleicht übersehen; staubig und grau, wie er war.
    Der Trinkmank tat ihm besonders leid.
    Shrukmes hatte Zuneigung zu dem sonderbaren Vogel gefaßt. Aus welchem Grund? Er wußte es nicht und scherte sich auch nicht besonders darum. Neuneinhalb Wochen lang war er noch der Träger des Amuletts Stern, dachte er sarkastisch. Wer wollte ihm seine Neigung verbieten?
    Sie passierten zehn Bahnhöfe. Insgesamt also dreißig Stunden Fahrt - und Shrukmes wußte nicht, ob er schon gestorben war oder noch lebte. Dann begannen die Schmerzen erneut. Er bemerkte es erst, als der Zug die Reise nicht wieder aufnahm, als ringsum der Lärm von Stimmen und Werkzeugen nicht wieder aufhörte.
    Es stank erbärmlich.
    Die Mischung aus Abgasen und Fäkalien reizte seinen Rachen. „Ruhig, Trinkmank", murmelte er. „Wir nehmen uns jetzt zusammen und schleichen hinaus ..."
    Das Fangnetz raschelte leise.
    Shrukmes schob zunächst die Beine vor, ließ sie hinabbaumeln und wartete, bis Leben in sie zurückgekehrt war.
    Anschließend kamen Rumpf und Schwanz an die Reihe. Zuerst wollten seine Beine das Gewicht nicht tragen, doch dann ging er in die Knie und entspannte sich.
    Eine schöne Erscheinung bot er!
    Kritisch sah der Ahker an sich herab. Er wirkte, als habe er ein Schlammbad genommen und sich anschließend im Straßendreck gesuhlt. Wie ein Vagabund - einer jener Topsider, die man nur mit einem Gefühl des Ekels und der Abneigung ansah.
    Einerseits kränkte ihn diese Eitelkeit.
    Aber auf der anderen Seite war Shrukmes froh darüber. Niemand würde an ihm Interesse zeigen. Alle würden um ihn einen Bogen schlagen.
    Er zog seinen Umhang hervor, legte ihn sich um und schloß das Kleidungsstück so, daß vom Amulett Stern nichts mehr zu sehen war. „Ein paar Minuten noch, Trinkmank...
    Dann lasse ich dich fliegen."
    Vorsichtig reckte er seinen Schädel aus dem Spalt zwischen den beiden Waggons.
    Der Trubel ringsum erschreckte ihn.
    Leibeigene des Imperators Trukrek-Anur liefen eilig herum, sie verständigten sich schreiend und hievten Postsäcke aus den Laderäumen.
    Gegenüber fuhr gerade ein weiterer Zug ein.
    Shrukmes sah, daß es sich um einen militärischen Transport handelte.
    In dem Moment entdeckte ihn einer der Leibeigenen. Der andere trug seine prunkvolle Uniform mit sichtbarem Stolz, mit Eitelkeit und überheblichem Gesichtsausdruck. Vermutlich handelte es sich um den Aufseher - um einen, der Befehle erteilte. „He, du!" schrie der Trukrek böse.
    Shrukmes erschrak heftig. Wie hätte er hoffen können, ungeschoren davonzukommen? Dreißig Stunden Qual für nichts... Und doch gab er sich noch nicht geschlagen.
    Erstaunt schlug er die Hände vor die Brust. „Meinst du mich, Herr?"
    „Ja, du da! Der schmutzige Penner!" Der Aufseher starrte ihn voller Überdruß an. „Verschwinde von hier! Glaube ja nicht, daß du als blinder Passagier zusteigen kannst!"
    Shrukmes glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu können. War es möglich?
    Verhörte er sich nicht? Aber nein! Er hatte unverschämtes Glück gehabt. Der Aufseher drohte ihm noch mit geballter Faust und wandte sich dann ab. Offenbar hatte er wichtigere Dinge zu tun.
    Gleichzeitig gab die Lokomotive einen kreischenden Laut von sich.
    Der Zug setzte sich in Bewegung.
    Shrukmes warf rasch seinen Rucksack auf den Bahnsteig und schwang sich hoch. „Du bringst mir Glück, Trinkmank", sagte er fröhlich. „Und dabei hätte ich dich fast umgebracht, vor ein paar Tagen im Turm von Ahk..."
    Wer ihm am Bahnhof begegnete, verzog mißbilligend den Mund. Niemand hielt ihn auf. In dieser widerwärtigen Kleidung wies nichts mehr darauf hin, daß er eigentlich aus dem Enshgerd-Ahk-Bund stammte.
    Vor dem Bahnhof verschluckte ihn das Treiben der Passanten.
    Das also war Hunnak, die Residenz des Trukrek Anur.
    Die Häuser standen weit auseinander.
    Viele waren weiß gestrichen, andere dagegen verwittert und schmutzig. Jedoch war allen die Höhe gemeinsam. Es gab kaum ein Bauwerk, das weniger als fünf Stockwerke hoch gewesen wäre, und einige von ihnen erstreckten sich über mehr Fläche als sein ganzes Dorf. Über ganz Hunnak lag der Gestank, den er schon im Bahnhof gerochen hatte. Er gewöhnte sich

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