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1458 - Die Mordkapelle

1458 - Die Mordkapelle

Titel: 1458 - Die Mordkapelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Höhe aus hatte ich einen besseren Überblick.
    Auf der Kante blieb ich stehen. Sie war zwar etwas schmal, aber mein Freund Bill eilte hinzu und hielt mich fest.
    »Ich will ja nicht, dass du dir noch den Hals brichst.«
    »Danke.«
    Mein Blick schweifte über einen bestimmten Teil des Friedhofs, denn ich schaute in die Richtung, aus der uns der Gesang bisher entgegen geweht war. Das war jetzt nicht mehr der Fall. Die Richtung hatte sich verändert. Die singende Person musste einen neuen Weg eingeschlagen haben. Ich drehte den Kopf und den Körper ebenfalls.
    Es war gut, dass Bill mich hielt, denn die Oberkante des Grabsteins war recht rutschig.
    Plötzlich sah ich sie und hielt vor Überraschung den Atem an.
    Wenn das ein Zombie war, wollte ich einen Besen samt Stiel verschlucken. Ich hatte bereits einige böse Erfahrungen mit Zombies sammeln können, doch eine derartige lebende Tote war mir noch nicht untergekommen.
    Sie fuhr Rad!
    Sie trug einen Jogginganzug.
    Hinzu kam, dass sie so fröhlich war, vor sich hin sang und dann, wenn sie den Gesang unterbrach, mit irgendjemandem sprach, der für mich nicht sichtbar war. Aber dabei konnte es sich nur um Tote handeln, die in ihren Gräbern lagen.
    Ich verstand nichts, weil sie zu weit entfernt war. Und ich sah sie auch nicht permanent, denn ab und zu verschwand sie hinter Hindernissen. Sie fuhr an Büschen vorbei, aber sie drehte auch enge Kurven, um einen Teil des Wegs wieder zurückzufahren.
    Wenn sie auf der Seite blieb, war das ideal. Dann brauchten wir nur quer über das Gelände zu gehen, um sie zu erreichen.
    Als ich in die Knie ging, wusste Bill Bescheid. Er trat etwas zurück, damit ich ungefährdet vom Grabstein springen konnte. Ich sah seinen fragenden Blick auf mich gerichtet und sagte nur: »Wir müssen hin.«
    »Gut. Und was läuft dort ab?«
    »Eine Ein-Frau-Party.«
    »Wie?«
    »Ja, sie scheint ihren Spaß zu haben. Eine junge Frau mit blonden Haaren, die auf einem Bike sitzt und ihre Runden dreht.«
    »Als lebende Tote?«
    »So sieht sie nicht aus.« Ich schüttelte den Kopf. »Sie kam mir sogar recht fröhlich vor.«
    »Sollen wir sie uns anschauen?«
    »Das versteht sich.« Ich schärfte Bill noch ein, vorsichtig zu sein, dann liefen wir los. Um schneller an das Ziel heranzukommen, mussten wir quer über das Gelände laufen. Hindernisse gab es nicht nur als Grabsteine, es wuchsen auch Büsche so breit, dass wir immer wieder Zweige zur Seite drücken mussten. Und wir achteten dabei darauf, nicht mehr Geräusche zu verursachen als nötig.
    Da ich mich durch den Rundblick vom Grabstein her auskannte, ging ich auch vor. Bill blieb hinter mir. Wir waren auf dem richtigen Weg, denn die Stimme klang jetzt lauter. Wir hörten die junge Frau singen, und auch ihre Fröhlichkeit war geblieben.
    Als wir einen schmalen Weg erreichten, blieben wir stehen. Wir entdeckten die Person auf dem Rad. Sie fuhr freihändig, kam von links und grüßte nach allen Seiten. Dabei sprach sie mit den Toten.
    Sie lachte und versuchte manchmal, sie zu trösten.
    »Keine Sorge, euch wird es bald besser gehen. Schaut mich an, mir geht es auch gut…«
    Sie fuhr jetzt Schlangenlinien, musste den Lenker anfassen, um nicht zu stürzen, dann trat sie wieder in die Pedale, als hätte sie es besonders eilig.
    Sekunden späte war sie mit uns auf gleicher Höhe. Bill und ich hatten den schmalen Weg verlassen und standen geduckt hinter einem Strauch, der uns eine einigermaßen passable Deckung bot.
    Sie sang wieder, hüpfte mit dem Hinterteil auf dem Sattel auf und nieder und brach den Gesang plötzlich ab. Das passierte genau an dem Ort, als sie sich mit uns auf gleicher Höhe befand.
    Ich erlebte den Wärmestoß auf meiner Brust!
    Das Kreuz.
    »Komm«, sagte ich zu Bill und startete…
    ***
    Die angebliche Tote befand sich nicht weit von uns entfernt. Es wäre kein großes Problem gewesen, sie zu stellen, aber sie hatte einen Vorteil. Nicht nur, dass sie uns geortet hatte, ihr war auch bewusst geworden, dass wir nicht eben zu ihren Freunden zählten. Dementsprechend handelte sie.
    Die Pause dauerte kaum länger als zwei, drei Sekunden. Im nächsten Augenblick stieg sie in die Pedalen und jagte davon. Das passierte, als wir erst die halbe Distanz hinter uns gebracht hatten. Einholen konnten wir sie nicht, da hätten wir schon fliegen müssen.
    Außerdem kannte sie sich auf dem Friedhof aus, sodass wir das Nachsehen hatten. Sie fuhr in eine Rechtskurve, wir hörten noch ihren Schrei, dann war

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