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1458 - Die Mordkapelle

1458 - Die Mordkapelle

Titel: 1458 - Die Mordkapelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich der Friedhof befand. Großartig fragen wollten wir auch nicht. Es war besser, wenn wir uns unauffällig bewegten. Der Porsche hatte schon Aufsehen genug erregt.
    In den kleinen Orten befinden sich die Friedhöfe zumeist in der Nähe der Kirche. So war es auch hier. Als wir auf den Weg am Rande der Stadt einbogen, der zur Kirche führte, säumte nicht nur das zarte Grün der Birken unseren Weg, wir sahen an der linken Seite auch eine lange immergrüne Hecke, über deren Kanten hin und wieder die alten Grabsteine hinwegragten, wenn sie aus Figuren bestanden.
    Wir stellten den Wagen vor der Kirche ab. An der Tür flatterte etwas Weißes. Ich war neugierig, ging näher heran und las die Nachricht des Pfarrers, dass die nächste Messe erst wieder am Wochenende stattfand und er in Notfällen in der Nachbargemeinde zur erreichen war.
    Die Tür war abgeschlossen. Ich wandte mich wieder ab und sah meinen Freund Bill Conolly bereits an einem Tor stehen, das das Grün der Hecke unterbrach.
    Er winkte mir zu. Ich blieb neben ihm stehen und fragte: »Hast du was entdeckt?«
    »Nein. Zumindest nichts, was unnormal wäre.« Er lachte leise.
    »Hier herrscht eine Friedhofsruhe.«
    »Wie nicht anders zu erwarten.«
    »Schauen wir trotzdem nach.«
    »Wie du willst.«
    Wir stießen das Tor auf und betraten das kleine Reich der Toten, das gar nicht mal so klein war. Dafür recht alt, denn Bäume oder Sträucher wurden hier offenbar nicht gestutzt. Sie konnten wuchern, wie sie so wollten. Dennoch war es kein Dschungel, durch den wir schritten. Wir sahen die gepflegten Gräber. An manchen Grabsteinen sahen wir die Fotos der unter der Erde liegenden Menschen, ein Brauch, der sich immer mehr ausbreitete, und wir entdeckten auch die Bank, auf der ein älterer Mann hockte, der einen Cordhut auf dem Kopf trug. Als er uns hörte, drehte er den Kopf. Da wir ihm fremd und demnach nicht geheuer waren, straffte sich seine Haltung. Erst unsere freundliche Begrüßung ließ ihn wieder lockerer werden.
    »Hallo«, sagte ich und fragte: »Sitzen Sie schon lange hier?«
    »Geht Sie das was an?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich wollte Sie auch nur fragen, ob Ihnen vielleicht eine junge Frau mit einem Fahrrad aufgefallen ist.«
    »Hier auf dem Friedhof?«
    »Ja.«
    Er schüttelte den Kopf. »Hier fährt niemand mit einem Fahrrad herum. Hier nicht. Ich bin auch zu Fuß, und ich werde jetzt gehen.«
    Er griff nach der Tasche, die neben ihm stand, und erhob sich. In der Tasche klirrte es. Wahrscheinlich Werkzeug, das er mit sich schleppte.
    Er warf uns noch einen schiefen Blick zu und fragte: »Was tun Sie eigentlich hier in Hopewell?«
    »Wir haben jemanden besucht.«
    »Ah ja…«
    Mehr sagte er nicht und ging davon. Bill musste grinsen. »Ja, ja, die Dörfler. Sie sind schon komisch.«
    »Du sagst es.«
    Bill schaute sich um. »Was meinst du? Sollen wir uns noch etwas umsehen, oder hast du die Nase voll?«
    »Wir haben doch Zeit.«
    »Okay, dann suchen wir nach der lebenden Toten. Oder nach derjenigen, die nicht zu atmen braucht.«
    »Das ist besser ausgedrückt. Ich sehe diese Vanessa Blair nicht unbedingt als weiblichen Zombie an.«
    »Stimmt. Dagegen hätte ich auch etwas.«
    Es war einer der breiteren Wege, über den wir gingen. An vielen Stellen geharkt, aber das alte Laub wurde aus irgendwelchen Verstecken immer wieder herbeigeweht.
    Die Stille blieb. Fremde Laute hörten wir nicht, bis zu dem Moment, in dem wir zugleich stehen blieben.
    Ein kurzer Blick nur. Jeder sah das Einverständnis in den Augen des Anderen, und Bill flüsterte: »Da singt jemand!«
    Tatsächlich hörten wir eine recht helle Stimme. Leise zwar, aber es war die Stimme einer Frau.
    »Das könnte sie sein«, meinte Bill.
    Ich enthielt mich einer Antwort. Der Gesang war wichtig. Wir mussten nur herausfinden, wo sich die Person aufhielt, die dort sang. Wahrscheinlich auf dem Friedhof. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Gesang von außerhalb der Mauern herkam.
    Die Stimme blieb in der gleichen Lautstärke, auch wenn hin und wieder nur ein Summen zu hören war. Manchmal verstummte der Gesang auch. Dann sprach die Stimme, und wir wurden wieder an die Aussage von Wilma Lansbury erinnert. Sie hatte die angebliche Tote mit den Toten sprechen gehört.
    Ich wartete nicht länger und suchte mir einen stabilen hohen Grabstein aus, auf den ich steigen konnte. Das war zwar nicht im Sinne des Erfinders, doch darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen.
    Nur von einer gewissen

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