1457 - Ediths Leichenwelt
der grünhaarigen Frau. Kat wurde gegen den Container geschleudert. Die Welt um sie herum verschwamm. Sie sah die berühmten Sterne vor ihren Augen in die Höhe zucken, bevor ein nächster Hieb sie am Kopf traf. Direkt in der Stirnmitte.
Erneut flog ihr Kopf nach hinten. Er prallte gegen den Container.
Das Metall war härter, und Kats Bewusstsein trudelte ins Nichts, während sie zu Boden sackte, wo sie regungslos liegen blieb…
***
Zuerst steckte Edith Jacum das Messer weg. Über dem Schürzenkleid trug sie einen braunen Mantel mit Innentaschen. Eine davon nahm das Messer auf. Sie war zufrieden. Sie lächelte und schaute sich dabei um.
Die Wagen der Bullen standen noch immer am selben Ort. Zeugen entdeckte sie nicht. Es war keiner da, der in ihre Nähe kam und der hätte beobachten können, was hier geschehen war.
Besser konnte es nicht laufen.
Und der Twingo stand auch nicht weit entfernt.
»Das kommt, wenn man zu neugierig ist«, murmelte sie. »Aber gut, dass du es gewesen bist.« Sie bückte sich und streichelte über den Kopf der Bewusstlosen.
Danach schob sie die Hände unter die Achselhöhlen und zog Kat in die Höhe. Sie wollte sie nicht liegen lassen. Diese junge Frau war ihr einfach zu wichtig.
In den folgenden Sekunden bewies Edith, welch eine Kraft in ihrem mageren Körper steckte. Es war überhaupt kein Problem für sie, die Person anzuheben. Locker schleifte sie sie weg, und auch auf der kurzen Strecke bis zu ihrem Twingo wurde sie nicht gesehen. Außerdem achtete sie darauf, dass zwischen ihr und den Häusern der Wagen als Deckung stand.
Es lief gut.
Kat fand ihren Schlafplatz auf dem Rücksitz. Edith musste noch ihre Beine anwinkeln und drapierte eine Decke über die Gestalt.
Danach setzte sie sich hinter das Lenkrad. Das Haus mit ihrer Wohnung interessierte sie nicht mehr. Der zweite Wohnsitz war ihr viel wichtiger, denn wohler fühlte sie sich in ihrem Bunker.
Sie dachte daran, wer dort auf sie wartete.
Zwei Tote!
Diese Tatsache ließ sie auflachen. Und sie lachte noch stärker, wenn sie daran dachte, was diese junge Kat zu sehen bekommen würde, wenn sie erwachte…
***
Tanner pustete die Luft aus. Er wusste, was auf ihn und seine Leute zukam, und genau das bereitete ihm Sorgen. Auf der anderen Seite konnte er zufrieden sein, denn wir hatten den Begriff Ghoul erwähnt. Das war zwar alles noch kein Beweis, doch die Spuren deuteten darauf hin.
Wir hatten uns zu dritt in das winzige Bad zurückgezogen. Es kam nicht oft vor, dass Tanner sich eine seiner Zigarren anzündete, in diesem Fall musste er einfach lospaffen. Seine Stimme klang aus einer Rauchwolke hervor.
»Ich habe verstanden, was ihr gesagt habt«, murmelte er. »Und damit wäre ich außen vor, oder?«
Ich musste ihm zustimmen. »Ja, wenn diese Edith Jacum wirklich ein Ghoul ist, dann schon.«
»Sehr gut. Die Untersuchungen bleiben natürlich an uns hängen«, fuhr er fort. »Jetzt müsst ihr euch darüber Gedanken machen, wie es weitergehen soll.«
»Edith Jacum finden«, sagte Suko.
»Und wo?«
Ich hob die Schultern und zeigte die gleiche Reaktion wie Suko.
Wir hatten keine Idee. Eine Großfahndung nach einem Renault Twingo hätten wir einleiten können. Besser wäre es gewesen, wenn wir ein Foto von Edith Jacum gehabt hätten. In ihrer Wohnung war nicht ein einziges aufzutreiben gewesen.
Wir sprachen mit Tanner darüber. Der hob die Schultern, sprach von einem Zeichner, der ein Bild herstellen könnte, was nicht schlecht war, aber Zeit in Anspruch nahm.
»Habt ihr eine bessere Idee?«
»Nein«, sagte ich.
»Dann müssen wir es eben nach dieser alten Methode versuchen. Die Zeichnung vervielfältigen und sie an unsere Mitarbeiter verteilen. Das könnte uns auf eine Spur führen.«
Wir hatten das Bad inzwischen verlassen und standen im Flur. Ich murmelte vor mich hin: »Wer weiß mehr über diese Frau?«
»Frag Mrs Sauter noch mal.«
Ich nickte dem Chiefinspektor zu. »Ja, das machen wir. Kann sein, dass ihr noch etwas einfällt.«
»Ich bin dann bei meinen Leuten.«
»Gut.«
»Sieht übel aus, nicht wahr?«, murmelte Suko.
»Freude kann man dabei nicht gerade empfinden.«
Bevor wir bei Lilly Sauter schellten, schauten wir uns noch im Hausflur um. Es gab die Neugierigen noch. Ihre Zahl hatte sich sogar verdoppelt. Angesprochen wurden wir nicht. Als mein Blick über ihre Gesichter glitt, da überlegte ich, ob wohl unter ihnen jemand war, der mehr über Edith Jacum wusste.
»Lass es uns noch mal
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